Der Mann, der verdächtigt wird, vor zwei Jahren die Personalleiterin am Knauf-Standort Wolfgantzen (Elsass) getötet zu haben, wird im Juni in Frankreich vor Gericht gestellt. Er muss sich als mutmaßlicher Täter für drei Morde und einen Mordversuch verantworten. In französischen Medien hat er den Beinamen "Personalchef-Killer" erhalten.
Nach bisherigen Ermittlungen der französischen Behörden könnte das Motiv des 46-Jährigen Rache gewesen sein. Der Langzeitarbeitslose soll demnach diejenigen Menschen angegriffen haben, die er für seine Entlassung und seine fortdauernde Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht habe.
Mutter von zwei Kindern tot auf Parkplatz gefunden
Demnach soll der Mann, der ursprünglich aus dem lothringischen Nancy stammt, am 26. Januar 2021 die Personalchefin von Knauf in Wolfgantzen bei Colmar auf dem Parkplatz des Unternehmens erschossen haben. Dort wurde die 40-jährige Mutter zweier Kinder damals tot gefunden. Der Knauf-Konzern hat seine Zentrale in Iphofen (Lkr. Kitzingen).
Kurz darauf war ein Mann im elsässischen Wattwiller, wenige Kilometer entfernt, nur knapp einem Mordanschlag entgangen, wie französische und deutsche Medien damals übereinstimmend berichteten. Die beiden Opfer hatten Jahre zuvor gemeinsam in der Personalabteilung einer Firma gearbeitet, in der es Massenentlassungen gegeben hatte.
Ein Blutspur vom Elsass in den Süden Frankreichs
Auch sehen die Ermittler diese Taten im Elsass im Zusammenhang mit zwei weiteren Morden in Valence und im Department Ardèche in Südfrankreich, zwei Tage später. Dort wurden die Chefin der Personalabteilung eines Unternehmens sowie eine Arbeitsamt-Beraterin getötet. Schon kurz nach den Taten hatte die Polizei den arbeitslosen Verdächtigen festgenommen. Er sitzt seither in Untersuchungshaft und schweigt. Auch eine Vorführung des Verdächtigen am Tatort in Valence scheiterte; er weigerte sich, den Gefangenentransporter zu verlassen.
DNA-Spuren, ein Porträt des Täters, die identifizierte Mordwaffe und das Auto des mutmaßlichen Täters brachten die Ermittler auf die Spur des Verdächtigen. Daraus ergaben sich die Verbindungen zwischen ihm und den elsässischen Opfern. Die getötete Knauf-Mitarbeiterin und ihr angegriffener Ex-Kollege seien zudem "Opfer von falschen Profilen in sozialen Netzwerken gewesen, die seit 2009 offen ihre Arbeitsweisen anprangerten", erklärt die Staatsanwaltschaft von Valence. Digitale Ermittlungen hätten zum Namen des Verdächtigen geführt.
Ist der arbeitslose Ingenieur ein paranoider Verschwörungstheoretiker?
Der arbeitslose Ingenieur wird auch verdächtigt, weitere Menschen ins Visier genommen zu haben. Dazu gehören zwei seiner Anwälte, die ihn aus seiner Sicht nicht angemessen verteidigt hätten, sowie möglicherweise ein Staatsanwalt von Valence. Der Beschuldigte wird in Medienberichten als paranoider Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Möglicherweise habe er eine Verschwörung zwischen Staat und Justiz vermutet, die ihn daran gehindert habe, wieder Arbeit zu finden, so eine Theorie.
Neueren Medieninformationen zufolge wird sich der Beschuldigte ab dem 12. Juni vor dem Schwurgericht des Departments Drôme für seine mutmaßlichen Taten in den Departments Haut-Rhin (Elsass), Drôme und Ardèche verantworten müssen. Die Justiz rechnet mit Blick auf Bedeutung und Ausmaß des Falles mit einer Prozessdauer von drei Wochen. Dieser Prozess wird vor allem von den Angehörigen der Opfer mit Spannung erwartet.
Quellen für diesen Text waren Berichte von France 3 Auvergne-Rhone-Alpes (französisches Regionalfernsehen) und France Bleu (öffentlich-rechtliches Radio in Frankreich).
Bringt Leute um, weil sie ihm angeblich die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt verwehren - und das in einem hoch entwickelten Sozialstaat wie Frankreich.
Jeder normale Mensch wäre dankbar für das Privileg nicht arbeiten zu müssen und trotzdem gut versorgt zu sein.