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Zwei Zeilerinnen in Bangkok: Wenn Corona den Urlaub torpediert
Plötzlich war der Rückflug storniert. Das war nicht absehbar, sagen Svenja und Theresa Ehehalt. Und reagieren auf Kritik aus der Bevölkerung an vergleichbaren Fällen.
Theresa (links) und Svenja Ehehalt in Thailand, als sie an Corona noch keinen Gedanken verschwenden mussten. Die Ehefrauen erlebten am Ende ihres Urlaubs eine Odyssee, verursacht durch die Corona-Pandemie.
Foto: Ehehalt | Theresa (links) und Svenja Ehehalt in Thailand, als sie an Corona noch keinen Gedanken verschwenden mussten. Die Ehefrauen erlebten am Ende ihres Urlaubs eine Odyssee, verursacht durch die Corona-Pandemie.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:35 Uhr

Selber schuld, wer jetzt als Urlauber Corona-bedingt irgendwo im Ausland festhängt. Hätte man doch wissen können. Und jetzt soll auch noch der Steuerzahler für die Rückholaktionen von Luxusurlaubern aufkommen? Dass das nicht jedem Bundesbürger gefällt, hat auch das Zeiler Ehepaar Svenja (28) und Theresa (24) Ehehalt mitbekommen, unter anderem durch einen Leserbrief in der Main-Post. Über solche Aussagen können die beiden Frauen nur mit dem Kopf schütteln.

Die Ehehalts haben selbst erlebt, was es bedeutet, plötzlich in der Ferne fest zu sitzen und nicht mehr zu wissen, wie man nach Hause kommt. In den letzten Märztagen strandeten die beiden Zeilerinnen am Ende ihres Urlaubs, für den sie lange gespart hatten, in Thailands Hauptstadt Bangkok. Zwar - was vorher nicht absehbar war - für "nur" zwei Tage, aber die hatten es in sich: Plötzlich war der für den 24. März gebuchte Rückflug storniert, und inmitten der ebenso unvorhergesehenen Ausgangssperre mussten sich die beiden Individualtouristinnen eine Bleibe in der Millionenmetropole suchen und einen Großteil ihrer Energie darauf verwenden, doch noch einen Flieger nach Hause zu ergattern. All das in der Ungewissheit, ob es überhaupt noch Flüge geben würde, und wie es andernfalls in Bangkok mit ihnen weitergehen würde.

Die Devise lautet: Einfach nur weg, egal, was es kostet

"Jeder, der in so eine Situation gerät, versucht, so schnell wie möglich wegzukommen, da spielen die Kosten zunächst mal keine Rolle", sagt Svenja Ehehalt im Nachhinein. Und denkt dabei auch an die vermeintliche Gratis-"Luftbrücke" der Bundesregierung. Was viele Bundesbürger offensichtlich nicht wissen: Das Ausfliegen aus Krisen- oder Katastrophengebieten ist für die Betroffenen keinesfalls gratis. Denn, wie es das Auswärtige Amt gegenüber dieser Redaktion bestätigte: Die Rückholaktionen sollen eine schnelle und unbürokratische Hilfe sein und niemand müsse in Vorleistung gehen. "Betroffene werden sich aber nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen an den Kosten für den Rückflug beteiligen müssen", unterstrich ein Sprecher des Amtes. Welchen Anteil die Bürger zu zahlen hätten, richte sich nach dem Einzelfall, "eine pauschale Aussage hierzu ist derzeit nicht möglich."

Die Flugtickets doppelt bezahlt

Doch Svenja und Theresa Ehehalt haben gar nicht vom Einsatz des Auswärtigen Amtes profitiert, sie haben ganz andere Sorgen: "Die 11 000 Euro, die noch im Äther unterwegs sind". Nachdem ihr Etihad-Flug gecancelt war, mussten sie erkennen, dass alle verbleibenden Verbindungen weg gingen "wie warme Semmeln" und immer teurer wurden. Da bezahlten sie dann für Flüge, bei denen sie nicht an Bord gehen konnten, weil sie überbucht waren. Und schließlich brachte sie zwar Qatar-Airways tatsächlich nach Paris. Und die Tickets dafür hatte ein Verwandter von Deutschland aus bezahlt, weil das Kartenlimit der Ehehalts inzwischen überschritten war. Doch ihre Kreditkarte wurde mit dem gleichen Betrag noch einmal belastet. Den Ehefrauen bleibt jetzt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die zuviel gezahlten Beträge wieder auf ihrem Konto eingehen.

"Kein Durchkommen" bei der Deutschen Botschaft

Und warum haben sie ihre Rückreise selbst organisiert? "Weil am Anfang noch gar nicht bekannt war, dass es so etwas wie Rückholaktionen geben würde", erklärten die beiden am Mittwoch gegenüber dieser Redaktion. Sie hätten sich in drei verschiedene Listen eingetragen, darunter die Krisenvorsorgeliste "Elefand" des Auswärtigen Amtes, die für mögliche Rückholaktionen nützlich sein sollten. Aber da habe es die erste Rückmeldung gegeben, als sie schon in Paris gelandet waren. Und die Deutsche Botschaft in Bangkok? Die habe ihren Betrieb bereits am 23. März eingestellt, während Thailand den Notstand erst am 26. März ausgerufen habe. Angeblich sei die diplomatische Vertretung zwei Stunden am Tag telefonisch erreichbar gewesen. "Allerdings gab es hier absolut kein Durchkommen, um sich bei einem Mitarbeiter über die aktuelle Lage zu informieren."

Die Hand ganz schnell an der Waffe

Es blieb ihnen also nichts anderes übrig als selbst die Ärmel hochzukrempeln: Sie hatten das Glück, dank des Tipps anderer deutscher Urlauber ein Hotel zu finden, doch Verpflegung gab es hier keine  mehr. Und das Glück, doch noch ihren Rückflug zu bekommen – und überhaupt den Suvarnabhumi International Airport zu erreichen. "Überall in Bangkok standen Security-Leute oder Polizei. Und überall haben die Temperaturmessungen durchgeführt", berichten die Zeilerinnen. "Und wenn jemand Fieber hatte, waren die ganz schnell mit der Hand an der Waffe", beschreiben sie eine beklemmende Atmosphäre, obwohl Svenja als Polizistin und Theresa als Krankenschwester durchaus kritische Situationen gewohnt sind. "Im Vergleich dazu sind die deutschen Ausgangsbeschränkungen traumhaft."

1000 Euro für den Leihwagen nach Zeil

Als die beiden endlich im Flieger saßen, war die Rückkehr nach Deutschland keinesfalls gewiss. Würde es nach der Zwischenlandung in Doha, der Hauptstadt von Katar, wirklich weitergehen nach Paris? Und als sie am 26. März tatsächlich wieder europäischen Boden betraten, konnten sie sich nicht sicher sein, ohne Probleme oder überhaupt nach Deutschland einreisen zu können. "Es war nicht zu erfahren, wie es an der Grenze aussieht. Informationen beim Auswärtigen Amt? Absolute Fehlanzeige!" Um weiteren Komplikationen mit Flugzeug, Bahn oder Bus aus dem Weg zu gehen, nahm sich das Ehepaar in Paris "für schlappe 1000 Euro" einen Leihwagen und erreichte nach acht Stunden nächtlicher Fahrt und unbehelligt endlich Zeil.

Es kann jeden Urlauber erwischen

Die beiden Frauen erzählen ihre Geschichte, weil sie darauf aufmerksam machen wollen, dass es jeden Urlauber so erwischen kann wie sie, von wegen nur Luxusreisende. Und dass viele, die jetzt gestrandet sind, mitnichten wissen konnten, was ihnen blüht. Und dass Betroffene unter den katastrophalen Bedingungen schnell unter die Räder geraten. Und wie schwer es ist, in all dem Chaos die Orientierung zu behalten. Im Nachgang hätten sie zum Beispiel erfahren, dass eine der oben genannten Listen für mögliche Rückholung nach einer bestimmten Zeit wieder praktisch gelöscht werde, und die andere Liste die tägliche Eingabe der Daten erfordere, was aus den Seiten aber nicht hervorgehe.

Und welche Konsequenz ziehen Svenja und Theresa Ehehalt aus dem Erlebten? "So schnell werden wir lieber nicht mehr fliegen", sagen sie. Und wenn doch, dann werden sie bei ihrem Reisebudget auch mögliche Krisensituationen einkalkulieren.

 
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  • pfister-stefan@t-online.de
    Eine der wichtigsten Informationen fehlt in dem Artikel: Wann sind die beiden abgeflogen in Deutschland? Ich frage mich, warum der Autor dies nicht erwähnt hat. Sollten die Frauen wirklich zwei Wochen vor ihrem geplanten Rückflug gestartet sein, dann kann man darüber nur den Kopfschütteln.
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  • Werner12
    Rückflug war am 24 März geplant.
    Soviel Blauäugikeit tut mir leid.
    Bekannte sind auch 2 Wochen früher nach Hause mit Mehrkosten, das war am 10 März .
    Sie haben gesagt sie warten nicht bis nichts mehr geht.
    Das sich der Virus verbreitet war jedem spätestens Mitte März bekannt.
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