Aufgemerkt, wir brauchen Sie. Also nicht wir direkt, aber das Landesamt für Umwelt und die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Die sind auf der Suche nach einem Bilch und kommen nicht so recht voran. Die Bevölkerung ist aufgerufen mitzuhelfen.
Zwischen Tür und Angel geht das nicht. Wer aus der Küche rüber aufs Sofa (oder umgekehrt) ruft: „Ey, hast’n Bilch gsehn?“ wird kaum zur Erhellung der Situation beitragen. „Die Milch ist im Kühlschrank“, schallt es dann womöglich aus dem Wohnzimmer zurück. Vielleicht auch „Der Knilch ist nicht da, der treibt sich bestimmt wieder bei seinen Kumpels rum.“
Um dem Bilch auf die Spur zu kommen, braucht es also eine deutliche Aussprache. Und eine naturwissenschaftliche Erklärung. Was ist das überhaupt? Eine Pflanze? Ein Tier? Und selbst wer Bilche kennt, braucht zusätzliche Infos. Gesucht wird nämlich weder eine Haselmaus noch ein Gartenschläfer oder gar ein Siebenschläfer, das sind allesamt Verwandte. Wonach man Ausschau halten sollte, ist der Baumschläfer.
Er lebt zurückgezogen, hat eine Zeichnung um die Augen, braucht eine krautige Bodenvegetation und mag die Nähe zu Gewässern. Der Bilch ist dem Knilch somit nicht nur sprachlich ähnlich, denn alles das trifft auf jeden Jugendlichen zu, der am Sonntag um 14 Uhr mal kurz aus dem Bett krabbelt, über aufgehäufte Klamotten auf dem Boden steigt, aufs Klo geht und wieder in der Koje verschwindet. Zudem wird der Baumschläfer in Bayern in etwa so selten gesichtet wie der Teenie am sonntäglichen Mittagstisch.
Seit zehn Jahren wurde dieser seltene Bilch nun schon nicht mehr in Bayern gesehen. Also: Augen auf! Und falls sich der Baumschläfer ausgerechnet in Ihrem Gartenschuppen niedergelassen hat, bitte melden. Im Landkreis Kitzingen lebt es sich schön, warum also sollte der Bilch den nicht dem Bergwald vorziehen. Es wurde ja auch erst kürzlich eine Krabbe bei Usedom gefunden, die eigentlich an der amerikanischen Ostküste lebt. Von einem Sensationsfund war die Rede, auch wenn die Krabbe leider tot war und jetzt im Deutschen Meeresmuseum ihr Dasein fristet, statt im Meer vor New York rumzupaddeln.
Dem Entdecker des Baumschläfers hierzulande wäre eine Schlagzeile sicher. Und dem Tourismus neuer Schwung. „Kitzingen, die Stadt der Baumschläfer“. Das zieht bestimmt die Gäste in Scharen an. Es winkt ein Geschäft. Endlich ein wichtiger Grund, um nach dem Bilch zu suchen. Hätten die Behörden das in ihren Aufruf geschrieben, das Mail-Postfach würde vor lauter Rückmeldungen überlaufen.