Mainbernheims Altbürgermeister Karl Wolf feiert seinen 75. Geburtstag. Außerhalb der Stadt hat er auf dem Wolf’schen Anwesen auch in Corona-Zeiten viel Platz dazu. Dankbar blickt er zurück auf viele Geschehnisse, die prägend für sein Leben waren.
Neben dem Kastenamt unterhalb der Apotheke in der Stadt erblickte Wolf am 26. August 1945 das Licht der Welt, die für ihn mit einigen kleinen Abstechern fortan Mainbernheim sein sollte. "Mainbernheim ist mein Umfeld", bekennt er seine Verbundenheit zur Stadt.
Mit drei älteren Schwestern und einem jüngeren Bruder wuchs er im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern damals noch in der Stadt auf. Als ältester Sohn war es ihm vorbestimmt, dass er einmal den Hof übernimmt.
Mechanisierung der Landwirtschaft
Nach dem Krieg schon hatten seine Eltern die fortschreitende Mechanisierung in der Landwirtschaft erkannt. Dies hieß, dass in der Stadt keine Entwicklung der Landwirtschaft möglich war. Dann kam die Flurbereinigung und 1961 siedelte auch die Familie Wolf wie andere Landwirte an die Flurgrenzen der Gemeinde aus. Wolf erlebte in all den Jahren den Wandel der Landwirtschaft mit. Waren es vormals 27 bis 28 Hektar auf 84 Teilstücken verteilt, sind es heute 35 Hektar, die sein Sohn im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Einen Teil seiner landwirtschaftlichen Ausbildung durfte er in Egersdorf bei Cadolzburg verbringen. Dort machte er auch den Führerschein. Seine erste Fahrstunde führte ihn über den Plärrer in Nürnberg. Alles Dinge, die ihn prägten. Wie auch seine Meisterprüfung auf dem Simonshof bei Bad Neustadt/Saale, den auch Nichtsesshafte mitbewirtschaften durften. Oder seine Zeit in der Landjugendarbeit und mit der Landvolkshochschule mit Austauschen mit der Steiermark.
Über die Landjugend lernte er seine Frau Ingeborg kennen. "Wir haben festgestellt, dass wir beide aus Mainbernheim kommen", erzählt er und lacht. Denn sie kam aus dem unteren Städtle und er aus dem oberen. "Das war ja damals feindliches Ausland", fährt er schmunzelnd fort. Mittlerweile sind sie 50 Jahre verheiratet und haben jüngst goldene Hochzeit gefeiert, haben zwei Kinder und drei Enkelkinder.
Landwirtschaftliche Transportarbeiten
War sein Betrieb früher vielschichtig, stellte er ihn auf Schweinemast um. Heute wird nur noch Ackerbau betrieben. Mit der Umstellung blieb ihm mehr Zeit. Die nutzte er für landwirtschaftliche Transportarbeiten. Das wiederum führte ihn zum Maschinenring, wo er Verantwortung übernahm.
Ab 1974 lernte er Krankenpfleger, den Betrieb führte er im Nebenerwerb. Bis 1980 arbeitete er Vollzeit im Kitzinger Krankenhaus, bis 1996 dann noch als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung. 1984 kam er in den Stadtrat, 1996 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Das blieb er bis 2014. Bis 2020 war er Kreisrat. Auch die politische Zeit möchte er nicht missen. Wie die in den Vereinen der Stadt.
Als Landwirt und bekennender Naturliebhaber hat er gelernt, Tiere und Pflanzen genau zu beobachten, um zu erkennen, was sie brauchen. Als Krankenpfleger sah er bei den Patienten genau hin. Das setzte sich in der Kommunalpolitik fort: "Was braucht der Bürger?" sei die entscheidende Frage gewesen. Vieles hat er zusammen mit dem Stadtrat verwirklichen können. Und wenn ihn etwas in seiner Amtszeit geärgert hatte, dann waren und sind es noch die Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Jetzt im Ruhestand, nach drei überstandenen Krebserkrankungen, widmet er sich seiner Familie, seinen Bienen und dem Tuba-Spielen, welches er mit 70 Jahren noch erlernt hatte.