
Schöne Fußsohlen haben sie, ohne Schwielen oder Blasen. Noch. Am Freitagabend, 2. August, Punkt 18 Uhr starten Martin Schauder und Stefan Hublitz am Würzburger Bahnhof in ein 24-Stunden-Abenteuer, das in Marktbreit enden soll und nicht nur ihre Füße herausfordern wird. Was reizt den 38-jährigen Familienvater Martin Schauder, der im Kitzinger Landratsamt arbeitetet, und seinen 35-jährigen Kumpel Stefan Hublitz, einen gelernten Krankenpfleger aus Würzburg, nonstop 100 Kilometer über Stock und Stein zu laufen?
Frage: Am Freitag nach der Arbeit, wenn andere Menschen sich auf den Biergarten freuen, starten Sie in eine Nacht und einen Tag der Qual. Warum?
Martin Schauder: Wir beschäftigen uns schon lange mit Extremen. Uns interessiert, was der Körper aushalten kann. Ich persönlich glaube, der menschliche Körper ist zu viel mehr fähig, als unser Kopf ihm zutraut. Der Kopf sagt: Ich bin müde, ich habe Durst, ich will mich hinsetzen. Aber das sind Wünsche des Kopfes, der Körper braucht das nicht. Der kann noch weiter!

Es geht also darum, den eigenen Kopf zu besiegen?
Schauder: Ja. Ich bin davon überzeugt, dass wir Anstrengendes oft viel früher abbrechen, als es nötig wäre. Beim letzten 24-Stunden-Laufen hätte ich noch weitergehen können.
Sie haben das also schon einmal probiert?
Schauder: Ja, in Brasilien. Dort habe ich gut fünf Jahre lang mit meiner Familie gelebt. Eines Abends nach der Arbeit bin ich mit einem Bekannten losgelaufen. Wir wollten im brasilianischen Hochsommer 100 Kilometer in 24 Stunden schaffen. Als wir die Strecke auf Google rausgesucht hatten, sind uns die Steigungen nicht bewusst gewesen. Wir sind die ganze Nacht durchgelaufen. Früh um 6 Uhr langen wir noch gut im Plan, dann kamen wir ins Gebirge, es ging rauf und runter, zermürbend. Nach 16 Stunden und 71 Kilometern hat mein Kumpel den Fehler gemacht, seinen Schuh zu öffnen. Er hat die Blutblasen an den Füßen gesehen und gesagt: Stopp, es geht nicht mehr! Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass wir die 100 geschafft hätten, wenn er seinen Fuß nicht angeschaut hätte.
Was soll diesmal anders – besser – laufen?
Schauder: (lacht) Ich werde auf keinen Fall meine Schuhe öffnen! Und diesmal ist die Route cleverer gewählt. Wir treffen uns am Freitag nach der Arbeit am Würzburger Hauptbahnhof und laufen von dort aus Richtung Gramschatzer Wald, nach Arnstein und Karlstadt. Die ersten 50 Kilometer sind schon bergig, aber danach geht es nur noch relativ eben am Main entlang. Mit Stefan habe ich schon andere Challenges gemeistert, wir sind uns so vom Typ her ziemlich ähnlich.
Was verbindet Euch?
Stefan Hublitz: Wir kennen einander schon aus Teenie-Zeiten, sind beide leidenschaftliche Eisbader und haben auch schon zusammen in einer selbstgebauten Eishöhle übernachtet, als das Wetter bei einem Berg-Trip umgeschlagen hat. Auch Motorrad-Unfälle haben wir schon gemeinsam gemeistert. Oder Events wie Tough Mudder, einen Hindernisparcours, der einen an die psychischen und physischen Grenzen bringen kann.

Rein rechnerisch hört sich das Ganze ja einfach an: Ihr lauft 5 km/h im Schnitt, dann kommt ihr nach 20 Stunden in Marktbreit an.
Schauder: In der Theorie ja. Aber in der Praxis ist das unrealistisch, weil man am Ende einfach automatisch langsamer wird. Das heißt für mich, wir müssen uns anfangs einen Vorsprung erlaufen.
Also quasi in der Nacht besonders schnell sein? Aber geht das im Dunkeln überhaupt?
Hublitz: Ich laufe nachts am liebsten. So unterm Sternenhimmel oder im Lichtkegel der Kopflampe - das hat was Meditatives.
Schauder: Nachts bist du voll auf deine Sinne fixiert. Der Plan ist: Wir laufen bei Helligkeit los, laufen durch die Dunkelheit, es wird wieder hell - und wir laufen immer noch. Übrigens: nur laufen, wir wollen nicht zwischendurch joggen.

Was nehmen Sie an Gepäck mit?
Schauder: Jeder trägt einen kleinen Rucksack mit Traubenzucker, Müsliriegeln, Verbandszeug, Handy, Sonnencreme, Stirnlampe, einem Pulli für nachts und je zwei Litern Wasser. Wir hoffen, dass wir die Wasserflaschen unterwegs aufgefüllt kriegen. Schmerztabletten nehmen wir bewusst nicht mit. Das ist ja das Spannende an dem Versuch, den Schmerz auszuhalten.
Hublitz: Ich packe noch meine kleine Drohne ein, um unsere Tour zu filmen. Die wiegt nur 250 Gramm.
Was passiert nach dem Lauf?
Schauder: Es gibt zwei Optionen: Wenn wir es nicht schaffen, probieren wir es nochmal. Wenn wir es schaffen, suchen wir uns fürs nächste Mal eine schwierigere Route. Man braucht immer wieder neue Herausforderungen, sonst rostet man.

MfG Diana Fuchs
Aktuell wächst bekanntlich eine Fitnesswelle unter den jungen Erwachsenen, die es zu unterstützen gilt.
Wobei es sich bei den gezeigten Athleten wohl eher um eine Art Sport-Sadomachisten handeln dürfte (-: .
gez. R.König
Frau Heinlein aus Wiesentheid läuft im fast doppelten Alter die Strecke in weniger als der halben Zeit...
Muss also hier das Sommerloch gefüllt werden?