Abseits von ausgetretenen touristischen Elefantenpfaden ist das Ehepaar Inge und Manfred Wagner aus Holzhausen fast zwei Monate lang durch den Südwesten Chinas und den Norden Vietnams geradelt.
Eine durch und durch gastfreundliche Bevölkerung, äußerst günstige Preise für Übernachtungen und Verpflegung, völlig neue kulinarische Erfahrungen sowie grandiose und geradezu märchenhafte Landschaften prägten die einige tausend Kilometer lange Reise.
Wie üblich war auch diese Radtour die Fortsetzung einer früheren. Auf diese Weise haben die Biker aus den Haßbergen ein Streckennetz von tausenden Kilometern hinter sich gebracht.
Ganz allgemein lasse sich sagen, dass man auf einem Drahtesel in Südostasien auch ohne spezielle Sprachkenntnisse und trotz fehlender Radwege prima zurechtkomme, berichten die Wagners.
Entgegen der etwa in Reiseführern vertretenen Meinung verhielten sich die Lkw- und Busfahrer in aller Regel rücksichtsvoll. Wie in jedem anderen Land gelte es, vorsichtig zu sein. Aber Angst müsse man nicht haben.
Zwar gebe es überwiegend Fleischsorten wie Schwein, Huhn oder Ente. Aber mitunter bereichern auch Schlangen, Schildkröten, Frösche, Bisamratten, Seidenraupen oder Hunde die Speisekarte, berichtet das Radfahrer-Paar.
Zufällig konnten die Wagners sogar eine Hunde-Schlachtung beobachten. Ganz ähnlich wie bei einem Schwein werde das getötete Tier gebrüht und anschließend abgeflammt, bevor man es ausnimmt.
Über den sogenannten Freundschaftspass radelten sie von China nach Vietnam. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern war über Jahrtausende von tiefem Misstrauen und offener Feindschaft geprägt. Erst durch den gemeinsamen Feind im Vietnamkrieg, die Amerikaner, verbesserten sich die Beziehungen.
Heute begegnen die Vietnamesen Besuchern aus dem Haßgau herzlich und offen – und das, obwohl der Krieg gerade mal 40 Jahre vorbei ist. Etliche Religionen, darunter auch das Christentum, leben in friedlicher Koexistenz miteinander.
Doch Ho Chi Minh ist der unumstrittene Nationalheld: „Er genießt nach wie vor höchste Verehrung, was man auf zahlreichen Plakaten im ganzen Land unschwer erkennt“, berichten die Wagners.
Über weite Strecken habe die Landschaft und Natur eine geradezu märchenhafte Kulisse geboten. Die seit jeher von chinesischen Dichtern und Philosophen umschwärmte Karstlandschaft wirkt wie eine Ansammlung von unzähligen Kamelhöckern.
Manche spitz- oder rundkegelig, andere wie abgeschnitten. Sie entführen die Menschen in eine andere Welt, schwärmt das Ehepaar. Dazwischen haben die Bauern meist mit Reis bepflanzte Terrassenfelder angelegt.
Natürlich steuerten die Holzhäuser Radler auch die weltberühmte Ha-Long-Bucht an: Mit ihren gigantischen Felsformationen mutet sie an wie eine auf unerklärliche Weise geflutete Hochgebirgslandschaft.
Mit ihren vollbepackten Rädern bahnten sich die erfahrenen Weltenbummler aus dem Haßgau ihren Weg durch den Großstadtdschungel. In absehbarer Zeit wollen sie ihre Tour fortsetzen.