Kürzlich veranstaltete der Arbeitskreis "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken" im Verein Alt Prichsenstadt e. V. wieder eine Halbtages-Exkursion zur Erkundung jüdischer Spuren in unserer Nachbarschaft - diesmal waren die Aschbach und Burghaslach das Ziel.
Über 20 Teilnehmer sahen zunächst in Aschbach die erst etwa 100 Jahre alte katholische Kirche Mariä Himmelfahrt, den schon vor Jahrzehnten errichteten Gedenkstein für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus sowie die evangelische Pfarrkirche St. Laurentius. Dann ging es weiter zur ehemaligen Synagoge, die aus der Barockzeit stammt. Beim Novemberpogrom 1938 zwar geschändet und verwüstet, blieb sie aber äußerlich unversehrt und wurde vor einigen Jahren mit viel Gespür und Achtsamkeit zu einem Wohnhaus umgebaut.
Der Besuch in Aschbach endete mit der Besichtigung des alten Israelitischen Friedhofes am Ortsrand. Hier wurden etwa seit 1700 die jüdischen Einwohner von Aschbach, Geiselwind, Burghaslach, Fürstenforst und Vestenbergsgreuth beerdigt, nach der Errichtung des Friedhofes in Burghaslach im Jahre 1775 begruben aber nur noch die Juden aus Aschbach und Geiselwind ihre Toten dort. Das sogenannte "Tahara-Haus", in dem die rituelle Waschung der Leichen vor der Beerdigung durchgeführt wurde, ist noch relativ gut erhalten. In ihm wird auch eine alte Gedenktafel mit den Namen der jüdischen Nazi-Opfer aus Aschbach - wohl eine der ältesten in ganz Deutschland - aufbewahrt
Danach ging es weiter nach Burghaslach - übrigens Geburtsort von Carl Marschütz (1863-1957), der in Nürnberg die Hercules-Fahrradwerke gründete, und der bekannte Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide, geb. Rosenblatt (1929-2022)!
Der Spaziergang zum Israelitischen Friedhof führte auch an der ehemalige Synagoge von 1870 vorbei, die jetzt als (sehr unansehnliches) Wohnhaus genutzt wird.
Im Friedhof besichtigte man das Tahara-Haus und fand viele interessante Grabsteine. Die letzte reguläre Bestattung war zwar 1938, aber noch ca.1985 wurden hier die Urnen von zwei Angehörigen der Familie Rosenmann beigesetzt - sie lebten nach der Emigration in Südafrika, wollten aber "in heimatlicher Erde" begraben werden!
Von: Wolf-Dieter Gutsch (Sprecher des Arbeitskreises "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken", Verein Alt Prichsenstadt e. V.)