Ein Wohnhaus mit 25 Wohnungen sowie einigen Büros im leerstehenden Gewerbebetrieb der ehemaligen Schreinerei Eberlein in Altenschönbach - das wird es wohl eher nicht geben. Zu groß war der Widerstand der Bürger bei der außerordentlichen Bürgerversammlung am Montagabend im Schützenhaus Altenschönbach. Von den gut 110 Bürgern hatte sich während der intensiven und teilweise emotional geführten Diskussion niemand für ein Wohnhaus ausgesprochen. Ganz im Gegenteil: die Bürger fürchten eine "Überfremdung" ihrer Dorfgemeinschaft, und sie äußerten auch starke Bedenken gegen "Feiern und Parties an Wochenenden".
Bedenken und Befürchtungen, die weder Bürgermeister René Schlehr noch der Bauherr zerstreuen konnten. Bauen will dort der Unternehmer Alexander Wehr, der bereits im Gewerbegebiet Ost in Prichsenstadt mit Lastwagen handelt und vermietet. Mit seiner unverbindlichen Bauvoranfrage (Umwandlung der Gewerbehalle in Wohnungen) hatte sich der Stadtrat sehr intensiv befasst und die Diskussion ohne Beschluss abgebrochen. "Wir wollen und müssen hören, was die Altenschönbacher zu dieser privaten Bauvoranfrage sagen", war der Tenor.
Was die Räte und Alexander Wehr zu hören bekamen, war geballte Ablehnung. Zwar betonte Wehr mehrmals, kein Asylantenheim zu bauen, was er schon längst hätte machen können nach dem Kauf der alten Schmiede. "Da hat mich das Landratsamt angebettelt, ein Asylantenheim zu bauen, und ich habe abgelehnt", sagte er immer wieder, "das will ich jetzt auch nicht machen." Doch wirklich Glauben schenkten ihm die Altenschönbacher nicht. Nach dem Zeitungsbericht über die damalige Stadtratssitzung "habe ich 150 Anrufe von Interessenten bekommen, auch von Familien", umriss Wehr die Reaktion.
Um den Bürgern die geplanten Wohnungen darstellen zu können, hatte Wehr einen Plan aufgehängt, den auch die Räte und der Bürgermeister in der Versammlung erstmals sahen, und viele Pläne verteilt. Die Reaktionen reichten von "Kaserne" über "Hühnerstall" und "Wohnmaschine" bis hin zu "Massenunterkunft". Natürlich könnte Wehr auch, wie viele Bürger anregten, auch weniger und dafür größere Wohnungen bauen. "Jetzt wären es auf 2500 Quadratmetern 25 Wohnungen, und wenn ich acht Wohnungen baue, ist jede über 300 Quadratmeter groß", so sein Einwand, "welche Familie braucht eine so große Wohnung?". Er könnte auch darauf verzichten, seinen Wunsch nach Wohnraumschaffung nachzugehen und stattdessen das machen, was er in einem Gewerbegebiet auch ohne eine Planänderung machen dürfe, nämlich einen Logistik-Standort. Dann wären ja noch mehr Lastwagen unterwegs, beklagten sich nicht wenige Altenschönbacher, die sich auch nicht davon umstimmen ließen, dass eine genaue Planung noch gar nicht vorhanden wäre.
Um die Wogen zu glätten, stellte Schlehr den baurechtlichen Rahmen dar. "Das Gebäude ist gewerblich voll erschlossen, ob Wohnungen damit auch erschlossen wären, haben wir noch nicht mal geprüft", sagte er. Auch müsste die Stadt nur ihr Einvernehmen erteilen, Entscheidungsträger sei das Landratsamt. "Dafür muss ein Gewerbe- in ein Wohngebiet umgewidmet werden, was eine Änderung im Flächennutzungsplan (FNP) mit sich bringen muss, und das Landratsamt kann uns nicht zwingen, unseren FNP zu ändern", wollte Schlehr den Wind aus den Segeln nehmen.
Allein er schaffte es ebensowenig wie seine Ratskollegen Helmut Hümmer und Stefan Deppisch. Auch ohne eine Abstimmung, an die der Rat nicht gebunden wäre, stand das "Nein" buchstäblich auf der Stirn von 110 Altenschönbacher Bürgern.