Fast war es wie ein Klassentreffen: Friedliche freundliche Menschen, die sich fast alle kennen, treffen sich, die Wiedersehensfreude ist schon da – der Anlass allerdings vertreibt den Großteil dieser Freude. Das Aktionsbündnis gentechnikfreier Landkreis Kitzingen hatte aus aktuellem Anlass und nach fast fünf Jahren zur Kundgebung nach Iphofen geladen – und trotz Regenwetters waren deutlich über 200 Demonstranten erschienen.
Rückblick: Sommer 2009 – Bundesverbraucherschutz- und Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner verbietet den Anbau der gentechnisch manipulierten Maissorte Mon 810 in Deutschland. Jubel im Landkreis Kitzingen, dem Schwerpunkt des Kampfes gegen den Anbau von Genmais. Das Aktionsbündnis hat seine Arbeit getan – das Aktionsbündnis kann gehen.
Bis vor wenigen Tagen, als die EU-Staaten sich bei der Abstimmung über die Zulassung des Genmaises Pioneer 1507 nicht einigen konnten und eine Zustimmung durch die EU-Kommission als sicher gilt. Plötzlich war sie wieder da, die Bedrohung – und auch das Aktionsbündnis.
Und es ist wieder sehr breit aufgestellt: 15 Redner von unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und sozialen Gruppen sprachen dabei deutliche Worte. „Wir wollen auch weiter einen gentechnikfreien Landkreis Kitzingen erhalten“, sagte etwa Iphofens Bürgermeister Josef Mend, als einer der ersten auf dem Podium. Bedauerlich seien die nicht eingehaltenen Versprechen der „großen Politik“ und auch die klare Forderung: „Die müssen sich gegen Genmais aussprechen.“
Keinen leichten Stand hatten dann Robert Finster und Otto Hünnerkopf, sie sprachen für die SPD und die CSU im Bündnis, beide aber auch irgendwie als Vertreter der Bundesregierung, die mit ihrer Stimmenthaltung die Zulassung des Genmaises Pioneer 1507 erst möglich machten. Aber auch ihre Worte waren deutlich: Gegen das Votum der SPD geführten Ministerien und auch gegen die Stimme des CSU geführten Landwirtschaftsministeriums hätten sich, angeführt vom Kanzleramt, die anderen Ministerien für eine Zulassung ausgesprochen – und so die deutsche Stimmenthaltung herbei geführt. Teile der Bundesregierung, so Finster weiter, seien so vor den Lobbyisten eingeknickt.
Auch Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf machte für die CSU deutlich: „Wir wollen seit 2009 keine grüne Gentechnik in Bayern.“ Dazu gebe es einen eindeutigen Beschluss der Landtagsfraktion. Der Bundeskanzlerin müsse gezeigt werden, dass viele Menschen im Land dem zustimmen.
Wie groß das Misstrauen in dieser Frage gegenüber der „großen“ Politik ist, machten die Buh-Rufe gegen Hünnerkopf deutlich. Wie groß der Zusammenhang im Aktionsbündnis ist, wurde klar, als ÖDP-Mann Jens Pauluhn Hünnerkopf mit Handschlag vom Podium verabschiedete.
Alle Redner an diesem Mittag machten deutlich: Das Aktionsbündnis steht, wie schon vor fünf Jahren, geschlossen beieinander und ist bereit, den Widerstand gegen den Anbau von grüner Gentechnik im Landkreis zu verhindern. Pauluhn kündigte gar an, im Notfall auch zum „Feldbefreier“ zu werden. Hans Plate warnte eindringlich vor den „Opt-Out Verfahren“. Damit könnten die Genmaisproduzenten versuchen, auch kleinere Flächen anzubauen, Lobbyisten bekämen damit „einen Fuß in die Tür“. Der Samstagmittag in Iphofen machte deutlich: Das will das Aktionsbündnis auf jeden Fall und sehr geschlossen verhindern.
Die Demonstration des Aktionsbündnisses fand gleichzeitig mit dem Saatgut-Festival in der Iphöfer Karl-Knauf-Halle statt.
ONLINE-TIPP
Bilder von der Demonstration: unter kitzingen.mainpost.de