Eigentlich wollte Philip Aczél sein neues Hotel Tuchhaus am Volkacher Marktplatz am 1. April eröffnen. Corona machte dem Investor im ehemaligen Behringer Wirtshaus einen Strich durch die Rechnung. Durch die Pandemie-Beschränkungen öffnete der Gründer und ehemalige Inhaber von "art of chocolate" im Mai entgegen den Planungen zuerst sein Bistro Geniesserei. Am vergangenen Pfingstwochenende konnte er dann die ersten Hotelgäste begrüßen.
Vor gut sechs Monaten hatte der Volkacher Gastwirt Klaus Behringer sein Traditionswirtshaus und -hotel an Aczél verkauft. Es folgten Wochen des Umbaus und der Sanierung. "Eigentlich konnten die Firmen den Zeitplan gut einhalten – bis Corona im März kam", erzählt der neue Hotelbesitzer. Die Renovierungsarbeiten im Hotelbereich verzögerten sich.
Mit Öffnung der Biergärten und Gaststätten in Bayern konnte Aczél seine Geniesserei eröffnen, mit Innengastronomie und Außenbestuhlung mit Blick auf das historische Rathaus und den Marktbrunnen. "Ich habe hier in Volkach viel Zuspruch erfahren von den Stammgästen des ehemaligen Behringer und den Einheimischen. Es war sehr herzlich", schildert Aczél die Anfänge mit vielen Sympathien.
Beim Umbau, der letztlich reibungslos verlief, versuchte der Hotelier einen Bogen von der Tradition zur Moderne zu spannen. An Pfingsten kam der Run der Menschen auf eines der wohl schönsten Fleckchen in der Altstadt. Sowohl in der Geniesserei als auch im Hotel gab es kaum freie Plätze. "Viele Radfahrer kommen nach Volkach und suchen ein Quartier", freut sich der Hotelchef, der sein neues Arbeitszuhause mit Fingerspitzengefühl und fränkischem Flair eingerichtet hat. Im historischen Drei-Sterne Hotel mit Fahrradgarage und im kuscheligen Bistro können die Besucher der Weinstadt den Stadtkern in einer besonderen Atmosphäre erleben.
Das Tuchhaus am Marktplatz 5 bekam seinen Namen mit Rückblick auf den Bau des Gebäudes im 16. Jahrhundert, einer ehemaligen Färberei. Als das Handwerk der Tucheinfärbung keine Zukunft mehr hatte, wurde das Gebäude als Wohnhaus und später als Gasthof genutzt (um 1800). Im 19. Jahrhundert zogen die Färber wieder ein. Familie Behringer erneuerte 1985 das heute denkmalgeschützte Gebäude und verwandelte es in ein Hotel mit Gasthof. Aczél bezeichnet das Tuchhaus als "Boutique-Hotel". Das heißt: "klein, fein und der Chef sagt selbst Hallo".
Unkompliziertheit lautet die Devise in seinem Unternehmen und Regionalität hat im Bistro oberste Priorität. Käse, Speck, Spirituosen, Bier und Wein kommen aus Volkach und dem Landkreis. "Wenn wir Sachen brauchen, flitzen wir mal schnell um die Ecke", plaudert Aczél aus dem Nähkästchen. Die Bäume für den Bio-Quittensaft stehen am anderen Mainufer in Astheim. Sechs fest angestellte Mitarbeiter arbeiten im Tuchhaus. Viele Saisonkräfte unterstützen sie.
Das Hotel hat aktuell 13 Doppel- und drei Einzelzimmer. Für das kommende Jahr kündigt der Eigentümer eine Erweiterung an. "36 Hotelzimmer sind das Ziel", erklärt er. Die Gäste sollen in der Altstadt mehr Übernachtungsmöglichkeiten haben, nennt er seine Beweggründe. Um das Tuchhaus zu vergrößern, hat er bereits die beiden Nachbargebäude (Pizzeria und Gemüsehandel) erworben. Aktuell laufen die Gespräche mit den Denkmalbehörden. "Wir sind im regen Austausch, aber der Bestand bleibt." Dabei soll ein gemütlicher Innenhof entstehen. Bis es soweit ist, will Aczél "Gas geben".
Tuchhaus: Hotel und Geniesserei, Marktplatz 5, 97332 Volkach, 09381-8140, hotel@tuchhaus.com, www.tuchhaus.com.