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LANDKREIS KITZINGEN
Anja Weisgerber nennt das AfD-Ergebnis einen Schlag
18.05 Uhr, Florian-Geyer-Halle: Zwei Wahllokale gab es in der Halle an der Bundesstraße 8. Weit über 2000 Kitzinger im Westen der Stadt konnten hier ihre Stimme abgeben. Die Wahlhelfer hatten viel zu tun. Die Beteiligung erreichte um die 80 Prozent. Nach dem Schließen des Wahllokals ging es ans Ausleeren der Urne (von links) Astrid Glos, Sonja Eidel und Claudia Darlapp.FOTO: Siegfried Sebelka
Foto: Siegfried Sebelka | 18.05 Uhr, Florian-Geyer-Halle: Zwei Wahllokale gab es in der Halle an der Bundesstraße 8. Weit über 2000 Kitzinger im Westen der Stadt konnten hier ihre Stimme abgeben. Die Wahlhelfer hatten viel zu tun.
Norbert Hohler
Norbert Hohler
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:31 Uhr

18 Uhr. Spannung im Landratsamt. Das fünfköpfige Wahlteam drängt sich um einen Bildschirm mit den ersten Ergebnissen aus dem Bund. „Spannend, spannend“, sagt Wahlleiterin Sabine Taub. Dann heißt es: warten. Lange. Das erste Ergebnis kommt aus Krautheim. Punkt 18.26 Uhr. Der Gegencheck kommt zwei Minuten später.

Jetzt ist die ganze Mannschaft gefragt. Weil Cyber-Angriffe auf das Wahlnetz befürchtet werden, muss jede elektronische Meldung geprüft werden. Zeile für Zeile. Da sind alle gefragt. Auch als wenig später zwei Mal Iphofen kommt. Nur: Ein Ergebnis kommt erst raus, wenn laut Taub alles wasserdicht ist.

In Kitzingen waren die Wahllokale durchgehend gut besucht. In der Florian-Geyer-Halle gibt es gleich zwei, in denen weit über 2000 Kitzinger ihre Stimme abgeben konnten. Zwei Achter-Teams waren im Sichtbetrieb im Foyer der Halle im Einsatz.

Viel zu tun

„Wir hatten von Anfang an viel zu tun“, sagte Jochen Kulczynski. Im „seinem“ Wahlbezirk hatte kurz vor 18 Uhr 867 der 1133 Stimmberechtigten ihre Stimme abgegeben – einschließlich Briefwahl. Dass „überraschen viele Jungwähler“ dabei waren, freute den Leiter der Kitzinger Jugendarbeit besonders.

Gut zu tun hatte auch das Team von Astrid Glos gleich um die Ecke im Gymnastikraum. Die Wähler kamen gleichmäßig über den Tag verteilt. Den früher bekannten Ansturm nach dem Gottesdienst gibt es allerdings nicht mehr. Zwei Minuten vor 18 Uhr kam übrigens der letzte vorbei, auch hier ein Jungwähler. Auch der half mit, die Wahlbeteiligung weit über 70 Prozent zu drücken.

Rathaus Kitzingen. Fünf Teams mit jeweils acht Personen stehen bereit, um sich über die Briefwahlunterlagen herzumachen. Mit dem 18-Uhr-Glockenschlag der Stadtkirchen werden die Briefe mit den Wahl-unterlagen ausgepackt, die Brieföffner werden gezückt. Knapp 4000 Wahlunterlagen wurden angefordert, 1000 mehr als vier Jahre davor. Der Rücklauf, so schätzt Wahlleiterin Astrid Haaf, dürfte fast 1:1 gewesen sein. Das bedeutet: Die Zahl der Briefwähler liegt bei rund 26 Prozent.

„Bei uns an den Infoständen war am meisten los.“

Ein Zähl-Team ist im Besprechungszimmer des Kitzinger Oberbürgermeisters zugange. Dort hat sich auch ein 28-jähriger gebürtiger Kitzinger eingefunden – sozusagen als Wahlbeobachter. Er möchte sehen, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Wenig später wird sich auch AfD-Kandidat Christian Klingen einfinden, um das Auszählen zu beobachten. Der 52-Jährige weiß inzwischen, dass seine Partei drittstärkste Kraft geworden ist. Ganz zufrieden ist der AfD-Mann allerdings nicht: „Ich hätte mir noch ein bisschen mehr erwartet“, eine entsprechende Stimmung habe er zuletzt „an den Infoständen gemerkt: Bei uns war am meisten los.“

Betretene Mienen in Schweinfurt bei der SPD mit (von links) Ralf Hofmann und Direktkandidat Markus Hümpfer.
Foto: Martina Müller | Betretene Mienen in Schweinfurt bei der SPD mit (von links) Ralf Hofmann und Direktkandidat Markus Hümpfer.

Anja Weisgerber, die CSU-Kandidatin, findet einen positiven Aspekt am Wahlergebnis: „Ohne uns kann es keine Regierung geben!“ Klar, das Wahlergebnis ist ein Schlag, mit dem Erfolg der AfD hat sie gerechnet. Beim Wahlkampf, an dem sie in vielen Orten von Haustür zu Haustür gegangen ist, hat sie erlebt, dass viele Menschen auf AfD-Linie sind.

Bestimmende Themen

Sicherheit und Asyl seien die bestimmeenden Themen im Wahlkampf gewesen, die CSU habe da viel durchgesetzt, dass sei bei vielen nicht angekommen. „Wir haben jetzt vier Jahre Zeit, um die Wähler zurückzuholen“, sagt Weisgerber. Und: „Das wird ein schwieriger Auftrag, damit müssen wir umgehen“.

Punkt 18 Uhr flimmert die Prognose über den Bildschirm im KuK, (Kino und Kneipe) wo sich die Schweinfurter SPD zur Wahlkampf-Party trifft. Doch von Partystimmung kann keine Rede sein, was die Zahlen sagen, lässt die Mitglieder verstummen. Stilles Entsetzen, es dauert, bis man sich gefangen hat.

Direktkandidat Markus Hümpfer findet klare Worte: „Das ist ein desaströses Ergebnis, das kann man nicht schönreden.“ Die gut 20 Prozent für die SPD „verstehen wir nicht als Regierungsauftrag, wir gehen in die Opposition.“ Man müsse das Ergebnis nun analysieren und herausfinden, warum die etablierten Parteien kein Sprachrohr mehr sind für einen Teil der Bürger.

Mit seinem Wahlkampf ist Markus Hümpfer nach 250 Auftritten und 1600 Haustürbesuchen zufrieden, erntete dafür auch Lob von seinen Parteigenossen, die ihn, als er aus dem Rathaus gegen 18.45 Uhr zur Wahlparty kam, mit langem Applaus begrüßten.

„Das AfD-Ergebnis ist eine Katastrophe.“

Grünen-Direktkandidatin Barbara Pfeuffer ist kein Fan von Jamaica: Ich sehe keine Gemeinsamkeiten mit FDP und Union, sagt sie. Das Ergebnis hat sie im Prinzip erwartet, nur das schlechte Abschneiden der Union überrascht sie. Ihrer Meinung nach haben es die großen Parteiern versäumt, sich mit sozialen Fragen auseinanderzusetzen.

„Das AFD-Ergebnis ist eine Katastrophe“, sagt Sinan Öztürk für die Linke. Ziel der Linken sei es jett, die AfD politisch zu bekämpfen und zu entzaubern. „Die Linke steht klar gegen rechts.“ Das Ende der Großen Koalition sieht er als Chance für die SPD, sich neu zu positionieren.

Beste Stimmung

Hervorragend war die Stimmung bei der FDP-Wahlparty in der Bäckerei Galm in Bergrheinfeld. „Der Wähler hat gemerkt, dass wir fehlen, dass anstelle der Gesetzeswut mehr Freiheit nötig ist“, sagte Direktkandidat Andreas Sulzbacher am Telefon. Laut den ersten Hochrechnungen sieben bis neun Prozent Erststimmen seien nach dem Desaster von 2013 „ein Topergebnis für mich“.

Die ÖDP kann sich nach den ersten Hochrechnungen insbesondere mit dem Ergebnis der Grünen anfreunden. „Ökologie und Umwelt sind unser beider Anliegen“, sagt Direktkandidatin Karolin Hildner, die ihren Mann und ihr Baby mit ins Gasthaus Delphi in Kitzingen gebracht hat. Martin Tröge findet, dass es Aufgabe des Bundestages ist, Hasstiraden der AfD zu unterbinden.

ONLINE-TIPP

Bei Redaktionsschluss war die Auszählung noch nicht beendet. Dass vollständige Ergebnis für den Wahlkreis unter: und www.mainpost.de

Plakat löst Fragezeichen aus: Erstmals gab es in den Wahllokalen ein Fotografierverbot. Für was das allerdings alles gilt, war nicht allen Fällen klar. Probleme mit Handyfotos gab es in Kitzingen dennoch keine.
Foto: Sebelka | Plakat löst Fragezeichen aus: Erstmals gab es in den Wahllokalen ein Fotografierverbot. Für was das allerdings alles gilt, war nicht allen Fällen klar. Probleme mit Handyfotos gab es in Kitzingen dennoch keine.
 
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