"Wir verstehen uns nicht nur als sozialer Träger, sondern bieten auch Dienstleistungen im ganzen Landkreis Kitzingen an", sagen Volker Lang und Sebastian Därr, die beiden Geschäftsführer der Kitzinger Aplawia (Abkürzung für: andere Planen, wir arbeiten) 1984 als Selbsthilfegruppe im Kitzinger Notwohngebiet gegründet, wird der soziale Trägerverein jetzt 40 Jahre alt. Er hat sich seither zum Ziel gesetzt, benachteiligten und arbeitslosen Menschen eine nachhaltige Integration in die Arbeitswelt zu ermöglichen.
Einst be3gann alles mit Gebrauchtmöbeln in einer Garage, damals noch unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt. Volker Lang war 1996 der erste hauptamtliche Mitarbeiter, nach mehreren Standortwechseln wurde Aplawia im Jahr 2002 im Gewerbegebiet Dreistock heimisch.
Mehr in der Integration bewegen
"Wir sind heute noch dem damaligen Sparkassen-Vorstand Hermann Hadwiger dankbar, der die Finanzierung des Erwerbs der Halle der ehemaligen Firma Farben- und Lacke-Chemie ermöglichte", sagt Volker Lang.
Aplawia begann mit Wohnungsauflösungen und Entrümpelungen, um die Schützlinge zu beschäftigen und Geld zu verdienen. Im Jahr 2000 kam die Firma SDA (Service, Handwerk, Dienstleistungen) dazu, die die drei 33-Prozent-Gesellschafter Volker Lang, Knut Roßberg und den Verein Aplawia hat. Die SDA hat heute 35 festangestellte Mitarbeitende und ermöglicht vielen Menschen auf der Schattenseite des Lebens die Teilhabe in der Gesellschaft.
Aktuell ist Volker Lang mit der IHK und der Landtagsabgeordneten Barbara Becker im Gespräch, um noch mehr auf dem Feld der Integration zu bewegen. Menschen mit Migrationshintergrund eine sinnstiftende Tätigkeit zu geben, ihnen die deutsche Sprache sowie Werte und die Kultur zu vermitteln und insgesamt positive Signale zu setzen, das hat sich Volker Lang auf die Fahnen geschrieben.
Zahlreiche Menschen vermittelt
Die SDA bekommt viele Kleinaufträge und sucht aktuell dringend einen Malermeister und Maurermeister zur Führung der SDA-Mannschaft. Wie Sebastian Därr aufzeigt, sind allen voran die Gemeinde Rödelsee sowie die Stadt Kitzingen und die Gemeinde Wiesentheid die größten Auftraggeber. Durch Einnahmen aus den Dienstleistungen sowie Gewinnen der SDA wird der Finanzierungsbedarf des Sozialkaufhauses von jährlich über 200.000 Euro finanziert. Ein Antrag bei der Stadt Kitzingen auf Defizitausgleich vor geraumer Zeit fiel nicht auf fruchtbaren Boden. "Doch seit Stefan Güntner Oberbürgermeister ist, zeigt sich die Stadt entgegenkommender bei Aufträgen und hat uns zuletzt einen Zuschuss von 10.000 Euro für die EDV-Anlage gewährt", erklärt Volker Lang. Mit dem Programm "Unser Service für das Handwerk" hat Aplawia ein neues Angebot an Handwerksfirmen. Um sie von einfachen Tätigkeiten zu entlasten, verleiht Aplawia ihnen ihre Arbeitskräfte.
Seit Jahrzehnten sind mehrere Tausend Menschen über Aplawia mit der SDA, die Dienstleistungssparte mit Entrümpelungen oder die ökologischen Säuberungen und dem Sozialkaufhaus gefördert worden. "Mehrere Hundert Menschen davon haben wir in den regulären Arbeitsmarkt vermitteln können", sagt Volker Lang. Wie Sebastian Därr informiert, waren im Jahr 2023 Menschen 800 Stunden ehrenamtlich tätig, in über 1000 Stunden wurden Praktika oder 6700 Stunden in Job-Center-Maßnahmen absolviert und andere leisteten über 1400 vom Gericht verdonnerte Sozialstunden ab.
Bürokratie als Ärgernis
Der Sozialpädagoge ist sich mit Volker Lang einig, dass Aplawia gelebte Nachhaltigkeit bedeutet und liefert dafür handfeste Argumente. Aplawia liefert beeindruckende Wiederverwertungsmengen. Im Jahr 2022 belief sich die durch Aufbereitung und Wiederverkauf verarbeitete Ware auf 138.392 Kilogramm. Dadurch wurden über 83.000 Kilogramm an sperrigem Müll, knapp 42.000 Kilogramm an Stoff- und Gewerberesten sowie 13.353 Kilogramm an Elektroschrott vermieden.
Aplawia steht derzeit vor Herausforderungen wie die Digitalisierung und die Energie-Thematik, daneben gilt es die EDV aufzurüsten. "Was uns plagt, ist die Bürokratie und das Einhalten von gesetzlichen Bestimmungen. Von einer Deregulierung, die die Politik versprochen hat, ist noch nichts zu spüren", kritisiert Volker Lang. Forcieren will er noch die Netzwerkarbeit und will weg von behördlichen Abhängigkeiten kommen. Dazu will er viele Beteiligt an einen runden Tisch bringen und auf dem kurzen Dienstweg im Sinne der Nachhaltigkeit einiges erreichen.
Shop & Rave im Sozialkaufhaus
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Aplawia hat das Team einen Shop-&-Rave-Tag organisiert. Kommenden Samstag ist ab 9 Uhr im Sozialkaufhaus Event-Shopping angesagt, Ab 12 Uhr steht Shpo & Rave auf dem Programm, dann legen mehrere DJ´s, darunter auch Geschäftsführer Volker Lang, Rave und Techno auf. Um 15 Uhr wird es Festreden geben und um 15.45 Uhr wird die Ausstellung der Mainsondheimer Malerin Sandra Pfannes eröffnet. Zeitgleich sind dann auch bis 19.30 Uhr ein gemütliches Miteinander und gute Gespräche angesagt.