Das passt", sagt Lothar Biener und strahlt. Gerade eben hat der Speiersbrunnen unweit des Zeiler Marktplatzes im wahrsten Sinne des Wortes die Krone aufgesetzt bekommen. Und was für eine schmucke Haube. Bunt strahlt sie dem blauen Himmel entgegen.
Die Frauen und Männer um Lothar Biener vom Heimat- und Trachtenverein sind ein eingespieltes Team.

Die vorösterliche Zeit, die beginnt für die Mitglieder des Vereins allerdings viel viel früher. Schon um die Weihnachtszeit heißt es an Ostern denken. An die Basis für den Brunnenschmuck, das Grünzeug. Es wird immer schwieriger, geeignete Fichten oder Tannen zu bekommen, berichtet Biener.
Und so halten auch schon mal die Mitarbeiter des Bauhofs, wenn sie auf der Suche nach geeigneten Christbäumen für die Weihnachtszeit sind, auch Ausschau nach Bäumen, die es zwar nicht als Weihnachtsschmuck schaffen, aber dann doch noch Karriere auf dem Osterbrunnen machen können.
Die Stunde der Binderinnen
Normalerweise am Donnerstag vor Palmsonntag wird es dann ernst. Die Bäumchen werden geschlagen und die Zweige zum Binden zurechtgeschnitten. Körbeweise und auf Haufen liegt der grüne Schmuck in der Scheune des Vereinsdomizils bereit. Dann kommt die Stunde der Binderinnen.

Es gehört Geschick und natürlich auch eine gute Portion Erfahrung dazu, die Zweige so um das eiserne Grundgerüst zu drapieren, dass natürlich nicht nur die Grundkonstruktion verdeckt ist, sondern das Ganze auch ein Gesicht hat. Oder wie es Petra Schumann ausdrückt: „Dass die Bögen gleichmäßig stark sind.“ Hauptsächlich Fichte und Tanne bringen die Binderinnen mit Draht in Form. „Es ist nicht anders, als beim Adventskranz-Binden“, so Schumann.
Früher, das war ab dem Jahr 1985, als die Idee für den Zeiler Osterbrunnen geboren wurde. Auf einer Sitzung des Vereins kam man auf den Brauch in der Fränkischen Schweiz zu sprechen. „Wir fanden damals, dass es einfach ein schöner Brauch ist.“ Und seitdem wird der Speiersbrunnen zum Osterbrunnen, „heuer zum 33. Mal“, sagt der 79-jährige Biener nicht ohne Stolz.

Arbeitsteilig nehmen die Bögen Form und Farbe an: Zu jeder Binderin gehört auch eine Frau, die die Zweige in kleinen Portionen anreicht. Es geht flott voran, Petra Schumann kümmert sich um die Krone. So filigran die schmucke Haube auf dem fertigen Brunnen einmal wirken wird, so sind es doch rund acht Meter, die mit Grün ummantelt werden müssen.
Dazu fertigt Schumann auch die große Girlande rings um den Brunnen herum – noch einmal zwölf Meter. Rund 25 weitere Meter kommen mit den Bögen dazu. „Ein bis zwei Bäume brauchen wir immer fürs Binden“, sagt Lothar Bieners Frau Maria. Und sie holt schon mal ein paar Eier, um zu testen, wie sie sich in den gebundenen grünen Girlanden machen.

Für sie haben die Vorbereitungen für den Osterbrunnenschmuck schon vor etlichen Wochen begonnen. Sie bringt die Farbe in das Schmuckstück über dem Sandsteinbrunnen, die 79-Jährige ist für die Eier am Brunnen zuständig. Rund 2000 Eier werden in den gebundenen Bögen, in der Krone oder als Girlanden am Brunnen zu sehen sein. Und fast alle sind richtige, weiße Hühnereier.
Nur im unteren Bereich werden auch Kunststoffeier angebracht, weil die richtigen Eier immer wieder zerbrochen wurden. Aber das hat in den vergangenen Jahren eigentlich nachgelassen, so Lothar Biener. Jedes Jahr müssen dennoch etwa 200 bis 250 Eier ersetzt werden.

Weil sie zum Teil auch mit der Zeit unansehnlich wurden, wenn sie etwa vom Wind gebeutelt wurden. Aber natürlich auch, weil viele Menschen gar nicht glauben, dass es richtige Eier sind und sie dann mit den Händen eine Druckprobe machen. Lothar Biener: „Schreiben Sie ruhig rein: Die Eier sind echt, bitte nicht testen!“
Die Eier sind echt, bitte nicht testen!
So würde wohl seiner Frau auch manche Stunde Arbeit erspart bleiben. Mindestens sechs Mal muss jedes Ei in die Hand genommen werden. Vom Grundieren, bei dem ihr Anzilla Reichhardt hilft, bis hin zu den verschiedenen Farben, die immer wieder erst trocknen müssen. Und am Ende gibt's noch einen Überzug mit Klarlack.
Etwa zwei Stunden für zehn Eier braucht sie, so Maria Biener. Und woher nimmt sie ihre Motive? Am Anfang hatte ihr ein Vereinsmitglied Blumenmuster gezeigt, dann lässt sie natürlich auch ihre Fantasie walten. Und manchmal, sagt sie schmunzelnd, holt sie sich auch ein wenig Inspiration an anderen Osterbrunnen.
Kistenweise stehen die Eier am Speiersbrunnen, wenn der Tag des Aufbaus kommt. Und auch da zeigt sich, dass inzwischen Routine eingekehrt ist. Das Oberteil der Krone wird noch am Boden mit den Eiern geschmückt. Dann kommt Stephan Tully von den Zeiler Stadtwerken und hebt mit dem Hubsteiger das Schmuckstück auf das Haupt des Brunnens.
Ein gutes Dutzend Helfer sind beim eigentlichen Aufbau dabei. Arbeitsteilung auch hier: Während einige in den höheren Bereichen des Brunnens schmücken, tragen andere die Eier bei. Natürlich nach Vorgabe, welche Farbe gerade gebraucht wird.
Nach gut zwei Stunden ist der Osterbrunnen fertig. Insgesamt haben die Mitglieder des Vereins dann wieder rund 150 Stunden investiert, damit am Platz unweit des Marktplatzes ein buntes Schmuckstück entstanden ist.
Auf jeden Fall bis zum Weißen Sonntag wird der Zeiler Osterbrunnen zu bewundern sein, weil er an diesem Tag auch ein beliebtes Fotomotiv ist. Viel länger wird das Grün in diesem Jahr wohl auch nicht durchhalten, denn, so Lothar Biener: „Solange wie wir den Osterbrunnen aufbauen, war's noch nie so warm wie heuer.“ Sagt's und genießt den Augenblick, der für ihn nach den Tagen und Wochen der Vorbereitung immer der Schönste ist: „Wenn der Brunnen steht.“