Franken nimmt mit seinen Bildstöcken und Flurdenkmälern eine kunstgeschichtlich interessante Sonderstellung ein. Der Erhalt und die Pflege dieses weit verstreuten Überlieferungsschatzes ist eine wichtige Zukunftsaufgabe für die fränkische Heimatkunde. Gerhard Thein, Betreuer des Gemeindearchivs und ehemaliger Mitarbeiter der Gemeinde Knetzgau, hat in einem Buch mit dem Titel: "Zeitzeugen aus Holz und Stein – 15.-21. Jahrhundert der Gemeinde Knetzgau" Bildstöcke und Flurdenkmäler aus Knetzgau und den Gemeindeteilen festgehalten. Herausgeber ist die Gemeinde Knetzgau.
Das Buch ist laut Geleitwort von Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus eine Fundgrube für Volkskundler und für die Geschichte der Denkmäler, Votivtafeln und Skulpturen in der Gemeinde und ihren Ortsteilen. Insgesamt sind 124 Einzelobjekte beschrieben. Der größte Teil der vorhandenen Exponate sind "Zeugen des Glaubens" wie der Autor die Flurdenkmäler nennt.
Nicht alle aus religiösen Gründen geschaffen
Für den einen oder anderen "Zeitzeugen" aber sei der Begriff Flurdenkmäler nicht zutreffend, da es keine religiösen Bildstöcke sind, sondern aus verschiedenen Gründen geschaffene Denkmäler aus Holz und Stein. Obwohl sie erst vor 30 bis 40 Jahren erstellt wurden, ist der Grund der Aufstellung und was sie darstellen sollen heute schon fast in Vergessenheit geraten, wie etwa beim Brunnen auf dem Vorplatz am Rathaus oder beim Relief im Treppenaufgang zum Ratssaal in Knetzgau.
Dem Autor geht es vor allem darum, das jetzt noch vorhandene Wissen über die Denkmale für die Nachwelt festzuhalten. Wie wichtig ihm dies alles ist, zeigt der Versuch Gerhard Theins, das Geheimnis um das Denkmal an der Nordseite der Autobahnmeisterei in Knetzgau zu lüften – leider ohne Erfolg. Sicher ist nur, dass es um 1990 beim Bau der Autobahn A70 und der Autobahnmeisterei erstellt wurde.
Die Namen der Künstler fehlen oft
Auch bei den Kriegerdenkmälern fehlen laut Autor vielerorts Informationen über den Zeitpunkt der Errichtung. Auch die Namen der Künstler fehlen oft. Bei anderen Objekten ist es Thein nach jahrlangen Recherchen gelungen, Licht ins Dunkel zu bringen. So konnte er unter anderem die Deutung des im Gemeindeteil Hainert vorhandenen Holzkreuzes mit zwei Doppelbalken herausfinden. Auch für das Brückendenkmal an der Ortseinfahrt von Zell am Ebersberg hat Thein eine Antwort gefunden: "Paul Hinz, ehemaliger Rektor und Ehrenbürger der Gemeinde Knetzgau, war der Ideengeber und Initiator für dieses Denkmal, das erst 1990 erstellt wurde". Auch die Bedeutung der Inschrifttafeln auf Friedhöfen und an Kirchenmauern werden im Buch zum Teil ausführlich beschrieben.
Nach den Flurbereinigungen in den 1950er und 1960er Jahren standen alte Flurdenkmäler manchmal auf einmal in der Mitte eines Ackers. Sie wurden abgebaut und am Wegesrand abgelagert oder "entsorgt". Thein ist sich sicher, dass viele Denkmäler durch die Flurbereinigung verschwunden sind. Es gab aber auch Bürgermeister, Vorsitzende der Flurbereinigung, Vereinsvorstände oder Privatpersonen, die sich laut Thein um den Erhalt solcher Denkmäler große Verdienste erworben hätten.
Brückenheiliger zum dritten Mal aufgestellt
Das sogenannte Siebenschläferdenkmal in Oberschwappach würde es zum Beispiel ohne den Einsatz des Steigerwaldklubs und seines damaligen Vorsitzenden nicht mehr geben. Auch die Jagdgenossenschaft Knetzgau hat in jüngster Zeit die Nepomukstatue an der Staatsstraße nach Sand erneuern und mit einem Dach versehen lassen. Es ist laut Beschreibung von Thein übrigens bereits die dritte Aufstellung des Brückenheiligen. Die erste Statue lag nach einem großen Hochwasser im Jahre 1896 im Bach. Sie wurde aufgrund des Einsatzes des damaligen Pfarrers Diel mit großzügigen Spenden der Bevölkerung 1898 aus dem Bach geborgen und wieder aufgestellt.
Das Buch "Zeitzeugen aus Holz und Stein" von Gerhard Thein, herausgegeben von der Gemeinde Knetzgau, kann im Bibliothekszentrum (BIZ) in Haßfurt und in der Gemeindebücherei Knetzgau ausgeliehen werden. Bei der Gemeinde Knetzgau kann es bei Angelika Barthel für 10 Euro erworben werden.

