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Abtswind
Streitpunkt Abtswinder Kläranlage: Ist den Leuten die Angst vor den "horrenden Kosten" genommen?
Volles Haus bei der Info-Veranstaltung zum bevorstehenden Bürgerbegehren in Abtswind. Zur Zukunft der Kläranlage hatten die Bürgerinnen und Bürger einige Fragen an die Fachleute.
Foto: Andreas Stöckinger | Volles Haus bei der Info-Veranstaltung zum bevorstehenden Bürgerbegehren in Abtswind. Zur Zukunft der Kläranlage hatten die Bürgerinnen und Bürger einige Fragen an die Fachleute.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 02.04.2024 02:45 Uhr

Rund 160 Bürgerinnen und Bürger besuchten die von der Gemeinde angesetzte Veranstaltung in Abtswind, um sich im Vorfeld des Bürgerbegehrens am Sonntag, 28. April, noch einmal detailliert über das Thema Kläranlage zu informieren.

Im Haus des Gastes stellten Fachleute am Dienstagabend die aktuelle Situation und die bestehenden Möglichkeiten zum Thema Abwasser dar. Dazu nutzten die Gekommenen reichlich die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Außerdem wurden Zahlen genannt, inwieweit die Grundbesitzer mit zur Kasse gebeten werden.

Auslöser der Debatte ist, dass die Genehmigung der Abtswinder Kläranlage 2029 ausläuft. Die 1987 errichtete Abwasseranlage sei definitiv so nicht mehr weiter zu betreiben, hat das Wasserwirtschaftsamt klargemacht. Für Abtswind haben sich zwei Möglichkeiten herausgestellt. Einmal, ob der Markt seine eigene Abwasseranlage ertüchtigt. Die zweite Variante ist, dass die 850-Einwohner-Gemeinde an das Abwassernetz und die Kläranlage in Wiesentheid angeschlossen wird.

Zwei unterschiedliche Varianten stehen im Raum

Für beide Varianten stehen Kosten von rund 6,5 Millionen Euro im Raum. Der Gemeinderat hat sich bereits im Juni 2022 mehrheitlich für einen Anschluss an die Nachbargemeinde ausgesprochen. Eine Gruppe von Bürgern plädiert jedoch dafür, die eigene Anlage zu ertüchtigen.

Im Vorfeld hatten viele Abtswinder Bürger trotz bereits erfolgten Versammlungen angegeben, dass ihnen Vor- und Nachteile, Details und Berechnungen nicht so ganz klar seien. Bei den auf die Grundbesitzer zukommenden möglichen Kosten waren teils hohe Summen aufgeworfen worden. Um für mehr Klarheit zu sorgen, war die Infoveranstaltung von der Gemeinde anberaumt worden. Zu dieser kam rund ein Viertel der Wahlberechtigten.

Ingenieur Max Wunderle vom Büro Röschert erläuterte zur Situation der Abtswinder Abwasseranlage die grundlegenden Dinge.
Foto: Andreas Stöckinger | Ingenieur Max Wunderle vom Büro Röschert erläuterte zur Situation der Abtswinder Abwasseranlage die grundlegenden Dinge.

Zunächst trug Ingenieur Max Wunderle vom Büro Röschert in Würzburg das schwierige Thema vor. Er ging dabei auf den Ist-Zustand der Anlage, auf die rechtliche und die wirtschaftliche Seite ein. Für Probleme in der Kläranlage sorgen vor allem die betrieblichen Abwässer, welche aktuell zu einer teils stark überhöhten Auslastung der auf 1500 Einwohnergleichwerten (EW) ausgelegten Einrichtung führen. In Spitzenzeiten würden über 9000 EW erreicht. Deswegen müsse man die eigene Anlage auf 5000 EW ausbauen, oder an die Nachbargemeinde anschließen, wo genügend Kapazitäten bereitstünden.

Es hieß, dass die betreffenden Unternehmen künftig ihre Abwässer vorbehandeln müssen. Oder man müsste eine Anlage mit der entsprechenden Reinigungsleistung bauen. Bürgermeister Jürgen Schulz kündigte an, dass man als nächstes exakt untersuchen werde, woher genau die hohen Werte kommen.

Insgesamt bezeichnete Ingenieur Wunderle beide Lösungen als "machbar, wirtschaftlich und finanziell sind sie auf gleichem Level". Er rate zum Anschluss nach Wiesentheid, weil dort die Betriebssicherheit größer sei.

Winfried Weidt von der Bürgerinitiative stellte einige Fragen, etwa, ob die geforderte Größe der Anlage notwendig sei. Fabian Heeg vom Wasserwirtschaftsamt erläuterte das, wie auch, warum der Kantersbach als Ablauf der Anlage nicht ausreiche. Ob das Kanalnetz in Wiesentheid ausreiche, wie viel man bei dortigen Reparaturen mit bezahlen müsse, wurde unter anderem gefragt.

Später sorgte der Punkt des zusätzlich notwendigen Personals für den Fall des Betriebs einer eigenen Anlage für längere Debatten. Außerdem monierten die Bürger, dass sie die durch das Gewerbe verursachten höheren Werte quasi mit bezahlen müssten.

Zu den möglichen Kosten für die Abtswinder legte das Gemeindeoberhaupt eine grobe Berechnung der Kämmerei vor. Teile man die Kosten zu je 50 Prozent auf Abwassergebühren und einer Zahlung der Bürger auf, dann müsste ein Grundbesitzer mit 1000 Quadratmetern als Ergänzungsbeitrag rund 5000 bis 6000 Euro bezahlen.

Wie die Versammlung auf die Bürgerinnen und Bürger wirkte, dazu äußerten sich auf Nachfrage dieser Redaktion Ramona Pfister und Sylvia Günther. "Wir fanden es super. Es war gut vorbereitet, wir haben jetzt die Informationen bekommen, die wir schon vorher wollten. An unserer Entscheidung hat es aber nichts geändert", meinten sie.

Informationen zu den Kosten

Noch unsicher blieb Thomas Schwanfelder. "Es wurden einige Fragen geklärt, aber ich gehe nicht mit einem Entschluss aus der Versammlung", sagte er. Ewald Wächter fand es gut, dass vieles sehr detailliert erklärt wurde und dass auch Kosten genannt wurden. "Was wir wirklich bezahlen müssen, wissen wir eh erst, wenn es gebaut ist." Dass man eine relativ große Anlage brauche, sei eben wegen der ansässigen Firmen so. Von denen profitiere der Ort ja auch, so seine Ansicht.

Bürgermeister Schulz äußerte sich zufrieden mit dem Verlauf. "Die Versammlung war sehr informativ. Ich würde mir wünschen, dass die Variante, die der Gemeinderat beschlossen hat, auch umgesetzt wird. Sie ist zukunftssicherer." Für wichtig hielt er es, dass man den Bürgern die Angst genommen habe, von den horrenden Beträgen, die sie zu zahlen hätten.

 
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