
Wer irgendetwas mit Weinbereitung zu tun hat, dem ist Arauner schon lange ein Begriff. Doch das Kitzinger Traditionsunternehmen bietet mittlerweile auch den Bier-Liebhabern die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Die benötigten Utensilien sowie Informationen hat die Firma in ihrem Angebot.

Vor 125 Jahren begann die Geschichte mit dem Apotheker und Firmengründer Paul Arauner in der Oberen Apotheke zum Lamm in Kitzingen am Main. Er beschäftigte sich mit Reinzuchthefen für den Weinbau. Schon bald wurden die Kitzinger Reinzuchthefen landauf landab bei Winzern und Hobbywinzern gleichermaßen verwendet.

Zudem forschte er auf dem Gebiet der Zuckerchemie. Entstanden ist so der Kitzinger Kunsthonig, ein Produkt, das patentiert wurde. Kunsthonig darf sich das Produkt, das vielen durch die Mangeljahre vor allem während der Kriegsjahre geholfen hat, wegen des EU-Rechts inzwischen nicht mehr nennen. Invertzucker-Creme lautet nun der korrekte Begriff dafür.
Dieses Produkt trägt den wohlklingenden Namen Kitzinger Backkönig und ist in vielen Haushalten unentbehrliche Zutat zur Herstellung von Kuchen, Desserts, Dressings und Marinaden sowie als Brotaufstrich und Süßungsmittel in Tee und Kaffee.

Die räumlichen Möglichkeiten für die Produktion und Vertrieb in der Oberen Apotheke reichten nicht mehr aus. Arauner benötigte bald mehr Platz und die Apotheke wurde verkauft. Nach einigen Jahren am Standort der heutigen AOK war abermals eine Erweiterung nötig und Arauner erwarb die Grundstücke Wörthstraße 34 und 36.
1884/85 waren dort Gebäude zur Fassherstellung errichtet worden, weiß Freya Freiin von Tautphoeus, die nun Geschäftsführerin der Firma ist. Zuletzt war ein Weingroßhändler auf dem Gelände angesiedelt. Die altehrwürdigen Ziegelbauten, damals am Ortstrand der Stadt gelegen, sind nun bis heute der Firmensitz geblieben.
Bis heute in Familienhand

1943 verstarb der Apotheker Paul Arauner, wenige Jahre später sein Bruder Heinrich Arauner. Der Sohn des Firmengründers, Erich Arauner, übernahm und leitete die Firma, die bis heute in Familienhand ist. 1973 übernahm der Neffe von Erich Arauner, Wolf Freiherr von Tautphoeus die Geschäftsführung Im Jahr 2020 überträgt er das operative Geschäft seiner Tochter Freya Freiin von Tautphoeus, die Getränketechnologie und Oenologie studiert hat und den Betrieb seit ihrem Masterabschluss im Jahr 2017 tatkräftig unterstützt.
Reinzuchthefe, der Kitzinger Backkönig und weitere Sirupe sind bis heute Hauptbestandteil der Produktion. Zur Zeit der Amerikaner in Kitzingen waren die Herstellung von Fruchtweinen und Spirituosen dazugekommen. "Nach deren Abzug im Jahr 2006 brach dieses Feld wieder weg", erzählt die Geschäftsführerin. Die Herstellung von Senf war bereits in den siebziger Jahren wieder aufgegeben worden. Die Süßmostherstellung erfolgte bis ins Jahr 2020.

Unter der Leitung ihres Vaters war das Sortiment um Kellereiartikel, Bücher und Handelswaren erweitert worden, so dass der komplette Bereich der häuslichen Saft-, Wein-, Likör- und Bierbereitung von A-Z aus einer Hand erfolgen. Tipps dazu liefert noch immer das Kitzinger Weinbuch. Auch ein Webshop mit dem vollständigen Arauner-Sortiment wurde eingerichtet.
Auf Veränderungen reagieren

Um weiterhin im sich verändernden Markt bestehen zu können, gilt es für Freya Freiin von Tautphoeus, darauf mit Veränderungen und Neuerungen zu reagieren, ohne die Kernbereiche der Firma aufzugeben. So arbeitet sie unter anderem an einer neuen Homepage und einem verbesserten Webshop. Auch im süßen Bereich laufen aktuell Planungen. "Wir sind dabei, neue Produkte zu entwickeln."

Aber auch andere Aufgaben warten auf sie und den derzeit 14 Mitarbeiter zählenden Betrieb. Die alte Bausubstanz fordert sie zum Nachdenken und zur Weiterentwicklung und Optimierung von bestehenden Konzepten. Beispielsweise in Form einer verbesserten Lager- und Versandlogistik unter der vermehrten Verwendung von digitalen Anwendungen.
Rückbesinnung auf die Natur
In einer zunehmend digitalen Welt ist für Freya Freiin von Tautphoeus die Rückbesinnung auf die Natur wichtig. Auf Dinge, die man anfassen, riechen oder schmecken kann, auf die Schätze der Natur, die ja veredelt werden.
Sie will die Leute einfangen und sie für das Thema "Do it yourself" begeistern. Dabei meint sie zum Beispiel nicht nur die eigene Saftherstellung, sie denk weiter an Joghurt, Seife oder Filzen.

"Mit eigenen Händen etwas zu machen", darin sieht sie ein elementares Bedürfnis. Auch die gesunde Ernährung hat Freya Freiin von Tautphoeus im Blick. "Ich will meinen Teil zur Nachhaltigkeit beitragen", setzt sie sich als Ziel. Neben einem entsprechenden Sortiment will sie dazu auch Seminare anbieten.