
Zu einem guten Ausflugsziel gehört eine ebensolche Einkehr-Möglichkeit. Der Schwanberg – von jeher Ziel vieler Besucher – bot seinen Gästen jahrzehntelang kulinarische Freuden im Café und im Biergarten. Seit Herbst 2019 sind beide Lokalitäten geschlossen. Nun aber sind leckere Lösungen des Versorgungsproblems in der „Probierphase“.
Guter Rat war teuer: Die Räumlichkeiten des bisherigen Cafés sind renovierungsbedürftig, ein neues Konzept zur Gästeverköstigung war – und ist – noch nicht spruchreif. Damit die Besucher ihren größten Durst löschen konnten, wurden ein Automat mit kühlen Getränken und einer mit Kaffee im „Treffpunkt Kloster-Laden“ aufgestellt, wo auch „Steckerl-Eis“ zu haben ist. Doch gegen Magenknurren gab es monatelang nichts.
Abhilfe kommt nun am Wochenende angefahren, und zwar in Form eines sonnengelben Street-Food-Trucks und einer schwarz-silbernen Café-Bar. Der Truck parkt neben dem früheren Biergarten, das mobile Café am Gutshof hinterm Spielplatz.
Wie es sich für das Ausflugsziel Schwanberg gehört, legen beide Gastronomen Wert auf Nachhaltigkeit, Tier- und Naturschutz.
Timo Kensy (39), ein gebürtiger Grettstadter, serviert Kaffee und hausgebackene Kuchen kleiner fränkischer Bäckereien auf Porzellangeschirr. Kaltgetränke gibt es aus der Flasche. „Da öffentliche Toiletten vor Ort fehlen, darf ich aktuell noch keine Sitzplätze anbieten. Stehplätze sind aber vorhanden“, sagt der Mönchstockheimer, der vom Schwanberg schwärmt: „Es ist wunder-wunderschön hier oben!“
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler hat seine Leidenschaft für Kaffee vor wenigen Jahren zum Beruf gemacht. Er hat sein Angestelltenverhältnis gekündigt und sich einen Traum verwirklicht: ein mobiles Café. Seitdem öffnet der fränkische „Kaffeeonkel“ seine fahrbare Kaffeebar unter anderem bei Firmenfeiern oder Geburtstagen. Ab 23. August wird er jeden Samstag und Sonntag, außer an Regentagen, von 11 bis 17 Uhr die Gäste des Schwanbergs bewirten.
Auch der gelernte Koch und Betriebswirt Jens Illhardt aus Nürnberg (50) hat sich mit seinem Food-Truck einen Traum erfüllt. „Ich wollte mich beruflich noch einmal ganz neu orientieren. Das damalige Street-Food-Angebot hat mich nicht überzeugt. Street-Food bedeutet für mich, etwas Eigenes, Besonderes zu kreieren, das man nicht überall bekommt und das möglichst nachhaltig ist. Im Juli 2017 habe ich den Jillbaag-Food-Truck gestartet.“
Illhardt rüstete den Truck so um, dass er seinen Ansprüchen als Koch entsprach. Strom bezieht er über eine eigene Solaranlage auf dem Dach des Mobils, außerdem über einen Gasgenerator. „Ich habe regionale Lieferanten gesucht, weil ich kurze Transportwege und artgerechte Tierhaltung gut finde.“
Eigene Brötchen backen
Zusammen mit einem bekannten Bäcker kreierte Illhardt seine eigenen Sandwich-Brötchen, die durch Kurkuma ihre sonnengelbe Farbe bekommen. „Sie sollen außen knusprig und innen saftig sein. Wir entschieden uns für einen fluffigen Hefeteig, den wir variieren können, mit Biokräutern, Olivenöl und verschiedenen Gewürzen zum Beispiel. Beim 13. Versuch waren wir zufrieden“, erzählt der leidenschaftliche Koch, der auch schon ein Snack-Brötchen entwickelt hat, in dem unter anderem Hanf, angebaut in Kronach, verbacken wird.
Warum er einen Teil seiner Snack-Kreationen „Baag“ nennt? „Ich hab' das abgeleitet vom Englischen 'bag' für Tasche, aber die Teigtasche wird mit Doppel-a geschrieben. Einfach weil es schöner aussieht und zu Jill – der Abkürzung meines Vor- und Nachnamens – irgendwie ganz gut passt“, sagt der gebürtige Thüringer lachend.
Alle Zutaten, die Illhardt verwendet, stammen aus der Region: Die Eier liefert ein Tennenloher Betrieb in der Nachbarschaft des Nürnbergers, die Nudeln eine fränkische Manufaktur, das Gemüse kommt aus dem sogenannten Knoblauchsland um Nürnberg. „Auch das Rindfleisch stammt aus Franken. Schweinefleisch beziehe ich von der Steigerwälder Bauernschwein GbR, in der 40 Schweinebauern sich zusammengeschlossen haben.“ Die letzten beiden August-Wochenenden sowie die September-Wochenenden will Illhardt seinen „Jillbaag“-Truck am Schwanberg stationieren. Wenn sich das lohnt, könne er sich vorstellen, auf dem fränkischen Ausflugsberg „sesshaft“ zu werden, sagt der Wahl-Nürnberger. Ähnlich geht es dem „Kaffeeonkel“ Timo Kensy. Auch er will eine Testphase im Herbst abwarten, um zu sehen, ob das Angebot angenommen wird.
Aus Sicht von Kurt Braml, dem Geschäftsführenden Vorstand des Geistlichen Zentrums Schwanberg, wäre das eine tragfähige Lösung für die nähere Zukunft.
Ob es im Gutshof, den die Stadt Iphofen gekauft hat, früher oder später ein festes gastronomisches Angebot geben wird, steht noch in den Sternen. „Es wird natürlich in alle Richtungen gedacht, aber etwas Spruchreifes gibt es zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht“, sagt Julia Fuckerer von der Tourist-Info Iphofen. Bis es soweit ist, seien der Kaffeeonkel und das Jillbaag-Mobil super Alternativen.
Info: „Kaffeeonkel“ Timo Kensy bewirtet die Schwanbergsgäste ab 23. August immer samstags und sonntags (außer an Regentagen) von 11 bis 17 Uhr Uhr mit Kaffee, Kuchen, kühlen Getränken und Eis. (www.kaffeeonkel.eu). Jens Illhardt parkt seinen Jillbaag-Food-Truck jedes Wochenende von 11 bis 18 Uhr neben dem früheren Biergarten und serviert Fleisch- und Fischgerichte sowie vegetarische Leckerbissen. (www.jillbaag.de)


