
Bayern war im April 2021 eines der letzten Bundesländer, die die Sargpflicht aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen abgeschafft oder gelockert haben. Wenn der Kitzinger Stadtrat in seiner Sitzung an diesem Donnerstag (18 Uhr; Alte Synagoge) zustimmt, wird die Bestattung im Leichentuch ab 1. Mai auch im Neuen Friedhof möglich sein.
Die Lockerung der Sargpflicht richtet sich vor allem an Muslime, die ihre Verstorbenen in ein Leichentuch gehüllt beerdigen. Bisher wird die Bestattung ohne Sarg nach Aussagen von Bestattern nur wenig genutzt. Trotz Lockerung des Gesetzes ist sie nicht überall möglich. Am Ende muss jede Kommune selbst entscheiden, da es im Wesentlichen auf die Bodenverhältnisse auf den Friedhöfen ankommt.
Städte wie Köln und Berlin mit hohem Anteil an muslimischer Bevölkerung haben bereits jahrelange Erfahrung mit Tuchbestattungen. In Köln stehen dafür auf zwei Friedhöfen eigene muslimische Grabfelder zur Verfügung. In Berlin gab es 2014 die erste sarglose Bestattung und inzwischen mehrere für muslimische Bestattungen ausgewiesene Grabfelder. Der Kitzinger Stadtrat hat sich im Mai 2023 mit großer Mehrheit für die Beisetzung im Leichentuch ausgesprochen. Jetzt liegt die entsprechende Verordnung vor.
Die sarglose Bestattung ist dem Zentralrat der Muslime zufolge auch eine Generationenfrage. Dort geht man davon aus, dass ältere Muslime mit Migrationshintergrund – also die Generation 70 plus –immer noch mehrheitlich in ihrem Geburtsland beigesetzt werden wollen. Deren Kinder und Enkel hätten diesen Wunsch dagegen kaum noch.