So bunt kann der Winter im Landkreis sein. Grüne Äste durchziehen den Kreis, gelbe Zweige gehen von den Ästen ab und zwischendrin noch rote Linien. Zu sehen ist dies auf dem Straßennetz-Plan des Kreises. Grün sind die Bundes- und Staatsstraßen markiert, gelb die Kreisstraßen und rot Straßenabschnitte, die jetzt im Mittelpunkt bei einer Pressekonferenz des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt und der Tiefbauverwaltung des Landkreises standen: Straßen, die die beiden Behörden im Rahmen einer Kooperation getauscht haben, um den Winterdienst im Landkreis zu optimieren (wir berichteten).
Um eine engere Zusammenarbeit zwischen Staat und Kommunen, insbesondere beim Winterdienst, aber auch bei den saisonunabhängigen Arbeiten, bemühe sich seit einiger Zeit der Freistaat, erklärte Holger Bothe, Leiter des Staatlichen Bauamtes. So wurden in Zusammenarbeit mit einem Büro Räum- und Streupläne überarbeitet mit dem Ziel, Leerfahrten zu reduzieren und Fahrzeuge und Personal einzusparen. Der Straßendienst soll wirtschaftlicher werden, das Niveau beibehalten oder verbessert werden, so Bothe bei der Vorstellung der Kooperation.
Für Landrat Rudolf Handwerker steht außer Frage, dass eine solche Kooperation zwingend erforderlich ist. Das war's dann aber auch an Zustimmung vom Landkreis-Chef in Richtung München. Stattdessen harsche Kritik. Denn angesichts des bunten Farbenspiels auf der Straßennetz-Karte sieht Handwerker offenbar rot. Für ihn ist es ein Unding, dass zwei Verwaltungen nebeneinander agieren. Was nun mit der Kooperation zustande gekommen sei, ist für ihn allenfalls eine „Krücke“ auf dem Weg zum eigentlichen Ziel, nämlich einem Baulastträger mit alleiniger Verantwortung, wie Handwerker im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. Versucht habe man dies, allerdings ohne Erfolg. Auch nicht beim Ziel die zweitbeste Lösung zu erreichen: Dass die beiden Behörden jeweils für ein abgeschlossenes Gebiet zuständig wären.
Für Handwerker ist die Aufteilung, wie sie nun in der Kooperation geschehen ist, „eigentlich eine unwirtschaftliche Organisation“, zudem eine „gigantische Geldverschwendung“, wie er auf der Pressekonferenz zornig sagte, denn er sieht ein Einsparpotenzial von zehn bis 15 Prozent. Man werde nach einem Jahr Bilanz ziehen und das eigentliche Ziel weiter verfolgen, so Handwerker.
Und wie sieht nun die Kooperation aus? Details erläuterten neben Holger Bothe auch der Leiter der Tiefbauverwaltung am Landratsamt, Alfons Schanz, sowie Oliver Renoth (Straßenmeisterei in Zeil) und Straßenmeister Otto Stark.
Auf jeden Fall soll es nicht mehr so sein, dass im Landkreis Autofahrer auf einer geräumten Strecke fahren und plötzlich eine schneebedeckte Fahrbahn vor sich haben, nur weil eine andere Behörde zuständig ist. Was von Anfang an Ziel war: Leerfahrten zu reduzieren. Und das passiert spürbar, berichtete Schanz. Der Leerweg sinke bei einem Räum- und Streueinsatz von 331 Kilometer auf 192 Kilometer. Die Anzahl der Touren konnte von 23 auf 21 reduziert werden. Der Synergieeffekt zeige sich, so Schanz: Schwärmten vor der Neuordnung jeweils drei Straßenwärter von Landkreis und Staatlichen Bauamt aus, werden dies künftig nur insgesamt vier Mitarbeiter sein. Personalabbau werde es dennoch nicht geben, sagte Holger Bothe.
Staatliches Bauamt
Von der Straßenmeisterei in Zeil aus werden 120 Kilometer Bundesstraßen und 215 Kilometer Staatsstraßen betreut. Der Bauhof ist in Zeil, ein Stützpunkt ist außerdem in Ermershausen. Für den Winterdienst sind drei eigene Lastwagen im Einsatz, zudem zwei eigene Unimogs sowie sechs Fremdfahrzeuge. Die Streutechnik: Wie der Landkreis setzt die Straßenmeisterei auf Feuchtsalzstreuung mit eigens hergestellter Lauge. Salzlager: Bei der Straßenmeisterei in Zeil beträgt der Vorrat rund 1000 Tonnen, am Stützpunkt in Ermershausen etwa 500 Tonnen. Der jährliche Salzverbrauch liegt in einer Größenordnung von 2000 bis 2500 Tonnen.
Landkreis Haßberge
Die Tiefbauverwaltung des Landkreises Haßberge kümmert sich um 321 Kilometer Kreisstraßen sowie um 14 Kilometer so genannte Betreuungsstraßen. Der Bauhof befindet sich in Haßfurt, ein weiterer Bauhof ist in Ebern. Sieben eigene Fahrzeuge sind für den Winterdienst des Landkreises im Einsatz, zudem drei Fahrzeuge von Lohnunternehmen. Wie vom Staatlichen Bauamt auch wird vom Landkreis Feuchtsalz ausgebracht, mit einer eigens hergestellten Lauge. Die Salzlager sind in Haßfurt am Bauhof (rund 900 Tonnen) sowie am Bauhof in Ebern (etwa 600 Tonnen). Der jährliche Salzverbrauch liegt zwischen 600 und 2500 Tonnen.