Den kleinen Familien-Brauereien in unserer Region geht es während der Corona-Pandemie nicht gut. Keine Feste und Veranstaltungen, geschlossene Gaststätten und Sportheime: 70 Prozent Einbußen sind auch bei der Krautheimer Brauerei Düll die Folge. Weil die Krautheimer Bevölkerung ihre Brauerei liebt und erhalten möchte, setzten die Mitglieder des örtlichen Sportvereins mit einem besonderen Service jetzt ein Zeichen. In den Haushalten des kleinen Dorfs nahmen sie Bestellungen auf und lieferten Bier, Limo und Wasser zu den Verbrauchern.
40 Prozent aller Krautheimer Haushalte beteiligten sich an der Bestell-Aktion. Auf dem Brauereihof wurden am Sonntag 75 Kästen in Transporter geladen und anschließend ausgeliefert – eine große Herausforderung für den Helferkreis rund um die beiden Vorsitzenden Harald Elflein und Martin Schmiedel.
"Es macht riesig Spaß, das Feedback war super", sagt Vorstandsmitglied Annika Elflein beim Verladen. Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln in Corona-Zeiten hat für die Initiatorin und ihre Kollegen oberste Priorität. Persönlichen Kontakt mit den Kunden gibt es nicht. Das Geld liegt abgezählt in Kuverts an den Haustüren bereit.
Das ganze Dorf ist derzeit im Umbruch
"Ich habe im Internet von so einer ähnlichen Aktion gelesen und habe mir gedacht, dass wir das doch auch bei uns machen können", erzählt die Ernährungswissenschaftlerin. Zusammen mit ihren Sportkameraden wollte sie der Brauerei Düll "unkomplizierte und schnelle Hilfe geben", damit diese möglichst ungeschoren durch die Krise kommt. "Unsere Brauerei gehört einfach zu unserem Ort dazu. Der Erhalt ist uns wichtig", erklärt die 28-Jährige. Das ganze Dorf ist zurzeit eh im Umbruch. Die Ortsdurchfahrt wird schon seit über einem Jahr saniert und ist seit vergangener Woche wieder komplett gesperrt. Die Dorferneuerung in der 200-Seelen-Ortschaft ist in vollem Gange, ein Dorfplatz mit Bierbrunnen soll entstehen.
Im Glauben an eine gute Zukunft setzt der schuldenfreie SV Krautheim 76 im 45. Jahr seines Bestehens mit der Hilfsaktion ein Zeichen. "Eigentlich wollten wir eine Feier machen mit Festkommers und Ehrungen", erzählt Zweiter Vorsitzender Martin Schmiedel. Weil das wegen Corona nicht möglich ist, suchen die Verantwortlichen des Sportvereins nach anderen Möglichkeiten, um den Zusammenhalt zu stärken. Schließlich sei das Vereinsleben durch die Pandemie "quasi zum Erliegen gekommen".
57 Krautheimer gründeten 1976 den Sportverein
Schmiedel und seine Mitstreiter zeigen sich als ideenreiche Teamplayer, auf die die 57 Krautheimer, die am 6. März 1976 den SV ins Leben riefen, stolz sein können. Während in dem Verein in sportlicher Hinsicht immer Fußball und Damengymnastik dominierten, gab es viele gesellige Akzente, die die Dorfgemeinschaft stärkten. Beim Krautheimer Bierfrühling übernahm der SV ab 1978 für 16 Jahre den Ausschank. 1978 wurde die Feldscheune von Karl Hühsam gekauft, die im Laufe der Jahre zum jetzigen Gemeinschaftshaus ausgebaut wurde. 1980 folgte die Weihe des Sportgeländes und des Gemeinschaftshauses. Drei Jahre später wurde der angrenzende Spielplatz eröffnet.
In Kooperation mit der Bayerischen Sportjugend (BSJ) Kreis Kitzingen und dem Kreisjugendring Kitzingen veranstaltete der SV beim 40-jährigen Vereinsjubiläum das Spielefest im Landkreis Kitzingen. Die Kirchweihtage, immer Ende August, sind die Höhepunkte im Vereinsjahr. Dass in dieser Zeit die Brauerei samt Biergarten seit jeher parallel Betriebsurlaub macht, zeigt das gute Miteinander im Dorf, das nach der beispiellosen Bestellaktion noch ein i-Tüpfelchen bekommen hat.
"Es ist ein wunderbares Gefühl, dass der Sportverein so hinter uns steht", schwärmt die Tochter der Brauerfamilie, Caroline Düll, beim Verladen der Kästen. Seit Jahren seien die Vereine im Dorf und die Brauerei zusammengewachsen.
Für die Brauerei sind die 1200 Euro, die durch die Aktion des SV in die Unternehmenskasse fließen, sicherlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch das weiter gewachsene Wir-Gefühl im Dorf ist der große Gewinner in einer schwierigen Zeit. Der Zusammenhalt im Jubiläumsjahr gibt allen Beteiligten Hoffnung und Kraft.