
Erst sägt er – dann schraubt Martin Steinert. Solange, bis die Dachlattenstücke verbunden sind – dann sägt er wieder. Tagelang. Am Breitbach in Marktbreit. Noch die ganze Woche über, bis Freitag. Und so nach und nach entsteht dabei eine Skulptur, eine in sich gedrehte Welle, die mit dem Wasser im Bach spielen wird.
Eigentlich sollte dieses Artbreit, immerhin die 19. Auflage im 28. Jahr, schon vor zwei Jahren stattfinden. Doch Corona machte 2020 und auch 2021 einen dicken Strich durch die Rechnung der Altstadtfreunde Marktbreit unter Leitung von Claus-Peter Berneth. Um wenigstens ein bisschen Lebenszeichen zu geben, gab es dann im vergangenen Jahr das "ARTBREITcoronasymposium" mit zumindest ein paar Skulpturen in der Stadt.
Künstler fasziniert vom Schauspiel am Breitbach
Und eine davon war eben das Werk Martin Steinerts, ein verkleinerter Vorgeschmack auf heuer. Der Saarbrücker Künstler war bei einem Besuch in Marktbreit fasziniert vom Schauspiel am Breitbach: Das meist ruhig fließende Gewässer am Rathaus kommt in Rage, wenn ein Schiff auf dem nahen Main vorbei fährt: Erst wird das Wasser aus dem Bach gezogen, dann kommt die Welle mit Kraft zurück, was er mit einer großen Holzkonstruktion über dem Bach symbolisieren wird.

Und es passt ins Konzept der Arbeiten Steinerts, der aus Dachlatten große Skulpturen schafft. Seit einigen Jahren gibt es dazu das Projekt "Wooden Cloud", also Holzwolke. Begonnen hatte es 2015 in seiner Heimatstadt Saarbrücken, damals noch in einer Kirche. Von da aus wanderte die Wolke weiter und veränderte sich: Das Projekt "Wooden Cloud" findet seitdem immer nur in einer Metropole in einem Land statt. Einer begehbaren Installation in St. Petersburg folgte Berlin, Paris, Ramallah in der Westbank, Prag, Tirana und zuletzt Dakar.
All diese Werke sind, wie auch das in Marktbreit, in der Öffentlichkeit entstanden. Wer möchte, der kann also in Marktbreit am Breitbach, gleich nach der Fußgängerampel zum Lagerhaus, vorbeischauen und direkt bei der Entstehung eines Kunstwerks dabei sein. Und nicht nur zuschauen, auch reden, denn Steinert ist offen für alle Besucherinnen und Besucher. Und die können zudem ihre Wünsche Hoffnungen, Ängste und Gedanken auf die Dachlatten schreiben, ehe diese verbaut werden.
Sobald einer den Anfang gemacht hat, läuft es
Das funktionierte auch schon bei den "Wooden Cloud" Projekten gut, wenn erst mal einer angefangen hat. Ganz öffentlich in vielen Städten, eher anonym in St. Petersburg, wo die Beschriftungen über Nacht erfolgten. Am kommenden Freitag soll die Skulptur dann mit einem Kran auf die vorbereitete Plattform im Breitbach gehoben werden – auch ein Spektakel.
Wie Artbreit überhaupt , das am 28. Mai mit den offenen Galerien nachmittags startet und seinen Höhepunkt am 29. Mai als Kunstfest in der gesamten Stadt mit Musik, mit Galerien, mit Skulpturen allenthalben und auch mit Kulinarischem erlebt. Und wie immer gilt bei Artbreit: Bratwurstverbot.
Natürlich wirft so ein Fest seine Schatten voraus. Vier Skulpturen sind es bereits, die in der Stadt verteilt stehen. Wer also bei Marin Steinert vorbeischaut, kann sich bei einem Stadtrundgang schon einmal einen Vorgeschmack holen. Etwa auf dem Schlossplatz, auf dem am Freitagmorgen eine drei Tonnen schwere Steinskulptur von Tobias Freude steht. "Kontakt" heißt der Kokon aus Untersberger Marmor, der sicher noch viele Wochen nach Artbreit zu sehen sein wird.