Ferien sind zur Erholung da. Bevor jetzt jemand anfängt zu gähnen oder die Plattitüde am Textanfang zu bemängeln: Stop! Oder, um es fränkisch auszudrücken: Ä mal langsam! Klar weiß das jeder. Wer im Beachclub oder in den Bergen war, hat es wahrscheinlich auch gelebt. Wer daheim geblieben ist, wahrscheinlich eher nicht. Hausputz, Steuererklärung, der wuchernde Garten, das Gerümpel im Keller, die bevorstehenden mündlichen Abiturprüfungen... Die Liste der Gründe, die uns vom Erholen abhalten, ist lang.
Weil die Ferien und der uns mit Feiertagen verwöhnende Mai ihrem Ende entgegengehen und es bis zur nächsten offiziellen Erholungsphase noch eine Weile hin ist, könnten wir jetzt in Trauer versinken. Oder einfach die persönliche Work-Life-Balance ein bisschen mehr in Richtung Life verschieben. Im Alltag mal machen, was man sich sonst nur im Urlaub gönnt.
Wie wär es mit einer Fußmassage, gekoppelt mit (wilder) Natur, ein bisschen Abenteuer und dem Reiz, die eigenen Grenzen zu überschreiten? Boa, cool!, würde man im Urlaubsressort denken und ein paar Scheinchen hinblättern, damit man daheim später mit dem besonderen Event angeben kann. Pfft – um auf der Sprachebene zu bleiben: Brauchen wir alles nicht, haben wir vor der Haustür.
Höchstens am Strand und im Schwimmbad: Warum laufen Erwachsene eigentlich so selten barfuß?
"Schuhe aus und raus", fordert Ranger Alexander Schneider vom Naturpark Steigerwald zu einer 3,1 Kilometer langen Barfuß-Wanderung am 9. Juni auf dem Mittelwaldweg in Iphofen auf. Eine Forderung, die er bei Kindern nicht zweimal stellen muss.
Der gemeine Erwachsene zögert. Weil man, wenn überhaupt, höchstens am Strand oder im Schwimmbad barfuß läuft. Weil die Zehennägel nicht so apart lackiert sind wie auf dem Ankündigungsbild zur Wanderung. Und weil die Baumrinde, auf der die aparten Füße auf dem Bild stehen, wahrscheinlich piekst.
Die Ankündigung der Veranstalter serviert viele Gründe, warum das "Ja, aber... " nicht zählt. Der Tastsinn der Fußsohlen wird beim Barfußwandern angeregt, der Kontakt zur Natur ist besonders intensiv, das Gras kitzelt, die Steine in der Sonne sind warm. Muskeln, Bänder und Gelenke werden gestärkt, die motorischen Fähigkeiten verbessert.
Nicht zuletzt baut die kontinuierliche Massage der Reflexzonen der Füße Stress ab und entspannt. Wer immer noch zögert, dem lässt der Ranger ein Hintertürchen: "Wer nicht die ganze Tour barfuß laufen möchte, kann Schuhe im Rucksack mitnehmen."
Barfußschuhe in den Rucksack zu stecken, wäre dann so etwas wie die doppelte Hintertür. Die sollen gesund sein, solange man halbwegs gesunde Füße hat. Und man darf sogar Socken darin anziehen. Selbst weiße sind heutzutage erlaubt. Wenn man so darüber nachdenkt, ist alleine das eigentlich abenteuerlich genug.