Letzte Woche hat sie mich gepackt, die Motivation. Dabei war ich lange resistent gegen all die Schmierflecken, Fingerabdrücke und Mückenschisse auf unseren Fenstern. Als es die glitzernden Strahlen des ersten Morgenlichtes aber drei Tage hintereinander kaum durch das beinahe blinde Badfenster schafften, war es genug. Die Motivation war groß – und das, obwohl Fensterputzen meine Hassdisziplin der Haushaltsführung ist. Nicht dass Putzen generell die Erfüllung wäre.
Aber Fenster? Da ist Sauberkeit echt (An-)Sichtssache. Die Kinder, die täglich unseren Garten bevölkern, helfen lieber mit, die Fenster zu betatschen als sich über Tatscher zu wundern. Und erwachsene Gäste lassen wir möglichst nur am Abend ins Haus. Oder schenken reichlich Alkohol aus. Jedenfalls hatte ich fast vergessen, warum ich so lange keine Fenster geputzt habe. Und mit "lange" meine ich lange.
An einen hing noch das während des Corona-Lockdowns aus buntem Tonpapier gebastelte "Alles wird gut"-Schild, am anderen die Häschenparade 2021, die zwischenzeitlich mit Nikolaus- und Narrenmütze an die Jahreszeit angepasst worden war. Sie hängt übrigens noch. Ist ja bald wieder Ostern.
Doch zurück zur Putzwut. Wenn schon, denn schon: Vorhänge runter. Die weißen halbtransparenten mit den Schlaufen genauso wie die dicken tiefblauen Schals mit Metallösen. "Gardinen sollten nicht oder nur wenig geschleudert werden", raten Experten. Und: "Beginnen Sie sofort nach dem Waschen mit dem Aufhängen." Wissen die eigentlich, was so ein ungeschleuderter Vorhang wiegt? Und wie viel Wasser da noch rauskommt?
Nach stundenlangem Schlierenschmieren, schweißtreibenden Gardinenkämpfen und tränenreichen Oberarmkrämpfen war meine Motivation jedenfalls am pfützenreichen Boden. Ich entschied: Die noch weniger einsehbaren Fenster müssen warten. Kann gut sein, dass es noch ein, zwei Monate dauert, bis mich die Motivation wieder packt. Oder vielleicht auch Jahre.