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RÖDELSEE
Streit um „kulturelle Identität“: In Rödelsee wurde aus dem Martinsumzug ein Lichterfest
KINA - Sankt Martin, der Mantel und ein Weckmännchen       -  Der Umzug zu Sankt Martin heißt in Rödelsee neuerdings Lichterfest. Warum das so ist, fragte ein Leser die Redaktion und die dann das BRK.
Foto: Julian Rettig | Der Umzug zu Sankt Martin heißt in Rödelsee neuerdings Lichterfest. Warum das so ist, fragte ein Leser die Redaktion und die dann das BRK.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:37 Uhr

„Tradition und unsere eigene kulturelle Identität“ sind Martin Wandler wichtig. In einem Brief an die Redaktion dieser Zeitung hebt der Rödelseer das ebenso hervor wie seinen Ärger, weil in seiner Heimatgemeinde aus dem Martinsumzug ein „Lichterfest“ geworden ist.

Dazu schreibt er: „Die Angst davor, Migranten auszuschließen, ist groß – der Ärger über diese Angst noch größer.“

Verärgert zeigt sich Martin Wandler auch darüber, dass der Begriff „Kindergarten“ zunehmend verschwindet. Auch hier führt er Rödelsee als Beispiel an: Aus dem Kindergarten sei „Kinderhaus BRK Rödelsee“ geworden.

Die Änderungen der Begriffe kann er nicht nachvollziehen: „Ich halte viel von Toleranz und Rücksichtnahme, nichts halte ich aber von denen, die meinen, dass wir in unserem eigenen Land unsere Traditionen und unsere eigene kulturelle Identität aufgeben sollten.

Er schließt mit der Frage, ob „diese Umbenennungen aus Gedankenlosigkeit geschehen – oder ob da Absicht oder sogar System“ dahinter stecke?

Gibt man die Frage an das BRK weiter, begründet Denise Schuster von der Pressestelle den Namen der Einrichtung, die seit Anfang 2021 vom BRK betrieben wird, so: Kinderhaus sei „ein feststehender Begriff, der aussagt, dass es sich um eine Einrichtung handelt, in der mehrere Formen der Tagesbetreuung untergebracht sind. In diesem Fall: Kinderkrippe und Kindergarten, sprich eine Kindertagesstätte von 0 bis Schuleintritt.“ Dagegen betreue ein Kindergarten Kinder erst ab dem vierten Lebensjahr, eine Kinderkrippe jede, von 0 bis in der Regel zum Beginn des vierten Lebensjahres.

Weiter heißt es: „Das BRK ist ein konfessionsfreier Träger, sodass wir in der Einrichtung keine religiösen Feste feiern, zu denen auch das Martinsfest bzw. der Martinsumzug zählen. Die Konfessionsfreiheit leitet sich aus den sieben Grundsätzen des Roten Kreuzes ab und ist Teil unserer Konzeption, die somit explizit auch Familien anspricht, die nicht Teil einer ACK-Gemeinschaft sind. Eltern und Kindern wird mit dem Lichterfest ein Alternativangebot geschaffen, das nicht an kirchliche Traditionen anschließt.“

Für die Einrichtung in Rödelsee würden konzeptionelle Absprachen von einem Kindergartenbeirat getroffen, der auf einen Konsens auf breiter Basis achte. Abschließend heißt es: „Religiöse Bildung wird in unseren Einrichtungen als freiwilliges Angebot im Rahmen des offenen Konzepts angeboten.“

 
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  • Martin Heberlein
    Es sind inzwischen weniger als 50% der Deutschen Mitglieder einer christlichen Kirche. Aktiv sind nach Schätzungen hiervon höchstens wiederum die Hälfte, also insgesamt höchstens 25% der Deutschen. Wie kann diese Minderheit eigentlich darauf bestehen, dass alles nach wie vor in ihrer Begrifflichkeit ausgedrückt werden muss? Die Welt ändert sich - und damit auch die Sprache, die diese Welt (möglichst zutreffend) benennt.
    Den Christen bleibt selbstverständlich unbenommen (wie auch den Moslems und den Juden), IHRE Feiertage und Veranstaltungen selbst zu bennenen. Aber konfessionsneutrale Verbände dürfen sich natürlich auch konfessionsneutrale Bezeichungen suchen.
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  • Andreas Bracharz
    Die Mitglieder des BRK sollten überlegen ob ihre Beiträge bei dieser Organisation gut aufgehoben. Auch bei der nächsten Straßen- oder gar Haussammlung sollte man deutlich machen ob ein konfessionsloses Unternehmen unterstützungswürdig ist. Auch bei den Spendenaufrufen sollte man überlegen ob eben eine Parallelorganisation dies genauso kann. Wäre man konsequent würden 25% Minderheit auf der Schiene des Geldes sicher etwas bewirken. Schade, dass Blutspenden nur über das BRK laufen - an den damaligen Skandal sei auch einmal erinnert, dass Blut in andere Gebiete dieses Erdballs verkauft (!) wurden. Naja, das war vielleicht eine Vorform von Globalisierung , die man schon mal ausprobieren möchte.
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  • Peter Heinrich
    mal gespannt, wann z.B. Ramadan und Zuckerfest, Rosch ha-Schana, Jom Kippur, Vesak Pujja (buddh.) oder Durga Puja (hinduistisch) auch mit neuen Livestyle-Namen versehen werden.
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  • Ralf Hofmann
    Sehr geehrter Herr Weichhan,
    warum eine so reisserische Überschrift, wenn es im Artikel zu 95% um die Begrifflichkeiten Kinderhaus vs. Kindergarten geht? Warum steht nichts zu den Recherchen zur Umbenennung? Das wäre wirklich hilfreich, denn dann könnte es ein guter Beitrag sein zur Diskussion über eine fehlinterpretierte Toleranz.
    So ist es nur relativ unwürdiges Getöse.
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  • Frank Weichhan
    Hallo Herr Hofmann, es gab die Frage eines Lesers und es gibt die entsprechende Antwort des BRK - ich kann wirklich nicht erkennen, wo das "unwürdige Getöse" sein soll. Viele Grüße aus der Redaktion! Frank Weichhan
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  • Ralf Hofmann
    Aber was ist die Antwort des BRK zur Umbenennung in "Lichterfest"? Dazu kein Wort. Auch wenn der BRK sich nicht äußert, müsste das doch erwähnt werden. Oder freuen Sie sich jetzt, wenn Ihr Artikel als Referenz für diese unsäglichen Social Media-Posts dient, die da landauf/landab behaupten aus Weihnachten würde Jahresendfest usw. und eben auch, dass aus St. Martinsumzug Lichterfest werden würde.
    Hier muss seriöser Journalismus doch mehr als eine Überschrift bieten.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Den Rot-Kreuz (!)- Kreisverbänden sei nahegelegt, die hier vorgeschobene Neutralität dann auch konsequent umzusetzen!
    Ich war mal irgendwann Mitarbeiter dieser Hilfeorganisation, da gab es, ernsthaft, Weihnachtsfeiern für die Beschäftigten.
    Und über das Firmenlogo im Zusammenhang mit der vorgegebenen Neutralität in Sachen Weltanschauung brauche ich hier nicht weiterzuschreiben!
    Auf eine folgerichtige Sache bei der Entscheidung weg von St. Martin hin zum Lichterfest möchte ich doch noch verweisen:
    Der heilige Martin von Tours hat seinen Mantel, zumindest die Hälfte davon, völlig kostenfrei zur Verfügung gestellt; derartige Selbstlosigkeit habe ich bei dieser Hilfeorganisation ❌ nie wahrgenommen, umsonst gibts da GARNIX.
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  • Patrick Rettner
    Dann kann man ja nur hoffen, dass mit Weihnachten und Ostern genauso konsequent umgegangen wird.
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  • Gerhard Kreßmann
    Ich glaube, dass es Kindern und Eltern heutzutage meistens nicht mehr bewusst ist welchen Ursprung der Martinsumzug hat. Ausserdem sollten sich Menschen, die nicht aus unserem Land sind, durchaus an Traditionen in Deutschland gewöhnen können. Egal ob religiösen Ursprungs oder nicht.
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  • Richard Baumann
    Wer so mit den Traditionen bricht und alles globalisieren will, der darf sich auch nicht mehr "Bayerisches Rotes Kreuz" nennen. Dann muss auch hier ein globaler Name gewählt werden.
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  • Matthias Rothkegel
    Wäre es dann nicht nur konsequent, wenn das BRK sich nicht mehr als Bayerisches Rotes Kreuz ausschreibt, sondern als Bayerisches Rotes Kristall?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Rotkreuz-_und_Rothalbmond-Bewegung#Roter_Kristall:_das_Zeichen_des_dritten_Zusatzprotokolls

    Und auch sein Logo entsprechend ändert?

    Wie Sie schon sagen wäre es nicht schlecht dieses "bayerisch" zu entfernen, denn es riecht so nach Bier, CSU und Schweinsbraten!

    Wie wäre es mit URK?
    Universelles Rotes Kristall?

    Wobei rot ja auch irgend wie negativ konjugiert ist, wenn man zB an die Rote Armee Fraktion denkt...

    Vielleicht UGK?
    Universelles Grünes Kristall?
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  • Susanne Orf
    Warum begeht das Kinderhaus dann überhaupt ein "Lichterfest"?
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  • Jürgen Dolling
    Weil's so schön im Dunkeln leuchtet. Rabimmelrabammelrabum. Das ist die Philosophie, die dabei vermittelt wird. Da ist mir der Martin von Tours viel lieber. Man muss ihn ja nicht als Heiligen verehren.
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