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HAßFURT
Zwischen unbändiger Lebensfreude und innerer Zerrissenheit
Die große Schauspielerin Suzanne von Borsody las im Rahmen des 2. Literaturfestivals Haßfurt aus den Briefen, Gedichten und Tagebucheinträgen der berühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo.
Foto: Ulrike Langer | Die große Schauspielerin Suzanne von Borsody las im Rahmen des 2. Literaturfestivals Haßfurt aus den Briefen, Gedichten und Tagebucheinträgen der berühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo.
Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:50 Uhr

Es war ein Abend der großen Gefühle, die niemanden unberührt ließen. Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Hass und Eifersucht standen bei der musikalischen Lesung im Rahmen des 2. Literaturfestivals Haßfurt am Sonntagabend in der Stadthalle im Mittelpunkt. Denn die Schauspielerin Suzanne von Borsody ließ die berühmteste mexikanische Malerin Frida Kahlo zu Wort kommen, deren Leben von großen Gefühlen geprägt war. Das Trio AZUL untermalte den intensiven Vortrag mit passender Musik, während eingeblendete Gemälde von Frida Kahlo deren Aussagen auch bildlich vor Augen führten.

„Ich bin wirklich sehr beeindruckt“, sagte Karl-Heinz Hellwig aus Wonfurt, der als einer der wenigen Männer unter den 250 Gästen die Lesung besucht hatte. „Ich kenne Frida Kahlo, ihr Leben und ihre Bilder, schon lange. Doch heute habe ich viele Details aus ihrem Leben erfahren, die ich noch nicht kannte“, teilte er mit. „Suzanne von Borsody war ganz hervorragend und mich hat dieser Abend total berührt.“ Auch Karin Kramer aus Haßfurt zeigte sich begeistert von den schauspielerischen Qualitäten von Suzanne von Borsody, die sich bei der Lesung offenbarten. „Ich habe die Lebensgeschichte von Frida Kahlo selbst gelesen und bin ganz fasziniert von ihrem Lebensmut und davon, wie sie ihre Liebe den Männern zu Füßen gelegt hat“, erzählte sie. „Suzanne von Borsody hat sich den Schwingungen und Tonalitäten der Stimmungen von Frida Kahlo hervorragend angepasst und auch der Kontext zwischen den Texten, den Bildern und der Musik war sehr stimmig. Ich bin froh, dass ich diesen Abend ausgewählt habe, denn er hat mir sehr viel gegeben.“

Bürgermeister Günther Werner hatte eingangs die Besucher willkommen geheißen und sie auch zu den kommenden Lesungen eingeladen. „Auch heuer kommen wieder sehr viele bekannte Autoren und Künstler nach Haßfurt, um uns in die Welt des Lesens einzuführen“, sagte er. „Heute aber präsentieren wir Ihnen eine ganz besondere Kombination aus Lesung, Kunst und Musik. Dazu wünsche ich Ihnen ganz viel Spaß!“

Spaß und Humor kamen bei der Lesung von Suzanne von Borsody nicht zu kurz, auch wenn das Leben der Frida Kahlo (1907-1954) auf den ersten Blick alles andere als „spaßig“ war. Als Kind an Kinderlähmung erkrankt, wurde sie als junge Frau Opfer eines Busunglücks, bei der sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte. Dies zog lange Krankenhausaufenthalte, zahlreiche Operationen sowie das Tragen eines Ganzkörpergipses oder Stahlkorsetts nach sich. Auch wurde ihr später der rechte Unterschenkel amputiert. Ihre körperlichen Qualen, zu denen mehrere Fehlgeburten zählten, aber auch ihre seelischen Qualen, unter anderem wegen der Untreue ihres Mannes Diego Rivera, verarbeitete sie in ihren Bildern, die zum mexikanischen Kulturgut erhoben wurden.

Was sie erlebte und fühlte, wird in ihren Gedichten, intimen und offenherzigen Briefen sowie Tagebucheinträgen deutlich, aus denen Suzanne von Borsody zitierte. Dabei ließ sie ihr Publikum mit Frida Kahlo mitzittern, mithoffen, mitleiden, aber auch über deren Humor lachen. Suzanne von Borsody, gekleidet wie Frida Kahlo, mit Blumen im Haar, vermochte es, die Persönlichkeit der Malerin, ihre unbändige Lebensfreude, aber auch ihre innere Zerrissenheit zu vermitteln.

Durch ihre wunderbare Sprache, dezente Mimik, große und kleinere Gefühlsausbrüche und durch ihren lebendigen, eindringlichen, einfühlsamen, verträumten und intensiven Vortrag zog sie die Zuhörer in ihren Bann. Sie kennt die Stärken und Schwächen, den Humor, die Selbstironie, die Flucht in den Alkohol von Frida Kahlo und macht sie sich zu eigen. Während sie also das Leben von Frida Kahlo mit deren Worten Revue passieren ließ und einige von Frida Kahlos Bildern an die Bühnenrückwand geworfen wurden, nahm das Trio AZUL mit Omar Plascencia Léon, Anibal Civilotti und Kurt Holzkämper die Stimmungen der Texte auf und verwandelte sie in lateinamerikanische Musik. Am Ende applaudierten die Zuhörer so lange, bis Suzanne von Borsody meinte: „Na, dann fangen wir wieder von vorne an.“ Als Zugabe gab's nochmals das erste Gedicht der damals 15-jährigen Frida Kahlo. „Ich lächelte. Weiter nichts. Und in mir wurde es hell“, zitierte von Borsody und verabschiedete sich dann endgültig.

Das Trio AZUL mit (von links) Kurt Holzkämper, Omar Plascencia Léon und Anibal Civilotti unterstrich die Lesung von Suzanne von Borsody mit lateinamerikanischer Musik.
Foto: Ulrike Langer | Das Trio AZUL mit (von links) Kurt Holzkämper, Omar Plascencia Léon und Anibal Civilotti unterstrich die Lesung von Suzanne von Borsody mit lateinamerikanischer Musik.
 
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