Mit Blick auf ein gemeinsames Europa pflegt der Landkreis Haßberge seit 18 Jahren eine intensive und lebendige Freundschaft mit dem schlesischen Kreis Klobuck (Polen) und leistet somit einen Beitrag zum Frieden und Zusammenwachsen der Länder. Das teilt das Landratsamt in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen sind. Auf Einladung seines Amtskollegen Dariusz Pilśniak reiste eine Delegation des Landkreises mit Landrat Wilhelm Schneider und dessen Frau Larissa an der Spitze nach Polen, um die Beziehungen zwischen beiden Landkreisen weiter zu intensivieren. Der Abordnung gehörten auch stellvertretender Landrat Michael Ziegler und die weitere Stellvertreterin Birgit Bayer an. Als Dolmetscher fungierte Pfarrer Dr. Jaroslaw Woch, der in Tschenstochau in Schlesien geboren ist und seit 2016 als Seelsorger in der Pfarreiengemeinschaft Aidhausen-Riedbach wirkt.
Landrat Wilhelm freute sich sehr darüber, den im Mai neu gewählten polnischen Landrat Dariusz Pilśniak persönlich kennenzulernen, nachdem sie sich bisher nur per Videokonferenz ausgetauscht hatten. Beide hoben in ihren Ansprachen die Bedeutung der langjährigen Freundschaft hervor, die als Symbol für Frieden, Zusammenhalt und Dialog steht.
Neben den Freunden aus den Haßbergen hatte Landrat Dariusz Pilśniak auch Bürgermeisterin Miroslava Pelc aus der ukrainischen Partnerstadt Mostyska eingeladen, die sich in Begleitung ihres Ehemannes Alexander und ihres Mitarbeiters Pavlo Osipow auf den Weg in das rund 420 Kilometer entfernte Klobuck gemacht hatte. Seit Beginn der Kriegshandlungen hat der Landkreis Haßberge mit logistischer Unterstützung der polnischen Freunde mehrere Hilfstransporte in die Ukraine liefern können, die in Mostyska dringend gebraucht werden. Neben medizinischen Hilfsmitteln, Notstromaggregaten, einem Rettungswagen und einem Schulbus, die durch Spenden der Haßberg-Bevölkerung finanziert wurden, konnte im vergangenen Jahr mit einer Hubarbeitsbühne und einem Bagger Ausrüstung im Wert von 120.000 Euro in die Ukraine geliefert werden, die dort wertvolle Dienste leisten. Aktuell befindet sich auf gleiche Weise ein weiteres Fahrzeug für den kommunalen Bauhof in der Beschaffung über Bundesmittel. Der frühere Klinikchef und Partnerschaftsbeauftragte Stephan Kolck kümmert sich federführend um die Organisation der Hilfstransporte.
Dank für die Hilfe aus den Haßbergen
Besonders nahe gingen die Gespräche mit den Gästen aus der Ukraine. Der Krieg hat das Leben vieler Menschen, so wie sie es einst kannten, völlig zerstört. Bürgermeisterin Miroslava Pelc ist dankbar für die große Hilfsbereitschaft aus ihrer Partnerstadt Klobuck und dem Landkreis Haßberge. Um das Leben im Ausnahmezustand meistern zu können, ist die Stadt weiterhin auf schnelle Hilfe angewiesen. Dringend benötigt werden zum Beispiel ein Lift für das Krankenhaus, weil sich die chirurgische Abteilung im zweiten Stock befindet, oder schweres Arbeitsgerät, wie Lastwagen und Bagger. Von ukrainischer Seite wurde außerdem angefragt, ob es eine Möglichkeit gebe, traumatisierten Kindern, deren Väter im russischen Angriffskrieg gefallen sind, einen Aufenthalt im Landkreis Haßberge zu ermöglichen.
Spendenkonto Ukraine-Hilfe
"Wir werden euch nach Kräften unterstützen", sicherte Landrat Schneider Hilfe zu. Gesammelt werden weiterhin Geldspenden. Diese können auf das Spendenkonto des Landkreises Haßberge unter dem Stichwort "Ukraine-Hilfe" eingezahlt werden: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, IBAN: DE07 7935 0101 0021 9730 94.
Weiteres Gesprächsthema war, wie die Kontakte zur Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt wieder belebt werden könnten. Die Vertreter aus Polen würden es begrüßen, wenn eine Schülergruppe aus der Hauswirtschaft in der Zeit vom 6. bis 14. Dezember nach Klobuck käme, um gemeinsam mit den polnischen Schülerinnen und Schülern einen sogenannten „Weihnachts-Tisch“ mit kulinarischen Spezialitäten aus der Region vorzubereiten. Eine weitere Idee zur Vertiefung der Zusammenarbeit war, dass sich der Landkreis Klobuck mit regionalen Köstlichkeiten an der Kulinea vom 7. bis 9. März 2025 in Zeil beteiligen könnten.
Ein Höhepunkt war der Besuch des Erntedankfestes, das in Polen auf Kreisebene mit einem Gottesdienst, feierlichen Umzug, beeindruckenden selbst gebundenen Erntekronen und einem Markt mit regionalen Köstlichkeiten und Musik gefeiert wird.
Auf beiden Seiten groß war die Wiedersehensfreude, als die Haßberge-Delegation auf Henryk Kiepura, den früheren Landrat und jetzigen Staatssekretär im Ministerium für nationale Bildung, traf. Nach wie vor liegt ihm die Partnerschaft sehr am Herzen. „Wir sind wie eine kleine Familie“, stellte der polnische Politiker fest und freute sich darüber, dass sein Nachfolger den intensiven Austausch fortsetzt.