Mindestens drei von vier Leuten halten ALF für einen rotzfrechen Außerirdischen. Die TV-Serie aus den 80er Jahren, in der das Zottelwesen nach der Bruchlandung seines Raumschiffs bei Familie Tanner einzieht, hat viele von uns zum Lachen gebracht. Einen deutlich ernsteren Hintergrund hat ALF jedoch in Kitzingen: Hier steht die Abkürzung für das Arbeitslosenfrühstück, eine Gesprächsrunde, die alle zwei Monate stattfindet, jeweils am ersten Mittwoch des Monats, verbunden mit einem leckeren Frühstück. Betroffene finden hier Rat und Unterstützung, aber auch ein offenes Ohr für die täglichen Sorgen. Das ALF feiert am 1. Juni Geburtstag: 15+1 Jahre gibt es das Angebot mittlerweile.
Gottfried und Susanne Weber haben das ALF in Zusammenarbeit mit Katrin Anger von der Gemeinde-Caritas im Jahr 2006 gegründet. Daraus entstanden ist das Engagement von christlich und sozial eingestellten Bürgern, die sich für ein Miteinander einsetzen und insbesondere für diejenigen Mitmenschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen waren oder sind. Seit 2011 führt Astrid Glos die Initiative im Sinne der Gründer weiter.
Was bietet ALF?
Karin Müller ist beim ALF zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Sie lädt explizit alle Menschen „zu einer kleinen Jubiläumsfeier“ ein, wie sie sagt. Anlass ist die Tatsache, dass das ALF in nunmehr 16 Jahren zu einer festen Institution in Kitzingen herangewachsen ist. „Das wollen wir festlich begehen.“ Pro Frühstück finden sich laut Müller zwischen 30 und 50 Menschen ein. „Sie setzen sich gerne an die liebevoll gedeckten Tische im Saal des Paul-Eber-Hauses.“
Doch nicht nur erwerbslose Menschen besuchen das ALF, sondern auch viele, die einfach Hilfe suchen oder sich ihre Probleme einmal von der Seele reden wollen, so Müller. Das sei wichtig für das Wohlbefinden und für das Selbstvertrauen.
„Viel zu oft werden Menschen, die sich aus den verschiedensten Gründen in der Arbeitslosigkeit wiederfinden, an den Rand der Gemeinschaft gedrängt“, findet die Kitzingerin. „Nicht so in Kitzingen, denn das Paul-Eber-Haus liegt mitten im Zentrum gleich gegenüber dem Marktplatz nahe der evangelischen Stadtkirche.“ Ein solcher Treffpunkt sei wichtig.
Auf die Frage, was das ALF für die Menschen bedeute, sagt Müller: „Wertschätzung und Ermutigung gleichermaßen.“ Man wolle damit auch einen Beitrag dazu leisten, „die gesellschaftliche Kluft zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen zu überwinden“. Die Begegnungen im Paul-Eber-Haus mussten während der Corona-Zeit komplett entfallen, ebenso das Fest zum 15-jährigen ALF-Bestehen. „Wir hoffen nun, dass wir an die Zeit vor Corona anknüpfen können, dass wir wieder regelmäßig unser Angebot machen und die vielen aufgeschobenen Fragen beantworten können. Und am 1. Juni feiern wir einfach 15+1 Jahre ALF.“
Mehr als ein Frühstück
Grundsätzlich sei das ALF auch eine gute Gelegenheit, sich über aktuelle Themen zu informieren. In zwangloser Folge lädt das Team daher zu Impuls- und Fachvorträgen von Referenten der Kitzinger Beratungsstellen ein, zu Gesprächsrunden und Musik. „Praktische Hilfe, etwa bei Behördengängen, Bewerbungen, Antragstellungen und so weiter leisten wir natürlich auch“, macht Karin Müller deutlich. „Selbstverständlich ist auch Hartz IV immer wieder ein Thema. Dabei sind die Referenten ein ganz wichtiges Bindeglied, um die neuesten Informationen zur aktuellen Gesetzeslage verständlich zu machen.“
Zum aktuellen ALF-Team gehören neben Astrid Glos und Karin Müller auch Katrin Anger, Birgit Beck, Marianne Keller, Frieda Müller, Elisabeth Wagner, Iris Harders, Heidi Kraus, Rosa Martinos sowie Mitglieder der evangelischen Friedenskirche Kitzingen.
Für das Frühstück wird pro Person ein Obolus von einem Euro erbeten. Ansonsten finanziert sich das ALF ausschließlich über Spenden von Privatpersonen und Sponsoren.
Karin Müller hofft, dass die Arbeit im ALF noch lange fortgeführt werden kann, denn: „Engagement vor Ort von Menschen für Menschen – das ist es, was eine Gesellschaft stark macht.“