Eine unliebsame Überraschung erlebten die Mitglieder des Wiesentheider Schulverbandes. Die aktuelle Berechnung der Fachbehörden zur bereits formell genehmigten Sanierung der Nikolaus-Fey-Schule in Wiesentheid schätzt die Kosten auf insgesamt 19,614 Millionen. Damit liegt sie um satte sechs Millionen höher, als die vom zuständigen Ingenieurbüro vor einem Jahr berechneten 14,4 Millionen Euro.
Erst wenige Stunden vor der Sitzung war die Berechnung für das an die aktuellen Erkenntnisse angepasste Bauprogramm im Rathaus eingetroffen. Der Vorsitzende des Schulverbandes, Wiesentheids Bürgermeister Klaus Köhler, überbrachte die Hiobsbotschaft an die Bürgermeister und Vertreter der Mitgliedsgemeinden. Die Versammlung vereinbarte auf Antrag der Bürgermeister Ernst Nickel (Geiselwind) und René Schlehr (Prichsenstadt), dass möglichst bald eine Sondersitzung stattfinden solle. Darin sollen die Planer zu den gestiegenen Kosten Stellung nehmen.
Entsorgung von Baustoffen ist teuer
Mit den höheren Kosten schnellt der Anteil für die neun Mitgliedsgemeinden in die Höhe. Statt bisher angenommenen 5,6 Millionen Euro wären nach Schätzung der Verwaltung nun circa 7, 85 Millionen Euro fällig. Als Folge der voraussichtlichen Änderung der Zahlen und Beiträge wurde die laut Tagesordnung anstehende Beratung des Haushalts für 2021 verschoben.
Zunächst hatte der Vorsitzende Köhler, die Gründe für die enorme Steigerung der Kosten vorgetragen. So falle der Punkt Entsorgung und Nachweis von Schadstoffen wegen neuer Bestimmungen größer aus, als erwartet. Aufgrund neuer Vorschriften müssen im gesamten Haus alle Verfugungen an Bauteilen, Deckenplatten, Dampfsperren und Dämmstoffe ausgetauscht und gesondert entsorgt werden.
Auch alle verzinkten Wasserleitungen müssen laut Vorgabe raus. Zusätzlich sei eine Heizung über die bisherigen Nachtspeicheröfen im Neubau nicht mehr möglich. Der Brandschutz fordert zudem mehr Fluchtwege und auch weitere Aufzüge und Treppenlifte müssen eingeplant werden.
Außerdem darf die seit 40 Jahren bestehende Trafostation im Keller der 1972 errichteten Schule nicht umgebaut werden, sondern muss komplett außerhalb der Schule neu gebaut werden. Weiterhin wurde festgestellt, dass die vorhandenen Elektrounterverteilungen neu zu ersetzen sind, ebenso wie auch sämtliche Kabelschächte und die Kabelführung aller Elektroleitungen.
Kritik am zuständigen Architekturbüro
In dem Zusammenhang sei zu überlegen, ob die Schule dann auf eine LED-Beleuchtung umstelle. Ein Austausch der Nachtspeicheröfen in der Grundschule und in den Turnhallen wäre ebenso ratsam, trug Köhler vor. Wolfgang Stöcker, vom Wiesentheider Gemeinderat als Mitglied im Schulverband, kreidete dem Planungsbüro an, dass etliches nicht im Vorfeld berücksichtigt wurde.
Es habe sich heraus gestellt, dass eine Firma bei einer Aufstockung der Schule 2002 Materialien mit verbaut habe, die schon damals nicht erlaubt gewesen seien, sagte Verwaltungsleiter Christian Sturm. Das hätte das damals, wie heute zuständige Architekturbüro als Aufsicht sehen müssen, kritisierte Stöcker.
Das alles ändere nichts an der Tatsache, dass man weiter machen müsse mit der Ertüchtigung der Schule, warf der Schulverbandsvorsitzende Köhler ein: „Wir haben keine andere Wahl, auch wenn es schmerzhaft ist.“ Kommendes Frühjahr soll die bis zum Jahr 2024 anberaumte Sanierung der Schule beginnen. Ob diese Termine haltbar sind, steht nun wohl offen.