Pfarrer Sebastian Kneipp wäre heuer 200 Jahre alt geworden. Ein Kneipp-Rundgang durch den Landkreis Kitzingen zeigt, dass sein Erbe noch lebendig ist. Castell, Dettelbach, Dornheim, Haag, Hüttenheim, Iphofen, Mainbernheim oder Michelfeld. All diese Orte haben eine Gemeinsamkeit: Sie verfügen über eine Kneipp-Anlage. Neben der Förderung des Wohlbefindens für den Körper im Allgemeinen bieten die Anlagen gerade jetzt auch Abkühlung.
Stark frequentiert ist die Iphöfer Anlage am Ringsbühl. Nicht nur aus Iphofen selbst kommen die Leute, die die herrlich am Wehrbach gelegene Anlage nutzen. Wenngleich ständig kühles Wasser zufließt, unter Kneippenden gilt das Wasserbecken selbst als warm. Als sehr kühl dagegen gilt das Wasser der Kneipp-Anlage an der Hohlbrunnenquelle zwischen Hellmitzheim, Dornheim und Mönchsondheim gelegen.
Im Nachbarlandkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gibt es im Steigerwaldbereich, zum Beispiel bei Burghaslach, Schornweisach, Münchsteinach oder Baudenbach, sehr viele Anlagen. Und es gibt den Kneipp-Verein im Aischgrund. Vorsitzender dort ist Winfried Zeidner.
Etwa 60 Mitglieder, verteilt über den Landkreis, zählt der Verein. "Der Zweck des Vereins ist die Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege", erzählt Zeidner. "Darüber hinaus will der Verein die Lehre Sebastian Kneipps vom gesunden Leben und naturgemäßen Heilen den Menschen nahebringen."
Da er mittlerweile sehr viel über Kneipp gelesen habe, habe er auch seine Ernährung umgestellt. Mit Wandern und Radfahren gebe es zudem viel Bewegung in seinem Leben. "Ich fahre abends von Ullstadt nach Baudenbach zum Wassertreten", erzählt der 70-Jährige.
Die Anlage in Baudenbach liegt quasi vor seiner Haustüre. Bevor die Gemeinde sie errichtet hat, habe es ein Wassertretbecken im Rüblingsbach gegeben, erinnert sich Zeidner, der von den Lehren des Wasserdoktors und Naturheilkundlers Sebastian Kneipp begeistert ist. Damit könne man selbst etwas für seine Gesundheit tun, sagt Zeidner und erinnert an ein Zitat von Kneipp: "Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern."
Die Kneipp’sche Lehre ist für ihn nach wie vor aktuell, vor allem die fünf Säulen: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter und Lebensrhythmus. "Für jeden ist etwas dabei", ist Zeidner überzeugt und fügt hinzu, man müsse sich nicht kasteien.
Die bekannteste Lehre von Kneipp ist die Wassertherapie mit dem Wassertreten. Das wird, so ist auf vielen Tafeln an den Kneipp-Anlagen zu lesen, nur empfohlen, wenn sich die Füße zu Beginn des Wassertretens warm anfühlen und der Körper insgesamt erwärmt ist. Falls nicht: Etwas Gymnastik oder Laufen hilft zur Vorbereitung.
Im kalten Wasser wird dann im so genannten Storchengang geschritten. Ein Bein sollte dabei immer vollkommen aus dem Wasser herausgezogen und die Fußspitze nach unten gebeugt werden. Dadurch wird den Beinen Wärme entzogen, für die dann anschließend der Körper wieder sorgt. Wenn ein starker Kältereiz verspürt wird, sollte man das Becken verlassen, das Wasser abstreifen und sich wieder warmlaufen.
Auch barfuß über den morgendlichen Tau im Gras oder durch den Schnee zu laufen, bringe laut Zeidner diesen Effekt. Danach solle man sich aber nicht trockenreiben, betont Zeidner. Bei etlichen Kneipp-Anlagen steht neben dem Schreitbecken auch ein Armbecken zur Verfügung, in das man die Arme angewinkelt 30 bis 45 Sekunden eintaucht. Auch danach gilt: abschütteln, nicht abtrocknen. "Beides, Beine und Arme, sollte man nicht unmittelbar hintereinander kühlen", rät Zeidner zu einem angemessenen zeitlichen Abstand, um den Körper nicht zu überfordern.
"Sie sollten es einfach mal versuchen", rät Zeidner allen. Das sei die billigste Art, für seine Gesundheit etwas zu tun. Wichtig sei die Bewegung an der frischen Luft und danach vielleicht noch einen Apfel zu essen. Und selbst in Corona-Zeiten könne man die Anlagen im Freien besuchen, weiß Zeidner. Unter Beachtung der geltenden Regeln selbstverständlich.