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FAHR/SULZFELD
Aus Liebe zu Franken und Oldtimern
Sachs-Classic 2015       -  Fahren wie Gott in Franken': Dieses Motto galt wieder für die Teilnehmer bei der 16. Sachs-Franken-Classic mit ihren bildschönen historischen Fahrzeugen. Hier bei  tollen Empfang in der Kitzinger Fußgängerzone .
Foto: Norbert Hohler | Fahren wie Gott in Franken": Dieses Motto galt wieder für die Teilnehmer bei der 16. Sachs-Franken-Classic mit ihren bildschönen historischen Fahrzeugen. Hier bei tollen Empfang in der Kitzinger Fußgängerzone .
Norbert Hohler
Norbert Hohler
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:53 Uhr

Im sonst so beschaulichen Fahr ist schon am frühen Pfingstsonntag die Hölle los: 180 bildschöne Oldtimer werden erwartet, und deshalb haben sich Einheimische und Urlauber, Wanderer und Radtouristen dicht an dich aufgereiht, um die Teams der „Sachs-Franken-Classic“ zu begrüßen.

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In dem Weinort mit der weithin bekannten Mainfähre lassen sich die historischen Fahrzeuge in Ruhe bestaunen, denn für die Teilnehmer ist jetzt Frühstückspause angesagt: Es gibt Kaffee und Kuchen, Weißwürste mit Brezen, dazu stilgerecht Hefeweizen vom historischen Bierwagen der Brauerei Friedrich Düll. An den Tischen plaudern Fahrer und Beifahrer entspannt über den Samstag und die ersten Prüfungen des Sonntags.

Zum Beispiel Ulrich Adams aus Gerolzhofen, der am Start des zweiten Tages in Bad Kissingen die Tücken der Pfingstfeiertage zu spüren bekommt: Am Abend vorher wars zu spät zum Tanken, am frühen Pfingstsonntag ist eine im Bordbuch vermerkte Tankstelle geschlossen, eine andere wegen Baustelle nicht zu erreichen, und so ist der Mann mit seinem BMW 327 Sport Cabriolet von 1939 ein wenig in Zeitverzug, fährt weiter hinten im Feld als geplant. „Ich hörte, ihr habt Anlasserprobleme“, meint ein Zuschauer – so schnell machen Gerüchte die Runde.

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Ganz andere Sorgen haben die Organisatoren in Fahr. Parkende Oldtimer haben die Zufahrt zur Wertungsprüfung erst zum Nadelöhr gemacht, dann komplett versperrt. Beim Umleitungsversuch gibts auch leichte Konfusion – vermutlich der erste Verkehrsinfarkt in Fahr seit Menschengedenken. Die Zuschauer kommen auf ihre Kosten, der Streckensprecher schwitzt, weil die Autos jetzt gleich von zwei Seiten in die Prüfung starten. Aber irgendwie kriegen die fleißigen Helfer das Ganze dann doch souverän in den Griff

„Die Veranstaltung ist so besonders, weil zwischen Fahrern, Organisatoren und Helfern ein großer Zusammenhalt und viel Freude an der gemeinsamen Sache herrscht. Und weil Tausende Zuschauer klatschen, lachen, fotografieren, teilweise Picknick am Straßenrand machen“, kommt Johannes Solger ins Schwärmen. Der Wahl-Höchberger sitzt heute ausnahmsweise am Steuer des BMW, weil sich Uli Adams beim Skifahren eine Knieverletzung geholt hat, die Kupplung nicht treten könnte.

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Die beiden fahren zum fünften mal die Franken-Classic gemeinsam, für Adams ist es das zwölfte Mal. Und die beiden Nordlichter, die es beruflich in die Region verschlagen hat, sind richtige Franken-Fans geworden. „Meine Frau kommt aus Paderborn, dort hatten wir ein Haus. Und als wir hierher kamen, dachten wir: Okay, wir fahren jedes Wochenende nach Hause“, erzählt Adams. „Doch zu der Zeit war meine Schwester mit einem Kitzinger Arzt verheiratet, und wir sind gleich am ersten Wochenende auf einem Weinfest gewesen. Es hat uns so gefallen, dass wir von von da an nur noch in Franken unterwegs waren, nie mehr in Paderborn.“
 

Adams kennt sich sehr gut aus: Als wir Richtung Hallburg und dann links auf die schmale Straße nach Sommerach abbiegen, sind wir auf der Sparkassen-Allee. „Im Volksmund heißt sie Naser-Allee, weil der frühere Kitzinger Landrat und spätere Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes sämtliche Sparkassen damals erfolgreich darum gebeten hat, dort einen Baum zu stiften.“ Über 100 sind es geworden, fein säuberlich beschildert – und auf halber Strecke lädt auch noch die Rebzweig-Madonna, ebenfalls eine Stiftung der Sparkassen, zu einer kurzen Rast.

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Nach dem Abstecher im Gold-Dorf Sommerach gehts es am Kloster Münsterschwarzach vorbei weiter Richtung Kitzingen. In der Fußgängerzone stehen Einheimische und Gäste dicht an dicht, lauschen vor dem Rathaus den Erläuterungen des Streckensprechers. „Es ist wegen meiner Schwester für mich ein Heimspiel“ erzählt Adams, der einst für Siemens am AKW in Grafenrheinfeld in führender Position gearbeitet hat. Freunde winken, „wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr“.

Wir dürfen mit dem schönen Auto ausnahmsweise sogar an der Mainpromenade fahren. „Ich habe es Mitte der 1980er Jahre in einem Museum in Hamburg gekauft, in über fünf Jahren Arbeit auch dank der fachlichen Kompetenz und Hilfe von Helmut Feierabend aus Würzburg restauriert.“ Die Idee, sich mit Oldtimern zu beschäftigen, gab es schon vorher: „Meine Töchter kamen damals ins Disco-Alter. Ich wollte sie bei mir haben, sie für die Autos begeistern, und es hat geklappt: Sie fahren bis heute sehr gerne Oldtimer.“

Es geht weiter zur Zeitkontrolle nach Sulzfeld. Vor dem Weingut Brennfleck hat Alisia I. Aufstellung genommen: Zum Durchfahrtsstempel gibt es das schönste Lächeln der Weinprinzessin – Herz, was willst du mehr. Hugo Brennfleck genießt die lange Reihe automobilen Raritäten, angefangen von einem Bentley aus dem Jahr 1929: Der Weinguts-Chef ist selber Oldtimer-Fahrer, organisiert Ausfahrten und hat im letzten Jahr beim internationalen Bugatti-Treffen Teilnehmer aus der ganzen Welt für den malerischen Weinort begeistert.

Johannes Solger muss zwar jetzt am Lenkrad Schwerstarbeit verrichten, ist aber dennoch glücklich. „Durch so einen verwinkelten, geschichtsträchtigen Ort zu fahren, ist einfach herrlich.“ Mir als Gast auf dem Rücksitz kommt zugute, dass ich nicht zu den Größten im Lande gehöre. „Sonst sitzt da manchmal meine Frau“, erzählt Adams, während mich Streckensprecher oder Publikum je nach Gusto als Ballast, Trittbrettfahrer, Bremser oder Schwarzfahrer bezeichnen.

Ich bin mit den beiden noch unterwegs durch Frickenhausen, Ochsenfurt, Eibelstadt bis zum Stein in Würzburg. Und so fein das Mittagessen mit Blick auf die Stadt im Weingut Knoll auch war – insgeheim wäre dann doch gerne weiter bis zum Ziel in Bad Kissingen dabei gewesen. Getreu dem Rallye-Motto „Fahren wie Gott in Franken“. Aber 2016 gibts ja wieder eine neue Chance.

 
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