
Dass die Stadt Hofheim jahrhundertelang über drei Stadttore verfügt, ist weit über die Haßberge und den Steigerwald hinaus bekannt. Dass ein Tor einer ganz anderen und magischen Art nunmehr in Hofheim steht, wissen die Wenigsten.
Steht man vor den Schaufenstern der Gärtnerei Jooß, wird der Dachvorbau von einem sonderbaren Baumstamm gestützt. Bei näherem Betrachten entdeckt man, dass ein Ast aus einem Buchenstamm wächst. Und weil ihm das anscheinend nicht gefällt, wächst er zurück und vereint sich vollständig, in gleicher Stärke, wieder mit dem Stamm. Man nennt solch ein Wunder "Elfentor", da die Mythen erzählen, dass Elfen aus der Elfenwelt in die Menschenwelt durch solche Öffnungen zu uns gelangen.
Als Elfen werden Naturgeister, Fabelwesen bezeichnet, die ursprünglich aus der nordischen, germanischen sagenhaften Überlieferung stammen. Elfen wird nachgesagt, dass sie magische Kräfte haben, tief mit der Natur verbunden seien und die Fähigkeit besitzen, Kranke zu heilen.
Der Onkel Franz Männling ist "schuld"
"Mein Onkel, Franz Männling, hat immer wieder Überraschungen in Form von Kunstwerken für mich parat, wie die überdimensionale Kette aus Holz, die rechts vor der Gärtnerei steht. Doch eines Tages brachte er etwas Schweres, äußerst Ungewöhnliches, eine Seltenheit der Natur – ein Elfentor", so Andrè Jooß.
Die Redaktion hat sich mit Franz Männling in Verbindung gesetzt. Wer ist dieser Mann, der im Wald dieses "Elfentor" gefunden hat? Was hat ihn bewogen, diese Naturseltenheit nach Hofheim, zu seinem Neffen Andrè zu transportieren.

Franz Männling aus Ehekirchen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist ein Mann mit vielseitiger Begabung. Aufgewachsen ist er in Knetzgau am Main auf einem Bauernhof. Beruflich stand er als Starfighter-Pilot öfter einmal nicht mit beiden Beinen auf der Erde, aber immer voll im Leben. Bis Piloten der Bundeswehr den Eurofighter fliegen dürfen, durchlaufen sie eine fordernde Ausbildung, denn nur die Besten schaffen es ins Cockpit.
Ein Künstler, der gerne Engel aus Holz erschafft
Vermutlich war es die oftmalige Nähe zum Himmel, die ihn veranlasst, in seiner Freizeit am liebsten Engel aus Holz zu erschaffen? So kreierte er den Kunstnamen "frangelo" – zusammengesetzt aus Franz und Angelos (griechisch der Engel). Dieser Franz aus Ehekirchen hat einen besonderen Bezug zum Universum und zur Natur. So lassen ihn Geruch und Geschichte eines Baumstammes in einen künstlerischen und handwerklichen Dialog mit den sechs verschiedenen Zonen eintreten, aus denen der Stamm aufgebaut ist. Dies sind die Rinde, übers Kambium, Splint-, Kernholz bis zum Mark. Das Ziel ist nicht nur die fertige Skulptur, sondern in erster Linie der spannende Weg dorthin. So bleibt der Künstler offen für die spontan entstehenden "Zufälle" während des Arbeitsprozesses, die dem Werk manchmal eine unerwartete Wendung geben können.
"Im letzten Jahr bin ich mit einem Freund durch die Waldabteilung ,Kugelholz' in Ehekirchen gewandert. Da lagen Buchenholzstämme am Wegesrand zum Abtransport bereit. Mit dabei ein wunderschönes Elfentor. Ich habe es sofort erkannt und wusste, jetzt heißt es schnell handeln." Seine Erkundungen ergaben, dass der Eigentümer der Holzstämme der Bayerische Staatsforst ist, dem Männling dann den Stamm abkaufen konnte.
Gärtnerei in Hofheim als perfekter Standort
Zuerst hatte Franz Männling eine andere Idee bezüglich des Elfentors, die sich aber nicht verwirklichen ließ. Doch dann wusste er den Aufstellungsort. "Es war wie eine Fügung, es sollte so sein. Hofheim war sein Bestimmungsort, denn ich musste keinen Zentimeter des Stammes kürzen. Er passte genau unter den Vorbau der Gärtnerei."
Übrigens, der Gärtnereiinhaber Andrè Jooß hat nichts dagegen, wenn jemand versucht, behutsam durch das "Elfentor" zu steigen, um "in die Elfenwelt voller Magie und Licht zu gelangen". Wem das nicht gelingt, der könne sich zumindest in der Gärtnerei ein klein wenig wie im Garten Eden fühlen.