Gertrud Reiß feiert an diesem Samstag, 17. März, ihren 75. Geburtstag in Obernbreit. Das würde ihr als Nachricht eigentlich schon genügen. In Marktbreit ist sie geboren, doch aufgewachsen ist sie in Obernbreit, ein Ort, in dem sie sich sehr wohl fühlt, sagt sie selbst und strahlt.
Ihr Lachen und ihre lebensbejahende Fröhlichkeit sind ansteckend. Vielleicht braucht man das, um einen Beruf wie den ihren ausüben zu können. Nachdem sie verschiedene Stellungen in Haushalten hatte, trat sie nämlich mit 21 Jahren in die Fußstapfen ihrer Mutter und übernahm als so genannte Totenfrau die Bestattungshilfe. 42 Jahre lang, bevor sie in den Ruhestand ging. Den genießt sie mit ihrem Mann Richard, den sie 1956 geheiratet hat, und mit ihren beiden Kindern und drei Enkeln.
Der Begriff Ruhestand trifft aber eigentlich auf sie nicht zu. Schließlich, so bestätigen es ihre Freunde, hilft sie überall dort mit, wo es in der Gemeinde etwas zu tun gibt. Deswegen hat die Feuerwehr Reiß schon zum „Ehrenmitglied“ deklariert. Ob ihres Frohsinns im Blut war sie über 20 Jahre lang eine der Hauptakteurinnen beim Obernbreiter Frauenfasching. Mit ihrem Talent hätte sie eigentlich Volksschauspielerin werden können, meint ihre Freundin Helga Scherer.
Wenn Gertrud Reiß nun 75 wird, sind es damit auch zehn Jahre, als sie zum ersten Mal in die Rolle der Obernbreiter Symbolfigur schlüpfte. Als Hucklkätz repräsentiert sie seitdem Obernbreit. Am Anfang mit Sophie Hempel, jetzt mit Uschi Demel (Foto, links), die übrigens wie es der Zufall will, am selben Tag ihren 72. Geburtstag feiert, ist sie mehrmals im Jahr in dieser Rolle unterwegs.
Geboren wurden die Hucklkätz zur Einweihung des Obernbreiter Amtshauses im Freilandmuseum in Bad Windsheim. Schließlich haben die „Obernbräter“ den Spitznamen „Hucklkätz“, weil es im Ort früher viele „kleine Leute“ gegeben hat, wobei die Frauen aus der ärmeren Bevölkerung mit den Weidenkörben auf dem Rücken in der Flur auf Futtersuche für ihr Kleinvieh waren.
Die Rolle dieser Symbolfigur ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Die Hucklkätz waren bei der Krönung der Zuckerfee in Ochsenfurt oder auf der Kleinen Gartenschau in Kitzingen vertreten. Und dann singt sie auch zusammen mit ihrer Kollegin das Hucklkätz-Lied, das mittlerweile schon zum Obernbreiter Lied geworden ist. Das wird sicher auch während der Geburtstagsfeier erklingen. Fotos: Krämer