Die wichtigste Nachricht zuerst: Dem Arzt geht es gut. Und: Er hatte vor seiner Erkrankung offensichtlich nicht allzu viele Kontakte mit Patienten.
Am Montag meldete das Landratsamt den fünften Corona-Patienten im Landkreis Kitzingen: einen Arzt der Klinik Kitzinger Land. Am Dienstagvormittag nahmen sich die beiden Vorstände der Klinik, Thilo Penzhorn und Dr. Uwe Pfeiffle, Zeit für eine Telefongespräch mit dieser Redaktion. „Die Anzahl möglicher Übertragungen ist sicher nicht besonders hoch“, beschwichtigt Penzhorn. Der Mann hatte am letzten Freitag die typischen Symptome für eine Infektion gemeldet – Fieber und trockener Husten – und sich umgehend testen lassen. „Er ist dann sofort in Quarantäne geschickt worden“, versichert Pfeiffle.
Der Arzt ist in Teilzeit im stationären Bereich der Klinik angestellt. Die Zahl der Patienten, mit denen er nach Bekanntwerden seiner Ansteckung in Kontakt gekommen ist, liege im einstelligen Bereich. Diese Patienten sind, genauso wie die Mitarbeiterinnen auf der Station, auf eine mögliche Ansteckung hin getestet worden. Die Ergebnisse aus dem Labor der Uni-Klinik Würzburg sollen in Kürze vorliegen. „Natürlich werden wir diejenigen, die positiv getestet wurden, sofort in Quarantäne schicken“, betont Penzhorn und ist guter Dinge, was die weiteren Ansteckungszahlen betrifft. „Die Anzahl möglicher Übertragungen ist sicher nicht hoch.“
Derweil schraubt das Krankenhaus seine Sicherheitsmaßnahmen immer weiter hoch. Seit Freitag letzter Woche gilt ein Besuchsverbot. „Die große Mehrheit der Besucher versteht das“, berichtet Penzhorn. Päckchen mit notwendigen Utensilien oder kleinen Geschenken können an der Pforte abgegeben werden. Sie werden dann zu den Patienten gebracht. Bei Geburten darf der Partner nach wie vor anwesend sein – auch Angehörige, die im Sterben liegen, dürfen Besuch erhalten. „Das sind die einzigen Ausnahmen“, betont Pfeiffle.
Jeden Vormittag treffen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Corona und besprechen die neuesten Maßnahmen. „Wir wollen den Entwicklungen immer einen Schritt voraus sein“, erklärt Pfeiffle. Derzeit werden alle Mitarbeiter jeden dritten Tag auf eine mögliche Infektion hin getestet. Ein Zyklus, der eventuell kürzer gefahren wird. „Wir haben auch die Fühler zu ehemaligen Kollegen und externen Kräften ausgestreckt“, erklärt Penzhorn. Derzeit komme man mit dem vorhandenen Personal aus, wegen grippalen Infekten und anderen Erkrankungen fallen einige Mitarbeiter aber aus. „Die Situation ist beherrschbar, könnte aber besser sein“, so Penzhorn.
Mehr Sorge bereitet ihm zurzeit die Lage bei den notwendigen Schutz-Materialien für die Mitarbeiter. Die Ankündigung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Atemschutzmasken zu organisieren, damit genug Ressourcen vorhanden sind, begrüßt er. Damit es keine Engpässe gebe, solle auch mehr produziert werden, kündigte Aiwanger am Dienstagmittag an. Ministerpräsident Markus Söder hatte in der Pressekonferenz erinnert, dass es mitunter auch zu Diebstählen gekommen sei, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen. Die Polizei könnte helfen, entsprechende Lieferungen zu sichern, kündigte er an. Es soll Meldepflichten geben, auch Beschlagnahmungen seien möglich. Für Penzhorn eine notwendige Ankündigung. „Wir brauchen vor allem Masken und Desinfektionsmittel.“ Die Klinik habe relativ früh große Mengen bestellt, von denen sie derzeit noch zehre. Für horrende Preise sind auch jetzt noch kleinere Mengen zu haben. „Wir gehen sparsam damit um und halten uns über Wasser“, sagt Penzhorn. Der angekündigte Materialnachschub sei aber dringend notwendig.
Penzhorn und Pfeiffle gehen davon aus, dass der Ausnahmezustand länger als zwei Wochen dauern wird. Ihre Mitarbeiter haben sie deshalb angewiesen, vorerst keinen Urlaub zu planen. „Wir müssen den normalen Tagesablauf aufrecht erhalten“, erklärt Penzhorn und versichert: Jeder akut behandlungsbedürftige Fall wird weiterhin aufgenommen. Geplante Maßnahmen werden allerdings nach hinten verschoben. Den Kiosk für die Patienten öffnet die Klinik zu begrenzten Zeiten, die Mitarbeiter können sich – ebenfalls in engem Zeitrahmen – weiterhin in der Kantine bedienen. „Wir müssen auch psychologisch das richtige Maß finden“, sagt Penzhorn. „Panik ist jetzt ein ganz schlechter Berater.“