
Das 15. Kitzinger Sozialforum des VdK-Kreisverbandes sorgte unter dem Titel "Rente für alle" Mitte Oktober für einen voll besetzten Saal. Anlässlich des internationalen Tags der älteren Generation hatte der Kreisverband Niklas Bieber von der Abteilung Sozialpolitik im VdK-Landesverband für das Impulsreferat sowie den Abteilungsleiter Sozialpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Bayern David Schmitt eingeladen. Die anschließende Podiumsdiskussion leitete BR-Moderator Jürgen Gläser, der VdK-Kreisverband wurde von Gerhard Bauer vertreten.
Einleitend nannte Kreisvorsitzender Hartmut Stiller ernüchternde Zahlen: nach 45 Dienstjahren erhalte ein Mann in Westdeutschland 1218 Euro (Ost: 1143 Euro) Rente, eine Frau im Westen 809 Euro (Ost: 1072 Euro). Seit dem Jahr 2000 seien die Anpassungen in 13 Jahren unterhalb der Inflation gelegen, fünfmal habe es sogar Nullrunden gegeben. Als Gegenbeispiel nannte er Österreich, dort seien die Pensionen an die Inflationsrate gekoppelt. Im Durchschnitt gebe es dort 14 Auszahlungen mit 1751 Euro.
Armutsgefährdung liege bei über 20 Prozent
Bieber griff die Zahlen auf und konkretisierte die Durchschnittsrente bei 1550 Euro, Pensionen lägen hingegen bei 3240 Euro. Er nannte zudem Zahlen für den Landkreis Kitzingen: Diesen zufolge erhielten Frauen 750 Euro Rente, Männer 1301 Euro, die Grundsicherung liege bei 765 Euro. Für ihn ein Beleg, dass der Erhalt des Lebensstandards nicht gesichert sei. In Bayern liege die Armutsgefährdungsquote bei über 65-Jährigen bei 21 Prozent (Männer) und 24,5 Prozent (Frauen). Das Rentenpaket II der Bundesregierung stabilisiere das Rentenniveau bis 2040 bei 48 Prozent. Die dort eingeführte Aktienrente wertete er als nicht zielführend.
Eine weitere Reform sei in seinen Augen unausweichlich. Der VdK fordere daher aus Traditionen gewachsene Rentenstrukturen in einer Rente für alle zusammenzuführen. Die vorherrschende Zersplitterung der Altersvorsorge sei historisch gewachsen und heute nicht mehr zu rechtfertigen. Die Pensionen von Beamten seien weitaus stabiler. Doch würden auch sie in die Rentenkasse einzahlen, dann würde dies die Staatskasse zunächst entlasten, da Pensionszahlungen entfallen würden.
Er betont, dass sie durch eine Reform aber nicht schlechter gestellt werden dürften. Besonders bei Selbständigen drohe Altersarmut, da ihre Vorsorge oft unzureichend sei, bei ihnen müsse der Staat im Bedarfsfall mit der Grundsicherung einspringen. Eine Wahl der Altersversorgung sei daher grundsätzlich abzulehnen.
Österreich als Gegenbeispiel
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unterstrich Schmitt, dass das Pensionssystem in Österreich von den Pensionären erzwungen wurde, als eine Million Menschen in Wien demonstrierten, dort gebe es aber auch kein Berufsbeamtentum. Der Pensionsbeitrag liegt bei 22,8 Prozent, davon tragen Arbeitnehmer 10,25 Prozent.
Bauer vom VdK-Kreisverband merkte zur Konsolidierung der Rente an, dass eine Beitragsbemessungsgrenze von derzeit monatlich 7550 Euro (Ost: 7450 Euro) unverständlich sei. Wer mehr als diesen Betrag verdiene, könne auch den höheren Beitrag leisten. Dem hielt Bieber vom VdK-Landesverband entgegen, dass höhere Beitragszahlungen auch höhere Renten auslösen würden, die aber, so Bauer, wie in der Schweiz auch gedeckelt werden könnten. Entscheidend sei, dass nach zahllosen Nachbesserungen endlich etwas Nachhaltiges geschaffen werde.
Er würde zudem bei Rentenanpassungen Festbeträge bevorzugen. Wer wenig Rente bekomme, würde sich über einen größeren Betrag freuen. Langfristig wirke dies auch der drohenden Altersarmut entgegen, das sei auch im Sozialforum bereits thematisiert worden. Bieber (VdK Abteilung Sozialpolitik) und Schmitt (DGB Bayern) sahen bei diesem Vorschlag jedoch die Würdigung der Lebensleistung von Rentnerinnen und Rentnern gefährdet. Zudem sei das geltende Umlagesystem das Richtige. In der Rentenversicherung gebe es kein Ausgabenproblem, vielmehr gehörten Regelungen wie lebenslange Abschläge abgeschafft. Bieber nannte das Sozialforum ideal, um sich untereinander und mit Fachleuten auszutauschen.