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Kitzingen
Am Rande bemerkt: Wenn die Ratten in der Kneipe tanzen und ein Charterflugzeug in Kitzingen notlanden muss
Schon auf der Straße sind Ratten nicht gern gesehen - in einer Gaststätte will sie schon gar niemand haben.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa (Symbolfoto) | Schon auf der Straße sind Ratten nicht gern gesehen - in einer Gaststätte will sie schon gar niemand haben.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 10.02.2024 15:30 Uhr

Kurz vor dem Umblättern bleibt das Auge hängen, die Hand stoppt. Was war denn das? Eine Recherche im Kitzinger Stadtarchiv gestaltet sich zeitintensiv. Nicht, weil man nicht wüsste, wo man in den langen Reihen mit Ordnern und Unterlagen anfangen soll, die Antwort auf die Frage zu suchen, wegen der man gekommen ist. Das Archivteam kennt sich bestens aus, hilft stets freundlich und immer kompetent. Es ist die eigene Zielstrebigkeit, die zu wünschen übrig lässt.

Zeitungsordner 1982. Ein Sammelsurium aus spannenden, unglaublichen und teils erstaunlich aktuellen Meldungen. Ein paar Beispiele aus einem nur wenige Wochen umfassenden Zeitraum.

Junge Leute äußern in Segnitz ihre Angst, es werde bald aus sein mit der Erde, weil der Mensch sie kaputt macht. Eine Angst, die heute längst nicht mehr diffus, sondern sehr reell ist. 

Bis Anfang Juli fehlen schon 114 Millimeter Niederschläge im Vergleich zu "normalen" Jahren; der Mais auf den Felder im Landkreis ruft nach Wasser, die Zuckerrüben lassen die Blätter hängen. Die Trockenheit war also schon Thema, aber eher als Ausnahme denn als Regel. Heute sieht das leider anders aus.

Auch längst Vergessenes ist zu finden in den alten Zeitungsbänden. Ein Charterflugzeug einer Lufthansa-Tochter muss auf dem Kitzinger Flugplatz notlanden. 38 Passagiere stranden am Rande der Stadt, weil die Maschine brennt.

In einer Marktbreiter Kneipe werden "üble Zustände" entdeckt: "Die Ratten tanzten in der Wirtschaft umher" titelt die Zeitung, garniert mit dem Spruch: "Prost Mahlzeit!" Was würde die Formulierung heute für Klicks bekommen! 

Damals sind – nach dem Motto "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern" – mit den gedruckten Exemplaren auch die Nachrichten schon nach kurzer Zeit in dicken Ordnern in Archiven verschwunden und im Gedächtnis der Menschen nach hinten gewandert. Der Bürgermeister, der 1982 auf die Titelseite kam, weil er zu eigenmächtig entschieden hatte, wird ebenso froh darum gewesen sein wie der hochrangige Beamte, der dazu neigte, bei Kleinigkeiten überzureagieren und dabei auch mal "hinzulangen", was ihn 1982 in die Zeitung und Jahre später gar vor Gericht brachte.

Heute heißt es: "Das Netz vergisst nie." Was mal veröffentlicht wurde, ist mit einem Klick in Sekundenschnelle wieder hergeholt. Ein zeitlicher Vorteil bei der Recherche, sicherlich. An das Flair der alten Unterlagen, das Gefühl des Papiers zwischen den Fingern und die Überraschung beim Umblättern kommt es trotzdem nicht ran. 

 
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