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Markt Einersheim
Auf den Spuren des Schenk Carol
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 12.06.2022 02:23 Uhr

Die Geschichte des Marktes Einersheim ist untrennbar mit dem Adelsgeschlecht derer von Rechteren-Limpurg-Speckfeld verbunden. Deren Vorfahren hatten einst die als "Motte" bezeichnete Schutzeinrichtung Altenspeckfeld und die Burg Speckfeld als Herrschaftssitz und Jahrhunderte später das Alte Schloss im Ortskern erbaut. Unter dem Slogan "Markt Einersheim gestern, heute und morgen" besitzt die Marktgemeinde jetzt eine kulturgeschichtliche Perle mit dem Informationszentrum Grafschaft Limpurg-Speckfeld.

Das Informationszentrum hat seine Heimat im Würzburger Tor gefunden, in dem der ehemalige Bürgermeister Fritz Ortner einst ein kleines Heimatmuseum eingerichtet hatte. 1685 war dem Torturm ein Stockwerk abgenommen worden auf seine heutige Größe. Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld ist heute Chef des einst in Markt Einersheim beheimateten Adelshauses, empfindet die Einrichtung mehr als Museum und zeigte sich jetzt glücklich über die Realisierung einer vor einigen Jahren geborenen Idee.

In der Einrichtung werden die Besucher mitgenommen auf eine Zeitreise durch die bewegte Geschichte der Marktgemeinde und des Adelshauses. Auf den Infotafeln erkennen die Betrachterinnen und Betrachter Parallelen von Markt Einersheim und Sommerhausen, wo die Adelsfamilie heute lebt.

Reformation durchgesetzt

Projektleiterin Margarete Klein-Pfeuffer hatte den Prozess der Umsetzung maßgeblich gesteuert und in einer Arbeitsgruppe mit Graf Icho, Bürgermeister Herbert Volkamer und Gemeinde-Archivar Franz Vogel viele wichtige Ereignisse und Entwicklungen ausgearbeitet. Ein Mann, der Markt Einersheim einst zur Blüte verhalf war der Schenk Carol von Speckfeld, den heute Christian Lackner zu bestimmten Anlässen nachahmt. Er hatte der Marktgemeinde vor rund 500 Jahren das Markrecht verliehen und die Reformation durchgesetzt, wodurch Markt Einersheim den Weg aus dem katholischen Bistum Würzburg in die lutherisch-evangelische Kirche ging und noch heute ist die Marktgemeinde Dekanatssitz. Staunen werden die Besucher darüber, dass Schenk Carol mit seiner Frau Adolphine 15 Kinder hatte.

Heiko Freiherr von Massenbach zeigte sich, wie sein Halbbruder Icho und Heikos Schwester Nepeta Freifrau von und zu Massenbach, mit ihren Familien beeindruckt bei der Führung von Herbert Volkamer. Im Infozentrum sind Exponate aus dem gräflichen Haushalt, Kunstwerke und Fotografien aus dem Familienbesitz zu sehen und es wird ein detailgetreues Bild der fränkischen Adels-Dynastie gezeichnet.

Archiv ging in Flammen auf

Leider sind viele Auszeichnungen verloren gegangen, nachdem das gräfliche Archiv Ende des 2. Weltkriegs in Flammen aufgegangen war. Im Würzburger Tor wird Tradition mit der Moderne verbunden, läuft dort doch eine 3D-Animation mit der Nachbildung des einstigen Burg Speckfeld aus dem 12. Jahrhundert und der Schutzburg Altenspeckfeld aus dem Jahr 1000. Auf dem Boden wird auch anschaulich die Ausbreitung des gräflichen Herrschaftsgebiets, das bis Winterhausen und Gollhofen reichte, dargestellt.

Markt Einersheim liegt an der einstigen königlichen Straße von Frankfurt über Würzburg nach Nürnberg und von 1680 bis 1936 verlangte das Adelshaus dort Wegezoll, wie die Besucher erfahren. Im obersten Geschoss können die Einheimischen und Touristen einen 20 Minuten dauernden Film ansehen, der mit Szenen aus dem Dorf von 1940 beginnt und ausführlich die Tradition der Kirchweih und des Auszugs der Bürger und der Historischen Burschenschaft veranschaulicht.

Die Adelsfamilie mit dem Oberhaupt Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld (links) zeigte sich beeindruckt bei der Führung durch das Informationszentrum.
Foto: Hartmut Hess | Die Adelsfamilie mit dem Oberhaupt Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld (links) zeigte sich beeindruckt bei der Führung durch das Informationszentrum.
Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld (rechts) und dessen Tochter Adriane von Carlowitz betrachten Tafeln im neuen Infozentrum Grafschaft Speckfeld.
Foto: Hartmut Hess | Icho Graf von Rechteren-Limpurg-Speckfeld (rechts) und dessen Tochter Adriane von Carlowitz betrachten Tafeln im neuen Infozentrum Grafschaft Speckfeld.
 
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