zurück
Landkreis Kitzingen
Abkühlung: Schöne Kneipp-Becken im Landkreis Kitzingen
200 Jahre alt wäre Sebastian Kneipp heuer geworden. Seine Lehren haben sich erhalten. Das zeigt sich auch daran, dass die Kneipp-Becken im Landkreis Kitzingen oft genutzt werden.
Im Storchenschritt schreitet man durch das Kneipp-Becken. Die Anlage in Castell wird gerne von Wohnmobilisten genutzt.
Foto: Gerhard Krämer | Im Storchenschritt schreitet man durch das Kneipp-Becken. Die Anlage in Castell wird gerne von Wohnmobilisten genutzt.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:44 Uhr

Pfarrer Sebastian Kneipp wäre heuer 200 Jahre alt geworden. Ein Kneipp-Rundgang durch den Landkreis Kitzingen zeigt, dass sein Erbe noch lebendig ist. Castell, Dettelbach, Dornheim, Haag, Hüttenheim, Iphofen, Mainbernheim oder Michelfeld. All diese Orte haben eine Gemeinsamkeit: Sie verfügen über eine Kneipp-Anlage. Neben der Förderung des Wohlbefindens für den Körper im Allgemeinen bieten die Anlagen gerade jetzt auch Abkühlung.

Die große Kneippanlage am Ringsbühl in Iphofen wird nicht nur von den Einheimischen oft genutzt. Auch ein Arm-Kneippbecken ist dort vorhanden.
Foto: Gerhard Krämer | Die große Kneippanlage am Ringsbühl in Iphofen wird nicht nur von den Einheimischen oft genutzt. Auch ein Arm-Kneippbecken ist dort vorhanden.

Stark frequentiert ist die Iphöfer Anlage am Ringsbühl. Nicht nur aus Iphofen selbst kommen die Leute, die die herrlich am Wehrbach gelegene Anlage nutzen. Wenngleich ständig kühles Wasser zufließt, unter Kneippenden gilt das Wasserbecken selbst als warm. Als sehr kühl dagegen gilt das Wasser der Kneipp-Anlage an der Hohlbrunnenquelle zwischen Hellmitzheim, Dornheim und Mönchsondheim gelegen.

Richtig kalt ist das Wasser der Hohlbrunnenquelle, die die Kneipp-Anlage zwischen Dornheim, Hellmitzheim und Mönchsondheim füllt. Ideal für Radfahrer, die eine gesunde Abkühlung möchten.
Foto: Gerhard Krämer | Richtig kalt ist das Wasser der Hohlbrunnenquelle, die die Kneipp-Anlage zwischen Dornheim, Hellmitzheim und Mönchsondheim füllt. Ideal für Radfahrer, die eine gesunde Abkühlung möchten.

Im Nachbarlandkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gibt es im Steigerwaldbereich, zum Beispiel bei Burghaslach, Schornweisach, Münchsteinach oder Baudenbach, sehr viele Anlagen. Und es gibt den Kneipp-Verein im Aischgrund. Vorsitzender dort ist Winfried Zeidner.

Etwa 60 Mitglieder, verteilt über den Landkreis, zählt der Verein. "Der Zweck des Vereins ist die Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege", erzählt Zeidner. "Darüber hinaus will der Verein die Lehre Sebastian Kneipps vom gesunden Leben und naturgemäßen Heilen den Menschen nahebringen."

Für die Jungen: Am Anfang des Bärleswegs in Mainbernheim findet sich ein Kinderkneippbecken.
Foto: Gerhard Krämer | Für die Jungen: Am Anfang des Bärleswegs in Mainbernheim findet sich ein Kinderkneippbecken.

Da er mittlerweile sehr viel über Kneipp gelesen habe, habe er auch seine Ernährung umgestellt. Mit Wandern und Radfahren gebe es zudem viel Bewegung in seinem Leben. "Ich fahre abends von Ullstadt nach Baudenbach zum Wassertreten", erzählt der 70-Jährige.

Die Anlage in Baudenbach liegt quasi vor seiner Haustüre. Bevor die Gemeinde sie errichtet hat, habe es ein Wassertretbecken im Rüblingsbach gegeben, erinnert sich Zeidner, der von den Lehren des Wasserdoktors und Naturheilkundlers Sebastian Kneipp begeistert ist. Damit könne man selbst etwas für seine Gesundheit tun, sagt Zeidner und erinnert an ein Zitat von Kneipp: "Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern."

Im Geiselwinder Ortsteil Haag ist die Anlage in den Generationenspielplatz integriert.
Foto: Gerhard Krämer | Im Geiselwinder Ortsteil Haag ist die Anlage in den Generationenspielplatz integriert.

Die Kneipp’sche Lehre ist für ihn nach wie vor aktuell, vor allem die fünf Säulen: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter und Lebensrhythmus. "Für jeden ist etwas dabei", ist Zeidner überzeugt und fügt hinzu, man müsse sich nicht kasteien.

Die bekannteste Lehre von Kneipp ist die Wassertherapie mit dem Wassertreten. Das wird, so ist auf vielen Tafeln an den Kneipp-Anlagen zu lesen, nur empfohlen, wenn sich die Füße zu Beginn des Wassertretens warm anfühlen und der Körper insgesamt erwärmt ist. Falls nicht: Etwas Gymnastik oder Laufen hilft zur Vorbereitung.

Im Freizeit- und Skulpturenpark in Dettelbach gibt es auch eine Kneipp-Anlage. Sie entstand bei der Erweiterung im Jahr 2016.
Foto: ArchivRobert Haaß | Im Freizeit- und Skulpturenpark in Dettelbach gibt es auch eine Kneipp-Anlage. Sie entstand bei der Erweiterung im Jahr 2016.

Im kalten Wasser wird dann im so genannten Storchengang geschritten. Ein Bein sollte dabei immer vollkommen aus dem Wasser herausgezogen und die Fußspitze nach unten gebeugt werden. Dadurch wird den Beinen Wärme entzogen, für die dann anschließend der Körper wieder sorgt. Wenn ein starker Kältereiz verspürt wird, sollte man das Becken verlassen, das Wasser abstreifen und sich wieder warmlaufen.

Auch barfuß über den morgendlichen Tau im Gras oder durch den Schnee zu laufen, bringe laut Zeidner diesen Effekt. Danach solle man sich aber nicht trockenreiben, betont Zeidner. Bei etlichen Kneipp-Anlagen steht neben dem Schreitbecken auch ein Armbecken zur Verfügung, in das man die Arme angewinkelt 30 bis 45 Sekunden eintaucht. Auch danach gilt: abschütteln, nicht abtrocknen. "Beides, Beine und Arme, sollte man nicht unmittelbar hintereinander kühlen", rät Zeidner zu einem angemessenen zeitlichen Abstand, um den Körper nicht zu überfordern.

Nicht nur für die Beine gibt es ein Wasserbecken. Kneipp-Anwendungen gibt es auch für die Arme, wie Winfried Zeidner zeigt.
Foto: Gerhard Krämer | Nicht nur für die Beine gibt es ein Wasserbecken. Kneipp-Anwendungen gibt es auch für die Arme, wie Winfried Zeidner zeigt.

"Sie sollten es einfach mal versuchen", rät Zeidner allen. Das sei die billigste Art, für seine Gesundheit etwas zu tun. Wichtig sei die Bewegung an der frischen Luft und danach vielleicht noch einen Apfel zu essen. Und selbst in Corona-Zeiten könne man die Anlagen im Freien besuchen, weiß Zeidner. Unter Beachtung der geltenden Regeln selbstverständlich.

Schön gestaltet ist die Anlage in Hüttenheim.
Foto: Gerhard Krämer | Schön gestaltet ist die Anlage in Hüttenheim.

200 Jahre Kneipp

Mit Gießkanne, Kneipp-Sandalen, seinem berühmten Buch "Meine Wasserkur" in der Hand und begleitet von seinem weißen Spitz – so stellt der Spielzeughersteller Playmobil Sebastian Kneipp als kleine Plastikfigur dar. Heuer jährt sich der Geburtstag des schwäbischen Landpfarrers zum 200. Mal. Über den Landkreis Kitzingen verteilt existieren etliche Kneipp-Anlagen, die auch oder gerade in Corona-Zeiten gut genutzt werden.
Einfach Wasser treten? Tatsächlich ist es viel mehr, was Sebastian Kneipp hinterlassen hat. Er wurde 1821 in Stephansried bei Ottobeuren geboren. Nach seinem Abitur begann er sein Theologie-Studium in Dillingen, das er am Georgianum in München fortsetzte. 1852 wurde er in Augsburg zum Priester geweiht.
Während seines Studiums hatte er eine Lungenkrankheit. Durch einen Zufall bekam er ein Buch in die Hände, das von der Heilkraft kalten Wassers handelte. Er badete in der eiskalten Donau, nahm Heilbäder und übergoss sich mit Wasser. So kurierte er sich selbst – für Kneipp soll dies ein echtes Aha-Erlebnis gewesen sein. So begann er, die verschiedenen Heilmittel der Natur zu erforschen und sein Wissen zu erweitern.
Alsbald behandelte er andere. Was ihm nicht nur Freunde brachte. Deswegen wurde er nach Wörishofen versetzt, heute dank Kneipp und dessen ganzheitlichen Gesundheitskonzepts ein renommiertes Kurbad. Kneipp starb 1897 im Kloster Wörishofen.
Sein zweites Buch, "So sollt Ihr leben", veröffentlichte Kneipp 1889. Darin beschreibt er sein ganzheitliches Gesundheitskonzept, basierend auf den fünf Säulen. Dazu zählt als die bekannteste Säule das Wasser und dessen Heilkraft. Daneben haben die Heilkräuter und deren Wirkweisen eine große Bedeutung. Sebastian Kneipp beschäftigte sich aber auch intensiv mit der Bewegung, der Ernährung und der Balance. Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren wird Kneipps Philosophie zum ganzheitlichen Ansatz für ein gesundes Leben.
Quelle: gkr

Kneippen im Landkreis

Kneipp-Anlagen finden sich an vielen Orten im Landkreis Kitzingen. Hier einige Standorte:
Castell: in Richtung Greuth, am Sportplatz.
Dettelbach: im Skulpturenpark am Main-Radweg in Richtung Kitzingen.
Dornheim: an der Hohlbrunnenquelle, an der Staatsstraße in Richtung Hellmitzheim, links abbiegen zur Nierenmühle.
Iphofen: am Ringsbühl, in Richtung Birklingen, Parkplatz am Ringsbühl
Mainbernheim: An der Sicker, auf Höhe der Kellermühle
Michelfeld: am Seegelände
Hüttenheim: an der Neuwiesenbach-Quelle, in Hüttenheim die Ortsausfahrt Richtung Nenzenheim, rechts abbiegen zum Tannenberg, dort beschildert.
Haag: am Mehrgenerationenspielplatz in der Ortsmitte.
Quelle: Kitzinger Land
Idyllisch am See mit Blick auf Michelfeld liegt dieses kleine Kneippbecken.
Foto: Gerhard Krämer | Idyllisch am See mit Blick auf Michelfeld liegt dieses kleine Kneippbecken.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Gerhard Krämer
Behandlungen
Coronazeiten
Geistliche und Priester
Heilkräuter
Hydrotherapie
Klöster
Kneippvereine
Wandern
Wasser
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top