
Oberbürgermeister Siegfried Müller verkündete die traurige Nachricht zu Beginn der Stadtratssitzung am Donnerstagabend: Rudolf Schardt, ehemaliger Oberbürgermeister und Ehrenbürger Kitzingens, ist demnach am Dienstag, 15. Oktober, gegen 16 Uhr gestorben. Nach Müllers Informationen aus der Familie Schardts sei der Alt-OB friedlich eingeschlafen. Schardt wurde 92 Jahre alt.
Schardt wurde am 5. September 1927 in Kitzingen geboren. Nach der Schule in Würzburg war er in den letzten Kriegsjahren Luftwaffenhelfer. 1947 bestand er das Abitur an der Oberrealschule in Würzburg. Nach dem Jurastudium war Schardt zunächst Rechtsanwalt. 1955 heiratete er seine inzwischen verstorbene Frau Lieselotte. Im gleichen Jahr wurde die Tochter geboren. Seine Karriere in der Stadt Kitzingen begann er als Rechtsrat; 1962 wurde er Mitglied des Bezirkstages. Von 1967 bis 1991, also 24 Jahre lang, war das SPD-Mitglied Oberbürgermeister der Stadt Kitzingen. Er erhielt bei der Oberbürgermeisterwahl vom 1967 mit 61,41 Prozent die Mehrheit aller Stimmen vor Gegenkandidat Walter Kießling von der CSU mit 38,58 Prozent, später waren es einmal fast 100 Prozent.
Ein Oberbürgermeister zum Anfassen

Wer Schardt als OB erlebt hat, erinnert sich an einen Oberbürgermeister zum Anfassen. Sein Zugehen auf die Leute kam bei den Kitzingern an und war ein Grund dafür, dass Schardt immer wieder im Amt bestätigt wurde.
Auch nach seiner Zeit als OB hat der altgediente Sozialdemokrat im Kreistag als Schulreferent oder beim Förderverein des Krankenhauses Verantwortung übernommen. Erst mit 80 Jahren hat er sich endgültig aus der Politik verabschiedet und trat 2007 nicht mehr zur Kreistagswahl an.
Am 23. September 1991 erhielt er für seine Tätigkeit als "Vermittler zwischen deutschen und amerikanischen Interessen" den "Commander's Award for public service" verliehen; das ist die höchste Auszeichnung für Personen, die nicht zum direkten Gefolge der US-Armee zählen, heißt es in einem Lebenslauf, der auf den Seiten der Stadt Kitzingen veröffentlicht wird. Am 31. Oktober 1991 ernannte seine Heimatstadt Rudolf Schardt, den damals scheidenden OB, zum Ehrenbürger. Ein Jahr später zog die italienische Partnerstadt Montevarchi gleich. Er erhielt auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Bedeutende Ereignisse, die Schardts Amtszeit prägten, waren die Gemeindegebietsreform in den Jahren 1972 bis 1978, die Vollendung der West- und Südtangente sowie der Beginn der Umgehung Etwashausens.
Große Feier zum 90. Geburtstag

Zu seinem 90. Geburtstag wurde der ehemalige Oberbürgermeister nochmals groß gefeiert. Zu den vielen Freunden, Weggefährten und Verwandten gesellte sich auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der Schardt für seine "engagierte Arbeit auf Stadt-, Kreis- und Bezirksebene" Dank und Anerkennung aussprach.
Schardt selbst war dankbar, dafür "in relativer Frische" ein hohes Alter erreicht zu haben und dass er "in einem der schönsten Länder der Welt" gelebt habe, wie er damals sagte.
Die Aussegnungsfeier für den Alt-OB findet am Mittwoch, 23. Oktober, um 11 Uhr in der evangelischen Stadtkirche statt. Die Bestattung auf dem alten Friedhof folgt um 13.15 Uhr.
