Der Auftakt zum diesjährigen Kabarett Sommer Open Air auf dem Volkacher Weinfestplatz am Freitagabend war ein Kracher. Die Schwabinger Jungs von der legendären Spider Murphy Gang servierten ihre bekannten Hits aus den 1980ern wie "Skandal im Sperrbezirk" und "Schickeria" par excellence. Ihr 76-jähriger Frontmann Günter Sigl, der die Band 1977 mitbegründete, zeigte bei großer Schwüle, dass er kein "alter" Hase auf der Bühne ist.
Die Geschichte um 46 Jahre Band- und Bühnenerfahrung durchzog das zweieinhalbstündige Konzert wie ein roter Faden. Charmant und frech moderierte Leadsänger Sigl die musikalische Reise, auf der Rock'n'Roll-Klassiker von Elvis Presley und Chuck Berry nicht fehlen durften. Es gefiel den Musikern auf dem Weinfestplatz, den Gitarrist und Sänger Sigl als idyllischen Biergarten bezeichnete.
Das Unplugged-Konzert war nicht ganz ohne Verstärker
Dass er in seinem Alter noch lernfähig ist, bewies er spontan: Nicht Kastanienbäume bilden das natürliche Dach des Volkacher Weinfestplatzes sondern Platanen. Um die neue Erkenntnis nicht zu vergessen, floss das Platanenmeer immer wieder humorvoll in seine Ansagen ein. Ganz ohne Strom und ohne Verstärker, wie zu dem Unplugged Konzert angekündigt, ging es aber doch nicht. Die akustischen Instrumente wurden so verstärkt, dass die 1000 frau- und mannstarke Fangemeinde auf allen Sitzplätzen einen perfekten Sound präsentiert bekamen.
Der Startschuss zu dem Konzert fiel mit einer "Überdosis Rock'n'Roll". Schon beim ersten Song zeigten die Musiker, dass sie wahre Meister ihrer Instrumente sind. Barny Murphy (Gitarre), Willie Duncan (Bass), Dieter Radig (Percussion) und Otto Staniloi (Blasinstrumente) heizten mächtig ein, Andreas Keller am Schlagzeug gab den Beat vor.
Pianist Ludwig Seuss hatte seinen großen Auftritt als Solist gleich nach der Pause. Grandios hämmerte er einen Boogie Woogie in die Tasten, was das Zeug hielt. Nicht nur Klavierspieler im "Biergarten" wussten die großartige Leistung von Seuss einzuordnen. Ein schweißtreibendes Schlagzeugsolo hatte zuvor die erste Halbzeit des Konzerts beendet.
"Skandal im Sperrbezirk" als Zugabe
Als es dunkel wurde, kam Bewegung in die Menge, die Zuhörer begannen sich von den Plätzen zu erheben, einige tanzten. Ein schneller Twist und Hits wie "Mit'n Frosch im Hals", "Ich schau Dich an" und "Mir san a bayrische Band" wurden bejubelt und beklatscht, vehemente Zugabe-Rufe erhört. Die Band kam spontan zurück, um an den "Skandal im Sperrbezirk" und an das "Herzklopfen" zu erinnern.
Den legendären Presley-Song "Blues Suede Shoes" nahmen die glücklichen Fans nach stehendem Applaus in ihren Ohren mit auf den Heimweg. Der künstlerische Leiter der Kabarettreihe Volker Heißmann war begeistert: "Nach Gewitterwarnungen jetzt das beste Wetter, ausverkauftes Haus und eine Band mit richtig Bock. Volkach ist einfach geil."
Inspiration aus dem Englischen Garten in München
"Ich fühl mi hier wie dahoam, ein super Publikum in wunderbarem Ambiente", sagte Bandleader Günter Sigl in einem Interview in der Pause. "Es macht viel Spaß hier zu spielen." Wie er zu den Ideen für seine Songs kam, beantwortete er so: "Augen und Ohren auf. München mit seinem Englischen Garten war schon immer Inspiration für meine Texte." Schon in seiner Jugendzeit habe er besungen, "was wir so erlebt ham".
Auch persönliche Themen habe er in seinen Songs verarbeitet. Auch heute schreibe er noch neue Texte, und zwar in einem kleinen "Soloprojekt". Dass er schon über fünf Jahrzehnte erfolgreich auf der Bühne steht, verdanke er vor allem konstanten Wegbegleitern. "Wir sind in dieser langen Zeit zu einer super Truppe zusammengewachsen."