
Kürzlich waren französische Gäste hier für ein paar Tage zu Besuch, um die Heimat der Vorfahren kennenzulernen und deren Gräber zu besuchen.
Andrée Laporte-Daube ist eine Tochter von Nathan Blüthe aus Altenschönbach. Ihr Vater kam dort 1907 als Sohn des jüdischen Viehhändlers und Landwirts Rudolf Blüthe und seiner Frau Rosa zur Welt, er wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester im Haus Nr. 24 auf.
Nach der Volksschule machte er eine Metzgerlehre, arbeitete an verschiedenen Orten in Deutschland und ging 1933 nach Straßburg.
Den 2. Weltkrieg überlebte er im unbesetzten Teil Frankreichs. Als Ausländer interniert und Zwangsarbeit leistend, geriet er aber nicht in die Hände der Nazis und und überlebte deshalb.
Anlässlich seiner Verehelichung 1946 konvertierte er zum Katholizismus und starb 1994 in Toulouse. Über seine Vergangenheit sprach er nie - mit der Begründung "Das ist alles viel zu traurig!"
1973 besuchte er zum ersten Male wieder seine "alte Heimat" in Unterfranken, ein zweiter Besuch folgte 1977 - diesmal war auch seine Tochter Andrée dabei.
Andrée war nun also zum zweiten Mal in ihrem Leben in der Heimat ihrer Vorfahren. Um ein passendes Programm und gute Betreuung für sie und ihren Mann Pierre kümmerte sich der Arbeitskreis "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken" im Verein Alt Prichsenstadt e. V..
Schon am Ankunftstag wurde Altenschönbach besucht - mit Besichtigung des ehemaligen Elternhauses Nr. 24 und auch der ehemaligen Synagoge, die im Leben der Blüthes eine wichtige Rolle spielte. Am Samstag standen die Kitzingen und Marktbreit auf dem Programm, am Sonntag ein Stadtrundgang in Prichsenstadt, wobei der jüngst entstandene "DenkOrt Prichsenstadt" großen Eindruck machte. Am Abend fand dann in Altenschönbach eine Vortrag zum Thema "Jüdisches Leben in Altenschönbach" statt.
Am Montag wurde der Jüdische Friedhof in Gerolzhofen besucht, schließlich am Dienstag die Metropole Würzburg - sowie das Grab der Tante Karola Bolley auf dem Israelitischen Friedhof.
Am Mittwoch fuhren die Gäste dann wieder zurück nach Grenoble - voller Eindrücke und auch mit großer Dankbarkeit für die erfahrene Achtsamkeit und Anteilnahme am Schicksal ihrer fränkischen Vorfahren.
Von: Wolf-Dieter Gutsch (Sprecher des Arbeitskreises "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken", Verein Alt Prichsenstadt e. V.)
