"Ich hatte furchtbare Angst vor der Operation. Die Ärzte hatten mir gesagt, dass mein Leben auf der Kippe steht. Was sollte mein Mann machen: mit einem Neugeborenen und zwei kleinen Söhnen? Mitten in meiner Verzweiflung sah ich plötzlich bewusst das Kreuz an der Wand. Hatte er nicht auch in seiner extremen Not gerufen: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Auf einmal fühlte ich mich in meiner Todesangst ihm ganz nahe, als säße er neben mir. Ich begann zu beten." So beim Kreuzweg der Senioren mit Situationen, in denen Menschen in Not und Verzweiflung, persönlicher Überforderung und Undankbarkeit der Blick auf das Kreuz wieder Vertrauen schenkte und das Kreuz eine Brücke zum Leben wieder herstellte. Dabei predigten nicht nur die Kreuze der Euerfelder Kirche St. Michael.
"Da, Mama!", wies die kleine Tochter die Mutter, die es zu Hause nicht mehr aushielt, weglaufen wollte, auf das Wegkreuz hin. Genauso fühlte sich die Mutter: angenagelt, verletzt, durchbohrt und verlassen. Hinter dem Kreuz brannte eine Kerze und lag etwas Geschriebenes. Sie las: "Das Kreuz steht zwischen uns, wenn Dein Blick darauf haftet. Hier endet das Leben. Das Kreuz wird uns zur Brücke, wenn du dahinter schaust. Hier beginnt das Leben." Darauf die Mutter: "Komm Lisa, wir gehen wieder nach Hause."
"Was könnten Sie aus Ihrer Kreuzerfahrung hier am Mikro erzählen?", so Diakon Lorenz Kleinschnitz an die Gottesdienstbesucher, der zusammen mit Rita Teske und Irmtraud Winkler den Kreuzweg leitete, musikalisch begleitet von Katharina Ländner Mack an der Orgel.
Im Anschluss im Sportheim nach Kaffee und Kuchen las Rita Teske zwei Geschichten vor. "Wie ein kleines Mädchen einem alten Mann die Augen für das Wesentliche öffnete. Man darf nicht mit dem Schicksal hadern und undankbar sein, sondern muss dankbar für das viele Schöne sein und sich freuen, leben zu dürfen." Die zweite Geschichte warf einen humorvollen Blick auf die Fastenzeit im Leben einer Familie. Dazwischen wurden Lieder gesungen, die von Edgar Graber mit der Mundharmonika begleitet wurden. Bewirtet wurden die Gäste vom Seniorenteam. Nach guter Unterhaltung und einer gemeinsamen Brotzeit wurde der gelungene Nachmittag beendet.
Von: Lorenz Kleinschnitz (Dekanatsaltenseelsorger, Kitzingen)