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STÖCKACH/WESTHEIM
Zwei neue Wappen für die dörfliche Identität
Von Kreisheimatpfleger Günter Lipp
 |  aktualisiert: 19.05.2015 16:47 Uhr

Im Landkreis Haßberge hat zwar jede Gemeinde und jede Stadt ihr eigenes Wappen, aber von den Dörfern führen nur wenige etwas „im Schilde“. Der Wunsch nach einem eigenen Symbol ist allerdings in den letzten zehn Jahren deutlich stärker geworden. Die Dörfer wollen eine eigene Identität, wollen sich nach außen unverwechselbar darstellen. Oft ist dann ein Jubiläum der Anlass, sich nach jemandem umzusehen, der ein Wappen schaffen kann.

Kreisheimatpfleger Günter Lipp in Ebern hat die Heraldik zu seinem Hobby gemacht. Er hat in den vergangenen 40 Jahren mehr als 20 Dorfwappen und mehr als 50 Kommunalwappen, darunter auch das des Landkreises, geschaffen.

In den vergangenen Monaten hat Günter Lipp zwei neue Dorfwappen gestaltet.

Das erste steht für Westheim in der Gemeinde Knetzgau. Die Anfrage dafür kam von Hermann Schnös, der sich als ehemaliger Maler- und Stuckateurmeister noch heute viel mit Wappen beschäftigt. Er hatte ein gemeinsames Symbol für alle Westheimer Vereine im Blick. Bei einer ersten Besprechung stellte sich das Projekt schnell als relativ einfach heraus, denn für Westheim gibt es bereits seit Jahrhunderten ein eigenes Wappen. Es handelt sich dabei vermutlich um ein altes Dorfgerichtssiegel.

Erhalten hat es sich auf zwei Steinreliefs, von denen eines heute in der Sparkassenfiliale und das andere am ehemaligen Feuerwehrhaus hängt. Das ältere ist fast 300 Jahre alt, es stammt aus dem Jahr 1718. Sein Schild zeigt zwei seltsame gekreuzte Geräte, die zunächst nicht zu bestimmen waren. Doch ältere Bauern im Ort haben sie dann erkannt: Es handelt sich um sogenannte Reuten, auch Abstreifer, Vorschäler oder Schälholz genannt. So ein Werkzeug hing am Pflug und erlaubte es, die Schar noch während des Pflügens von der anhaftenden Erde zu befreien. Beispiele dafür findet man noch in Heimatmuseen, aber auch an einzelnen Bildstöcken.

In den Winkeln werden die Reuten im Westheimer Wappen von drei Sternen begleitet. Diese deutet das Dorf heute als Hinweis auf die drei Religionen – katholisch, evangelisch und jüdisch – die es einst in Westheim gab.

Leider sind die alten Abbildungen ohne Farben überliefert. Um die alte Verbindung des Dorfes zum Hochstift Würzburg zu zeigen, wurden dafür Rot und Weiß (Silber) gewählt. Die Sterne erhielten ihr „natürliches“ Gelb (Gold). So ergab sich insgesamt folgende fachliche Beschreibung: „In Rot zwei gekreuzte silberne Reuten, in den Winkeln begleitet von drei goldenen Sternen.“ Die Reinzeichnung hat Heribert Staufer, ein Heraldiker aus Kaufbeuren, angefertigt. Nur dafür sind dem Dorf Kosten entstanden. Doch waren sie geringfügig und wurden von einem Sponsor übernommen.

In Westheim wurde ein altes Dorfsymbol wieder zum Leben erweckt. In den nächsten Jahren wird es Vereinsabzeichen, Plakate, Urkunden, Chroniken und Ähnliches schmücken und so den Stolz der Westheimer auf ihr Dorf, seine Eigenart und seine Geschichte fördern.

Anders waren die Gegebenheiten in Stöckach, Gemeinde Bundorf, für das Herbert Welz bei Heimatpfleger Lipp anfragte. Das Dorf hatte in seiner Vergangenheit nie ein eigenes Zeichen besessen. Hier musste ein grundsätzlich neues Wappen geschaffen werden.

Ansatzpunkt waren dabei, wie so oft, die früheren Dorfherrschaften. Da gab es vor allem zwei, die besonders hervorstachen: die Zollner von Rottenstein und die Herren von Hettersdorf. Erstere führten in Silber drei rote Beile und letztere in Silber einen ausgerissenen schwarzen Eichenschößling.

Die Zollner waren die ersten Lehensträger in Stöckach, die von Hettersdorf ließen hier Schloss und Kapelle errichten. Die beiden Familien sind um 1546 beziehungsweise 1829 im Mannesstamm ausgestorben.

Nach der Beratung mehrerer Entwürfe von Günter Lipp entschloss sich die kleine Gruppe aus Bürgermeister Hubert Endres, Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger und Ortsvertretern für die einfachste vorgeschlagene Möglichkeit, nämlich die direkte Zusammenführung beider Wappenbilder in einem Schild: „In Silber vorne drei (2:1 gestellte) rote Beile, hinten ein bewurzelter schwarzer Eichenschößling.“

Die Reinzeichnung hat Lipp selbst gefertigt, so dass keine Kosten entstanden. Am kommenden Samstag, 23. Mai, wird das Wappen offiziell in Stöckach vorgestellt und von da an hoffentlich häufig verwendet.

Neu: das Dorfwappen Stöckach.
Foto: Günter Lipp | Neu: das Dorfwappen Stöckach.
 
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