Der Auszug der Bürgerwehr ist und bleibt eine beliebte Tradition in Castell, für viele Casteller ist der Dienstag so etwas wie ein Feiertag. So standen auch in diesem Jahr wieder über 80 Männer in Frack und Zylinder am Morgen gegen 9 Uhr zum Antreten am Rathaus, wo man sich zur ersten Station des Tages einfindet. Dort werden Bürgermeister Jochen Kramer, sowie weitere Amtsinhaber wie Gemeinderäte und Mitglieder des Kirchenvorstands, abgeholt.
Mit Spazierstock
Im Gegensatz zu den Bürgern, die mit Gewehr ausgestattet sind, führen die Würdenträger einen Spazierstock mit sich. Unter diesen sind übrigens auch einige Frauen, die sich in den Zug einreihen. Zunächst jedoch begrüßte Bürgermeister Kramer die angerückte Wehr. Zu der gehörte diesmal auch sein Enkel Lukas, der als 16-Jähriger seine Premiere bei der Bürgerwehr hatte, genauso wie mit Carl zu Castell der älteste Sohn von Fürst Ferdinand.
Seit 1812
Stolz sei er, so Bürgermeister Kramer, nicht nur auf den Enkel, sondern darauf, dass die seit 1812 bestehende Tradition weiter gegeben werde. Er hoffe, dass der Eifer bei den künftig nachkommenden jungen Casteller anhalte, diesen Brauch aufrecht zu halten. Was das betrifft, brauche man sich derzeit keine Sorgen zu machen. „Der Bürgerauszug hat regen Zuspruch bei den jungen Leuten“, meinte Bürgerhauptmann Hartmann später. Die nächste Generation bekam gleich Anschauungsunterricht. Wie üblich, liefen die Kinder hinter Scheibenträger Johannes Gegner im Zug mit und trugen die Preise, die es beim Schießen zu gewinnen gibt.
Ein stolzer Anblick
Im Schlosshof bei der nächste Station bat sie Ferdinand Fürst zu Castell-Castell nach vorne, um jeden ein kleines Geschenk zu überreichen. „Ein stolzer Anblick“ sei es für ihn, die Wehr im Schloss zu begrüßen, so der Fürst. Bei seiner kurzen Ansprache ging er auf das in diesem Jahr extremen, weil trockenen und heißen, Sommer ein. Zur Casteller Kirchweih habe sich das für diese Zeit traditionelle Wetter eingestellt.
Herbstlich und trocken
Angenehm herbstlich und trocken war es diesmal. Oben an der Kirche empfing Dekan Günther Klöss-Schuster die Wehr bei etwas frischem Wind. Auch er rühmte das Beibehalten der Tradition des Bürgerauszugs. Manch einen würde er gerne öfters bei sich in der Kirche sehen, so der Gottesmann, der später zum gemeinsamen kurzen Gebet bat.
Preisverleihung
Danach folgte das Schießen, das wieder auf dem Gelände oben am Weingarten statt fand. Am Nachmittag ziehen die Bürgerwehrler dann wieder in den Ort zum Schlosstanz, danach folgt die Preisverleihung, mit der die Kirchweih ausklingt. Geehrt wurden auch diesmal wieder einige Bürger für ihre langjährige Teilnahme am Bürgerauszug. So ist Norbert Kramer sei 40 Jahren dabei, Wolfgang Klein, Markus Lösch und Ralf Schneider seit 30 Jahren, Michael Rufer seit 20 Jahren. Für zehn Jahre wurden Dekan Klöss-Schuster, Sascha Kümmel, Manuel Kaul und David Beuerlein von Bürgermeister Kramer ausgezeichnet.