Kitzingen steht am Wochenende 6./7. September im Zeichen des Automobilclub (AMC) Kitzingen. Vor 90 Jahren, anno 1924, machte sich ein kleines Häuflein wackerer Zeitgenossen auf, dem Motorsport Anerkennung zu verschaffen.
Eine Zeit, in der in Kitzingen gerade einmal 130 motorisierte Fahrzeuge registriert waren. Große Ziele hatte sich die umtriebige Gruppe gesetzt: „Die Sicherheit der Kraftfahrt wolle man fördern, dem Motorsport in Freude verbunden sein.“ Und nicht zuletzt sollte auch das gesellige Leben gepflegt werden, wie Pressemann Rainer Gutzeit schreibt.
Im Prinzip gelten diese Leitsätze bis heute für den AMC, der seinen Geburtstag am Samstag mit einer Oldtimer-Ausfahrt (siehe unten) und am Sonntag mit einem Festakt feiert. An beiden Tagen ist überdies eine Ausstellung zur Geschichte des Vereins in der Rathaushalle zu sehen.
In diesen 90 Jahren waren es laut Pressebericht vor allem die Sportveranstaltungen, die den Automobilclub ins Rampenlicht rückten. Bereits 1929 gab es in Kitzingen ein bis dato nie gekanntes Ereignis: die erste Gauwertungsfahrt mit 537 Motorrädern und 411 Automobilen, die in Wertung ankamen. Ein für die damalige Zeit sensationelles Ergebnis.
Nach dem Krieg waren es wiederum die Gauwertungsfahrten sowie die Mainfränkischen Zuverlässigkeitsfahrten, bei denen der Automobilclub Glanzpunkte setzte.
Nachtorientierung und Rallyes
Die Neuzeit begann für den AMC im Jahr 1967. Zunächst mit Nachtorientierungsfahrten, später mit richtigen Rallyes. Slalomveranstaltungen auf dem Flugplatz in Kitzingen waren alljährlich zur Deutsch-Amerikanischen Freundschaftswoche über Jahrzehnte hinweg ein Muss für Motorsportinteressierte. Absolutes Highlight allerdings war für den Verein das Schwanbergrennen. Insgesamt 13 Veranstaltungen gab es, die ein großes Echo fanden. Treffpunkt der Sportler des AMC in den Jahren 1965 bis 1975 war die Tankstelle Hüller. Hier wurden Pläne geschmiedet und Autos verbessert. Mitunter auch gleich wieder beim Testen zerstört. Aber es war die Geburtsstunde äußerst erfolgreicher Sportfahrer in allen Disziplinen.
Im Rallyesport waren es zunächst Kurt Winter auf einem Lancia Fulvia HF, später Ford Escort RS, der auf sich aufmerksam machte, sowie Heinz Hüller, der auf NSU Prinz 1000 TT und später Fiat 128 Coupe den Gegnern das Fürchten lernte. Dann Rainer Gutzeit, der wohl erfolgreichste Rallyepilot des Vereins, der vor allem international auf Ford Escort RS spektakulär im Einsatz war.
Das erste Schwanbergrennen war auch der Beginn einer einzigartigen Karriere im Bergrennsport: Norbert Handa, mittlerweile über 40 Jahre aktiv, hat viele Klassensiege und zwei deutsche Meisterschaften gefeiert. Handa ist jetzt mit einem Super-Lancia unterwegs.
Einer, der auch schon am Schwanberg aktiv war, Klaus Hoffmann, hat ihm nachgeeifert und mit seinem Opel Astra im Jahr 2012 ebenfalls den deutschen Meisterschaft am Berg geschafft. Norman Struckmann, Jürgen Schuster und Christian Dümmler vervollständigen das Quintett der AMC Bergpiloten, die zuletzt beim Hauenstein-Bergrennen aktiv waren. Nicht zu vergessen Ernst Plannasch, Rennleiter am Schwanberg, der in jener Zeit auf einem Autobianchi A 112 Bergstrecken und Konkurrenz beherrschte.
Schneller Andy Darlapp
Aber auch im Motorradsport war und ist der AMC vertreten. Lothar Maier, Michael Vizl, Gerd Rauch und natürlich Andy Darlapp, die in der deutschen Seriensportmeisterschaft um vordere Plätze kämpften. Andy wurde bayerischer Meister und Vize bei der „Deutschen“. Erinnert sei hier auch an die Gebrüder Knott, die mit ihrer Crossmaschine mit Beiwagen sogar bei WM-Läufen unterwegs waren. Gerd Reinfelder und Tom Hämmerlein sind weitere Namen für erfolgreichen Motorradsport. Sehr erfolgreich ist derzeit die Jugendkartgruppe um Berthold Ruß; Marco Müller peilt sogar den Titel an.
90 Jahre AMC Kitzingen
Die Ausstellung in der Kitzinger Rat-
haushalle ist am Samstag (ab 10 Uhr) und Sonntag (ab 11.30 Uhr) geöffnet. Am Sonntag sind zudem vom Marktturm bis zum Kreisverkehr die Autos der Aktiven zu sehen wie der Lancia von Norbert Handa und der Opel Astra V8 von Klaus Hoffmann. Zudem gibt es Autogramme (ab 14 Uhr). Oldtimer präsentiert Hans-Rainer Kien- berger rund um den Platz der Partnerstädte. Sein liebstes Fahrzeug, der Ansaldo, wird jedoch die Rathaushalle zieren wie die Terrot, ein französisches Motorrad, mit dem Rudi Spörer gerade in Schweden eine Veranstaltung gewonnen hat. Beide Fahrzeuge werden wie der Automobilclub Kitzingen 90 Jahre alt. Infos: RG