Museumsleiterin Daniela Sandner nähert sich dem Flirten von der Verhaltensforschung und der Psychologie her. Hans Driesel wiederum hat bei den großen Dichtern nachgeschaut, wie dort geflirtet wird - ein anbandelnder Abend im Kitzinger Fastnachtmuseum.
Frage: Wie kam es zu der Idee mit der Anbandel-Veranstaltung?
Daniela Sandner: Hans Driesel und ich stehen im permanenten Austausch - vor allem, wenn es um das Thema Männer und Frauen geht. Immer, wenn wir interessante Artikel finden, schicken wir sie dem jeweils anderen gleich durch. So war es auch beim Thema Flirt. Ich glaube, es ging damals um die Frage, ob der Flirt in Zeiten der Me-too-Debatte aussterben wird.
Was genau passiert beim Flirten?
Sandner: Chemisch betrachtet eine ziemlich verhängnisvolle Hormonausschüttung, da ist so ziemlich alles dabei: Oxytocin, Dopamin, Adrenalin, Testosteron, Pheromone. Das sind Glücks- und Sexualhormone, die, ganz vereinfacht, Männer ausgeglichener und Frauen fürsorglicher machen. Leider sorgen sie bei Liebeskummer auch für Schlaf- und Appetitlosigkeit.
Lässt sich flirten lernen?
Sandner: Ja, tatsächlich, es gibt da ziemlich eindeutige "do's" und "dont's". Ob wir eine "Anmache" gelungen finden oder nicht, hängt aber vom persönlichen Empfinden ab.
Was sollte man unbedingt vermeiden?
Sandner: Frauen finden Männer uninteressant, die unentwegt - gerne von sich selbst reden - dazu gibt es tatsächlich eine wissenschaftliche Studie. Ich denke aber, das ist umgekehrt ebenso der Fall. Es geht prinzipiell nicht darum, interessant, sondern interessiert zu sein.
Was ist erlaubt? Wo sind die Grenzen?
Sandner: Viel lächeln, aufmerksam sein, nachfragen, aber nicht aufdringlich sein. Das funktioniert immer - auch in einer bereits bestehenden Beziehung. Wenn man dann noch eine Portion Humor mitbringt... Eine Grenze ist erreicht, wenn einer der beiden Flirtpartner einen Abbruch signalisiert. Das ist nicht immer ganz einfach zu deuten. Wenn aber eine Avance, etwa eine leichte Berührung, nicht unmittelbar beantwortet wird, ist wohl das Ende des Flirts erreicht.
Ist flirten altersabhängig?
Sandner: Ja, ich denke schon. Aber es ist vor allem: individuell und unterschiedlich. Es gibt Leute, die eher offensiv-sexuell flirten, andere sind zurückhaltend-spielerisch. Es sollten sich also idealerweise dieselben "Flirttypen" treffen.
Woher kommt der Begriff?
Sandner: "Flirten" kommt um 1890 für "kokettieren" auf und ist entlehnt aus dem englischen "to flirt", das wiederum aus dem altfranzösischen "fleureter" - mit Blumen verzieren - stammt.
Das passiert bei der Lesung am Sonntag...
Sander: ... es wird auf jeden Fall den ein oder anderen Aha-Effekt geben. Und tatsächlich können wir wohl alle noch ein wenig dazulernen. Und nicht zu vergessen: Es geht ja nicht nur um Biologie und Verhalten, sondern auch um den Flirt in der Literaturgeschichte.
Ganz indiskret gefragt: Ihr schönstes Flirt-Erlebnis?
Sandner: Mich fasziniert, dass manchmal ein Flirt - und wenn es nur ein intensiver Blickkontakt ist - in der Luft zerplatzen kann wie eine Seifenblase. Manche Momente sind so schnell vorbei, wie sie gekommen sind. Macht aber nichts, ist eben auch schön.
Flirt-Abend: Sonntag, 19. Mai, ab 18 Uhr im Deutschen Fastnachtmuseum (Einlass 17 Uhr). Museumsleiterin Daniela Sandner betrachtet das Thema von der Verhaltensforschung und der Psychologie her, Hans Driesel rezitiert „Flirt-Passagen“ aus der klassischen und der modernen Literatur. Kartenvorbestellung unter Tel.: (09321) 23355, Eintritt: 13 Euro.