Es kommt nicht oft vor im Iphöfer Bauausschuss, dass ein Bauantrag für ein Einfamilienhaus durchfällt. An diesem Montagabend aber war alles anders. Bürgermeister Dieter Lenzer hatte sich am Morgen krankgemeldet, so musste Vizebürgermeister Hans Brummer als Sitzungsleiter in die Bresche springen. Lenzer war nicht der einzige Ausfall. Die Hälfte der zehn Mitglieder hatte für die Sitzung abgesagt, und da mitunter schon der Stellvertreter für den Stellvertreter einsprang, blieb an diesem Abend mancher Platz leer.
Das hatte Konsequenzen für die Mehrheitsverhältnisse im Ausschuss. Zwei der fünf Mitglieder der Freien Wähler fehlten, der "Antrag zum Neubau eines Einfamilienhauses mit Vordach, Terrassenüberdachung und Garage" im Schafhofgraben 26 wurde daher mit den Stimmen von CSU, SPD und Bürgerliste abgelehnt. Ob das Projekt in dieser Form noch eine Chance hat, muss am 2. Mai der Stadtrat entscheiden.
Das Problem ist nicht neu. Das Iphöfer Baugebiet Ost ist in den Achtziger- und Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden – lange her. Und doch gibt es dort noch Dutzende von Baulücken. Um diese zu schließen, hatte die Stadt immer wieder gut gemeinte Versuche unternommen, meist vergebens, da all diese Flächen in privater Hand sind und folglich die Druckmittel der Stadt begrenzt. Nur vereinzelt und sehr schleppend werden die brachliegenden Grundstücke bebaut.
Vorschriften für Bauherren sind nicht mitgewachsen
Der Bebauungsplan und damit die Vorschriften für Häuslebauer sind in dieser Zeit allerdings nicht mitgewachsen. Man muss dort also immer noch so bauen wie vor 30, 40 Jahren. Die einzige Chance: Befreiungen vom Bebauungsplan. Über diese entscheidet die Stadt, besser gesagt der Bauausschuss, im Einzelfall. In dem zehnköpfigen Gremium gibt es Liberale und Konservative – das hat sich auch in diesem Fall wieder gezeigt. Am Ende setzten sich eher die Traditionalisten durch: Für sie waren das einfach zu viele Ausnahmen von der Regel.
Beantragt waren nicht weniger als sieben Befreiungen. Dazu gehörten Abweichungen bei der Geschosszahl (zwei Vollgeschosse statt ausgebautem Dachgeschoss) und bei der Baulinie, Ausnahmen bei der Dachform der Garage (Flachdach) und der Nebengebäude, Sonderregelungen bei der Dachneigung (22 Grad), der Fassadengestaltung (Holzverschalung), der Dacheindeckung (Betondachsteine) und schließlich auch noch beim Bau der Photovoltaikanlage, die auf das Haupthaus soll statt wie vorgeschrieben aufs Nebengebäude.
Häuser werden heute anders gebaut als in den 1980er-Jahren
Vizebürgermeister Brummer sah das Dilemma: "Zweigeschossige Häuser sind heute anders strukturiert als klassische Achtzigerjahre-Häuser." Das ausgebaute Dachgeschoss sei weitestgehend verschwunden. "Dann", so wandte Jörg Schanow ein, "müssten wir in der Konsequenz den Bebauungsplan ändern." Alle, die dort vor 20 Jahren bauten, hätten sich an die Vorgaben gehalten.
Auch Otto Kolesch verwies auf den "sehr sensiblen Bereich". Vor einigen Jahren habe man in unmittelbarer Nähe ein ähnliches Projekt durchgewunken – und sich viel Ärger eingehandelt. Im aktuellen Fall sei nicht nur eine Befreiung beantragt, sondern eine Vielzahl. Wenn man jetzt wieder allem zustimme, "dann ist der Bebauungsplan Luft, dann machen wir freie Bebauung".
Brummer verteidigte den Bebauungsplan als Instrument, mit dem sich Befreiungen sinnvoll steuern ließen. Es gehe darum, "eklatante Fehlgriffe" zu vermeiden und sich immer den Einzelfall anzuschauen. "Das ist halt anstrengend." Einen Fehlgriff erkannte Brummer in der vorgelegten Planung aber nicht. Das Haus sei in sich stimmig und modern, etwa mit der geplanten Dachterrasse oder der Holzverschalung. Norbert Melber gab zu bedenken, dass der Bauausschuss im November schon einer entsprechenden Voranfrage des Bauherrn zugestimmt habe. "90 Prozent der Dinge haben wir ihm damals schon in Aussicht gestellt. Deshalb fände ich es komisch, wenn wir jetzt einen Rückzieher machten."
Kolesch forderte, dass sich Stadtplaner Franz Ullrich die Sache anschauen solle. Das sei in neueren Baugebieten wie diesem nicht vorgesehen, entgegnete Brummer. Für den Vizebürgermeister stand fest: "Ein bisschen Kompromisse werden wir machen müssen." Die knappe Mehrheit sah das allerdings anders. Sie lehnte den Bauantrag mit 5:4 Stimmen ab und will die Sache vor den gesamten Stadtrat bringen. Dann geht es erneut um Art und Zahl der Befreiungen.
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