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Kitzingen
Am Rande bemerkt: Was an den Wahlplakaten wirklich zu denken gegeben hat
Die "Großkopferten" an den Straßenrändern verschwinden jetzt wieder. Warum unsere Autorin das nicht schade findet.
Sie grüßten über Wochen jeden Tag vom Straßenrand: Die riesigen Wahlplakate, wie hier am Ortsausgang von Kitzingen Richtung Mainbernheim, werden nun wieder verschwinden.
Foto: Daniela Röllinger | Sie grüßten über Wochen jeden Tag vom Straßenrand: Die riesigen Wahlplakate, wie hier am Ortsausgang von Kitzingen Richtung Mainbernheim, werden nun wieder verschwinden.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:37 Uhr

Der Weg zur Arbeit wird wieder entspannter. Nicht, dass sich was an der Verkehrssituation im Landkreis Kitzingen geändert hätte oder Ampeln endlich dort stehen würden, so sie hingehören. Da brauchen wir noch ein bisschen Geduld. Aber die Beobachter, die verschwinden jetzt wieder. Nach und nach werden sie abgebaut, die großen und kleinen Köpfe auf den großen und kleinen Wahlplakaten. Wochenlang (in echt), fast monatelang (gefühlt) haben sie uns gemustert – mal mit ernstem Blick, mal locker, mal lockend, mal kritisch, mal offen, mal streng. 

Brauch ich alles nicht auf dem Weg zur Arbeit. Nervt. Und erfüllt nicht mal seinen Zweck. Bei den Plakaten fallen mir kaum Fragen ein, die mit Politik zu tun haben. Vielmehr überlege ich, ob die eine Partei mich mit ihrer kräftigen Farbgebung abschrecken will? Ob der Fotograf der anderen dem Porträtierten wohl geraten hat, er soll die Augen aufreißen? Hat ein Selbstdarstellungsberater auf die richtige Handhaltung verwiesen? Hatten Friseure und Modeberater ein Mitspracherecht? Wer verantwortet die sprachlichen Formulierungen? Was stand überhaupt auf dem einen Plakat, an dem ich täglich mehrfach vorbeigefahren bin? Bis heute weiß ich es nicht.

Abgezogen, überklebt, in der Tonne, der Ständer verräumt – das Schicksal der meisten Plakate ist eigentlich ein trauriges. Mitleid habe ich trotzdem nicht. Was sollte man sonst mit so vielen Papier-Ministerpräsidenten anfangen? Die Starschnitt-Zeiten sind schon lange vorbei. Die Generation, die noch weiß, was das überhaupt ist, geht bald in Rente. Und die Definition "Star" ist trotz des inflationären Gebrauchs des Wortes im TV und den Sozialen Medien irgendwie doch unzutreffend. 

Jedenfalls war Söder hier, Söder da, Söder überall. Man hatte schon fast das Gefühl, er sitzt mit im Auto. Wahrscheinlich dachte einer im Wahlkampfteam, er kenne sich mit Unterbewusstseinsforschung aus. Ab 22 Plakaten auf zehn Kilometern hat er sich festgesetzt im Hirn, der Markus. Da hat man gar keine Chance. Ob es funktioniert hat, ist eine Frage der Interpretation. Hätte besser sein können, das Ergebnis. Aber auch schlechter.

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die Plakate verschwinden. Aber sie werden wiederkommen. Wenn ich einen Wunsch äußern darf: Gerne in geringerer Anzahl. Und am liebsten bitte so, wie die Kandidaten sie gestalten würden, wenn sie freie Hand hätten. Schau, das bin ich. Schau, das will ich. Nicht mein Mitarbeiterstab oder hochdotierte Berater. Das wäre wenigstens eine ehrliche Sache und würde wahrscheinlich mehr zur Entscheidungsfindung beitragen als das x-te Großformat. 

 
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Kommentare
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  • Gerhard Kreßmann
    Am besten wäre, wenn alle Parteien vor der nächsten Wahl verkünden würden auf Plakatierung zu verzichten und das eingesparte Geld den Tafeln Deutschland zu spenden. Die meisten Bürger wissen sowieso was sie wählen werden.
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  • Andrea Rauch
    Und sie sind nicht zuletzt eine Umweltbelastung. Oder fallen Vandalismus zum Opfer. Hunderte Plastikplakate müssen weggeworfen werden, da nützt auch das Upcycling von Banner zu Taschen nix, wenn mans vermeiden hätte können. Wir Grüne haben wenigstens Karton, noch lieber wären uns große kommunale Plakatwände, aber diesen Antrag haben die Vielplakatierer-Parteien (in Volkach) abgelehnt. Sogar der neue Erholungspark in der Spitalstraße wurde von zwei Großflächenplakaten verdunkelt, und das hat tatsächlich einige Bürger aufgeregt wenn das so überhand nimmt. Aber obs weniger wird bei der Bundestagswahl und Kommunalwahl? Es ist zu bezweifeln.
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