Er hat viel erlebt – und er kann lebendig davon berichten. Adam Straßberger ist ein Unikum. Und er war der erste Umweltreferent im Kitzinger Stadtrat.
Damals, Ende der 70er-Jahre, war Straßberger noch neu im Stadtrat. Das Sagen hatten die Älteren. Das damals wenig prestigeträchtige Umweltreferat gaben sie gerne an einen Jungspund ab. Als Gärtner und gebürtiger Etwashäuser hat Straßberger schon damals die Gegend gekannt wie kaum ein anderer. Und er hat genau hingeschaut, wenn etwas schief gelaufen ist. „Die Amis haben damals ihr Motoröl einfach in Bottichen abgelassen“, erinnert er sich. Wie eine Öl-Förderanlage in der Sahara sei ihm die Umgebung des Platzes, ganz in der Nähe der ehemaligen Harvey-Kaserne vorgekommen. „Total versaut“, erinnert sich Straßberger. Dabei lag in unmittelbarer Nähe ein Solebrunnen der Stadt. Also hat er Bilder gemacht, einen Redakteur dieser Zeitung informiert. Die Amerikaner haben auf den Bericht tatsächlich reagiert, einen Autowaschplatz und einen Platz für den Ölwechsel von Trucks und Panzern angelegt. Zu den entscheidenden Konsultationen war einer jedoch nicht zugelassen: Adam Straßberger. „Ich war eine unerwünschte Person“, sagt er und muss heute noch lachen. Die damalige Harvey-Kaserne durfte er nicht betreten.
Harte Jahre
In vierter Generation hat Straßberger Gemüse in Etwashausen angebaut. „In den 50er-Jahren hatten wir noch rund 50 Betriebe in Etwashausen“, erinnert er sich. Heute sind es nur noch vier – plus zwei, die sich dem Zierpflanzenanbau verschrieben haben. Straßberger hat bis Ende der 70er-Jahre die Gärtnerei im Haupterwerb betrieben, danach noch rund zehn Jahre im Nebenerwerb. Harte Jahre waren das. „Und es ging nur, weil meine Mutter mit über 70 tagein, tagaus fleißig mitgeschafft hat.“
Eine grüne Oase
Nur ein paar Pappeln standen damals einsam auf der Flur zwischen Main und Sickershausen, ganz in der Nähe des Eisenbahndammes. „Meine Mutter wollte im Sommer gar nicht ins Freie“, erinnert sich Adam Straßberger. „Weil es nirgendwo Schatten gab.“ Heute, rund 45 Jahre später, sticht dem Betrachter die Farbe grün ins Auge – egal, in welche Richtung er blickt.
Kastanienbäume, Kirsch- und Zwetschgenbäume hat Straßberger gepflanzt, dichte Hecken bieten den Vögeln Schutz und Nahrung. „Den Kleiber habe ich hier, Rotkehlchen, Meisen, Amseln und vieles mehr“, zählt Straßberger auf. Ein ehemals intensiv genutztes Gemüsefeld ist längst zu einer kleinen Oase geworden. „Kommen Sie mit“, sagt der 82-Jährige und marschiert voran in Richtung Treibhaus. Dort spaltet er das Holz, das er zum Heizen seiner Gebäude nutzt. Willkommene Untermieter in einer Ecke, in der Straßberger Totholz liegen lässt, sind schwarze Bienen. „Die brüten da drinnen“, freut er sich.
Die Umwelt hat Straßberger Zeit seines Lebens beschäftigt. „Meine Frau und ich leben schon lange CO2-neutral“, meint er. Das Holz, das er zum Heizen nutzt, kommt aus dem eigenen Wald, auf dem Dach ist eine Solaranlage angebracht, sein Auto bewegt er im Jahr nicht mehr als 3000 Kilometer und in Urlaub sind die beiden nur einmal geflogen, nach Almeria in Südspanien. „Die haben ihre Folien für den Tomatenanbau einfach in den Schluchten verbrannt“, erinnert er sich. „Eine Sünde.“
Tote Vögel
Rückblickend hat es auch in Etwashausen und Umgebung Umweltsünden gegeben. „Natürlich haben wir damals viel gespritzt“, sagt Straßberger und erzählt von toten Goldammern, die er zwischen seinen Gemüsekisten gefunden hat. Grüne Raupen hatten an seinem Blumenkohl und seinen Tomaten genascht. Das Pflanzenschutzmittel hat das Raupenprobem gelöst. Aber die Vögel haben die Raupen gefressen und sind gestorben. Tote Vögel wollte Straßberger nicht länger verantworten.
Als er ein ganzes Feld voller Salate in den Boden einfräßen musste, weil er kein Mittel gegen die Läuse ausbringen wollte, war Schluss für ihn. Straßberger hat sich beruflich umorientiert und seine Flächen nach und nach mit Sträuchern und Bäumen bestückt. Einen Hektar hat er noch in Sichtweite verpachtet. Kartoffeln wachsen dort. Straßberger wollte eigentlich eine Blühfläche dort anlegen. Er besann sich eines anderen – ausgerechnet beim Kauf von Kartoffeln im nächsten Supermarkt. Aus Portugal sind die gekommen, aus Spanien. Ein Sack hatte sogar Chile als Herkunftsland gekennzeichnet. „Ja geht's noch?“, hat sich der Etwashäuser gedacht und beschlossen, den Etwashäuser Acker auch weiterhin mit Kartoffeln bestücken zu lassen.
Verbraucher in der Pflicht
„Den größten Gefallen tun wir unserer Umwelt, wenn wir Lebensmittel aus der Region kaufen und nicht durch die ganze Welt karren“, sagt er. Deswegen seien beim Umweltschutz vor allem die Verbraucher in der Pflicht. Sie müssten akzeptieren, dass ökologisch hergestellte Lebensmittel aus der Region nun mal ihren Preis haben. „Sonst kann das mit dem Umweltschutz nichts werden.“