In jedem Klassenzimmer gibt es ein leistungsfähiges Internet, alle Schülerarbeitsplätze können digital versorgt werden. Unterricht auf modern, der Zeit angemessen. So weit der Traum. Die Realität sieht so aus: Pro Schule ist ein Lehrer für das Thema EDV für vielleicht vier Wochenstunden abgestellt, möglicherweise sogar zwangsverpflichtet.
Um das Thema Digitalisierung für die Landkreis-Schulen – also die Gymnasien in Kitzingen und Marktbreit, die Realschulen in Kitzingen und Dettelbach sowie FOS/BOS – voranzutreiben, brachten die Freien Wähler in der jüngsten Schulausschuss-Sitzung des Landkreises den Antrag ein, sich verstärkt um das Thema zu kümmern.
Es sei an der Zeit für „eine eigene digitale Offensive“, wie Schulreferent Stefan Wolbert betonte. Ziel müsse es sein, dass der technische Fortschritt zeitnah in die Klassenzimmer gelange.
Es muss etwas passieren
Ein Ansinnen, das in dem Gremium auf einhellige Zustimmung traf. Die Kreisräte waren sich einig: Es muss etwas passieren – und zwar schnell. Zumal erste Umfragen bei den Schulreferenten ergeben hätten, dass die Landkreisschulen eher schwach ans Internet angebunden seien.
Als erste Maßnahme soll nun ein Überblick über den Ist-Zustand her. Dann sollen die Schulen sagen, was gebraucht wird. Schließlich geht es darum, was das alles kostet und wie man das Gewünschte beziehungsweise das Benötigte umsetzen kann. An dieser Stelle soll dann auch eine Fachfirma ins Boot geholt werden. In der letzten Ausschuss-Sitzung vor der Sommerpause wurde zudem ein weiteres Projekt auf den Weg gebracht: Der Landkreis schließt sich dem Förderprogramm "Bildung integriert" an und untermauert damit einmal mehr seinen Ruf als Bildungslandkreis.
Das vom Bund ins Leben gerufene Förderprogramm gibt es seit 2014. Bisher beteiligen sich 90 Kommunen an dem Projekt. In erster Linie geht es um Vernetzung und Austausch. Dadurch soll dem Thema Bildung ein neuer Stellenwert zukommen.
Das Mitmachen kostet allerdings eine Stange Geld: Bis zu zwei Vollzeitstellen müssen neu geschaffen werden, befristet auf drei Jahre. Kosten: 140 000 Euro pro Jahr. Außerdem fallen noch Sachkosten von 12 000 Euro an, wobei es generell eine 50-prozentige Förderung gibt.
Angst vor dem „Papiertiger“
Ganz unkritisch wird das – mit einer Gegenstimme – verabschiedete Projekt aber nicht gesehen. So merkte Iphofens Bürgermeister Josef Mend für die Freien Wähler an, dass durchaus die Gefahr bestehe, „einen Papiertiger zu produzieren“.
Derartige Projekte gebe es letztlich nur wegen des „Versagens der Bildungspolitik“. Auch Kitzingens OB Siegfried Müller warnte davor, dass die Kommunen immer mehr Aufgaben übernehmen, für die eigentlich die Länder zuständig seien.
Ähnlich sah es Kreisrätin Margit Hofmann. Die Schulleiterin vom Armin-Knab-Gymnasium betonte, dass man im Grunde „kein Etikett“ brauche – vielmehr müsse es „inhaltlich stimmen“. Ob diese Hoffnung aufgeht, wird man spätestens in drei Jahren wissen – so lange ist das Projekt zunächst angelegt.