
„Durchsteigen tun die wenigsten hier.“ Manfred Berger brachte die Stimmung im Dettelbacher Stadtrat am Montagabend auf den Punkt: Gleich drei Tagesordnungspunkte beschäftigten sich mit den Folgen des Angriffs auf die EDV der Stadtverwaltung im Februar dieses Jahres.
Wie berichtet, hatte Schadsoftware Zugang zum Netzwerk der Stadt gefunden und den kompletten EDV-Betrieb lahmgelegt. Erst nach Zahlung eines „Lösegeldes“ konnten Teile der Daten wieder genutzt werden. An der Aufarbeitung des Vorfalls, arbeiten Verwaltung und Stadtrat noch heute. So auch am Montagabend: Über 30 Seiten Information, Prüfberichte und die Verwaltungseinschätzung dazu, sowie Beschlussvorschläge lagen den Räten vor.
„Das Thema ist so komplex, dass wir uns auf die Vorschläge verlassen müssen“, sagte Berger. Eine Einschätzung, die wohl das Gros der Räte und auch Bürgermeisterin Christine Konrad teilten. Diskussionen und Nachfragen zu den drei Tagesordnungspunkten fanden deshalb auch so gut wie nicht statt.
Nur zur Kenntnis nahmen die Räte den Bericht des Kommunalen Prüfungsverbands über die Informationstechnik der Stadt. Der Bericht selber und die Stellungnahme der Stadt dazu gehen nach dieser Kenntnisnahme an die Rechtsaufsicht des Landratsamts. Die wiederum überprüft, ob die im Bericht festgestellten Mängel abgearbeitet werden.
In Dettelbach sind die EDV-Kosten überdurchschnittlich hoch
Im Bericht werden überdurchschnittlich hohe EDV-Kosten in Dettelbach festgestellt. Dies liegt einerseits daran, dass die Auftragsvergaben für Hard- und Software sowie für Dienstleistungen nicht oder nur teilweise durch Ausschreibungen vergeben wurden, externe Dienstleister auf Regiestundenbasis bezahlt wurden und die IT-Betreuung sowohl mit eigenem Personal und gleichzeitig mit hohem Fremdleistungsanteil erfolgte.
Nach der einstimmigen Kenntnisnahme zogen Räte und Verwaltung erste Konsequenzen. So wird zwar nach wie vor der IT-Betrieb der Stadt durch einen eigenen Systembetreuer mit hoher Sachkompetenz durchgeführt. Bei Verhinderung dieser Person, etwa durch Urlaub, Krankheit oder Schulungen, wird sofort ein externer Dienstleister hinzugezogen. Dadurch sollen Kompetenzprobleme innerhalb der Verwaltung und eigenmächtiges Handeln nicht fachlich kompetenter Personen verhindert werden.
Einen eigenen Systembetreuer hat die Stadt bereits, dessen Kompetenz allerdings noch gesteigert werden soll. Wer der Dienstleister im Vertretungsfall werden wird, ist noch offen, wird in einer der nächsten Sitzungen fest gelegt. Marcel Hannweber schlug vor, diesen Dienstleister über eine gezielte Ausschreibung einer Fachfirma zu ermitteln. Damit soll dann auch sicher gestellt werden, dass die Verträge mit dem Dienstleister klar und deutlich sind.
Server der Stadt soll auf besseren Stand gebracht werden
In einem weiteren Punkt beschäftigten sich die Räte mit der Verbesserung der Server der Stadt. Die Firma Kommuna hatte hier entsprechende Vorschläge gemacht, den IT-Betrieb der Stadt auf einen aktuellen Stand zu bringen. Auch hier stimmten die Räte einstimmig zu. Noch in der Prüfung ist die EDV-Anlage im Kultur- und Kommunikations-Zentrum (KUK), dort werden demnächst Vorschläge und Beschlüsse folgen.
Da bei der Komplexität des Themas sowohl die Räte, als auch der Großteil der Verwaltung wohl überfordert ist, werden die Vorschläge der derzeitigen EDV-Beratung, zuständig ist die Firma Kommuna, künftig immer wieder durch den kommunalen Prüfverband überprüft. Klar wurde in der Sitzung: Der bislang wohl ein wenig stiefmütterlich behandelten EDV in Dettelbach wird künftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
Wenn man "Kenntnisse" durch "Kosten" ersetzt passt es.