Kein weiteres Großprojekt
Mend sagte am Montag in der Sitzung des Stadtrats: "Wir können uns im Interesse der Haushaltswirtschaft ein weiteres großes öffentliches Vorhaben nicht leisten." Er räumte allerdings ein, dass die Stadt für eine von vielen Iphöfern gewünschte, gastronomische Nutzung des Hauses wohl keinen Investor finden werde, da die geschätzten Sanierungskosten keine Rendite versprächen. Mend rechnete mit mindestens 2,5 Millionen Mark, um ein vernünftiges Konzept umzusetzen. Die Alternative sei, das Haus selbst zu sanieren und eine Pacht zu verlangen.
Sowohl Ludwig Weigand als auch Baldwin Knauf, der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses des Stadtrates, sprachen sich dafür aus, die Sanierung einem Privatinvestor zu übertragen. "Wir haben auf Dauer sonst nur einen Klotz am Bein, wenn man sieht, wie die Gastronomie derzeit zu kämpfen hat", gab Weigand zu bedenken. Dagegen hielt Gerhard Fröhlich dem Bürgermeister vor, die Stadt habe schon "viele alte Hütten mit öffentlichen Geldern" wieder in Stand gesetzt. "Die Frage ist, was uns das Gebäude und der Marktplatz als historisches Ensemble wert sind", so Fröhlich. Auch Dieter Sturm befand, die Stadt Iphofen solle das Gebäude selbst sanieren - "solange noch Geld da ist".
Otto Kolesch warf der Verwaltung vor, die Sanierung des Gebäudes verschleppt zu haben. Was sich seit dem Erwerb des Anwesens 1997 durch die Stadt zugetragen habe, sei ein "kleines Trauerspiel". Schon längst hätte die Stadtverwaltung zwei Nutzungskonzepte unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit erstellen und dem Rat zur Abwägung vorlegen können. Der Bürgermeister wies die Kritik zurück. Nur ein Investor könne für sich eine Wirtschaftlichkeitsrechnung aufmachen.
Mend nahm den Stadtrat selbst in die Pflicht. "Sie müssen auch einmal sagen, was Sie wollen." Mend warnte aber vor einem "Schnellschuss" und wies darauf hin, dass die Verwaltung vor einiger Zeit ein Konzept für eine öffentliche Nutzung vorgelegt habe. Damals ging es darum, in dem früheren Gasthaus mehrere Läden unterzubringen. Diese Lösung ist nach wie vor denkbar. Auch eine Nutzung als Ärztehaus oder Museum sei vorstellbar.
Dritter Bürgermeister Richard Veit rief die Stadträte dazu auf, mehr Mut zu zeigen und auch über einen Abriss des Gebäudes nachzudenken. Wenn an gleicher Stelle ein neues Haus entstehe, sei ein Investor sicher leichter zu finden. Veit spielte damit auf die mangelhafte Bausubstanz des Anwesens an. Vor allem der Dachstuhl ist stark geschädigt, einem Anbau droht der Verfall.
Stadt drohte der Besitzerin
Das "Goldene Kreuz" hat seit 1690 nach Recherchen des Stadtarchivars Andreas Brombierstäudl mindestens 15 Mal den Besitzer gewechselt. Paul Wintzheimer musste es 1934 wegen hoher Schulden an die Brauerei Kesselring in Kitzingen verkaufen. Eine Erbin des Brauerei-Besitzers überließ es 1997 für knapp 400 000 Mark der Stadt Iphofen, die mit einem Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot gedroht hatte, weil die Besitzerin keinerlei Renovierungen vorgenommen hatte.